Partner Hund

Besuche ihrerseits, Vorgespräche und das Prüfen auf „Kompatibilität“ der Hunde waren absolviert und nun ging es lediglich noch um das aus meiner Sicht obligatorische Besichtigen des zukünftigen Umfeldes, das uns in den Gesprächen so schmackhaft gemacht wurde. Ein Wahnsinn, ein Traum, wie vorhergesagt ein großes Haus und ein tolles Gelände mit Wimbledon-Rasen (wie kann das sein bei drei Hunden?), aber drei relativ kleine Hundeboxen in- klusive zwei recht großer Hunde. Ich versuchte neutral zu bleiben, denn wer weiß, weshalb die zwei ge- rade jetzt dort „geparkt“ waren. Auf meine Frage, wo denn der Dritte im Bunde sei, antwortete man mir, dass der im Souterrain leben würde, denn der mache manchmal Unfug und sei durchaus auch nicht so pflegeleicht wie die anderen beiden und würde viel Dreck verbreiten. Stimmt, schmutzig war es wahrlich nicht in dem Haus und nun dachte ich auch darüber nach, weshalb ich eigentlich meine Schuhe habe ausziehen sollen. Hier ging es sehr

etepetete zu. Alex – so nenne ich mal unseren Schützling – hingegen dürfe oben wohnen, die Flugbox wäre schon vorbereitet, denn er sei ja kurzhaarig und somit kein Schmutzi, wie sie es nannten. Mooooomeeeent … Und weil es draußen regnet und die Hunde noch nicht trocken sind, müs- sen sie jetzt in die Box? Ja, und wenn Klienten des Gatten kommen und wenn die Kinder aus erster Ehe sie am Wo- chenende besuchen – man wolle ja ver- antwortungsvoll sein. Am Ende stellte sich heraus, dass die Hunde täglich circa sechs bis acht Stunden in der Box ver- brachten und nachts sowieso. Boxen sind keine Verwahrstationen Mir fehlten die Worte. Ich beendete den Besuch umgehend, um uns – sor- ry, liebe Viernheimer – dann wegen Unhöflichkeit schlechte Kritik im WWW einzuholen. Macht nix. Es geht um un- sere Hunde/unsere Brut und die geben wir nicht an Menschen, die nicht mehr alle Latten am Zaun haben. Was soll das denn bitte? Kann sich ein Mensch

vorstellen, was es mit dem sozialen Le- bewesen Hund macht, wenn er ständig in der Box leben muss? Und ja, manch- mal ist es so. Hunde, die im Dienst des Menschen stehen, sei es bei der Polizei, Suchhunde etc., die müssen da nun be- dingt manchmal durch. Ja, man kann es ihnen gut in den Bo- xen machen. Aber bitte nicht, um seine Hunde dort ständig zu parken. Wozu habe ich denn einen Hund? Damit es natürlich mir, aber auch ihm, gut geht – oder liege ich da falsch. Natürlich, fürs Autofahren und mal für KURZE Besorgungen – wenns sein muss – mal fürs Staubsaugen, mal fürs vor sich selber Bewahren, mal für einen kleinen Moment, wenn Besuch kommt – das ist alles kein Thema. Aber bitte nicht, wie ich schon von Züchtern ge- hört habe, die läufige Hündin oder den Rüden dort über zehn Tage einsperren und auch nicht, weils bequem ist. Das ist und bleibt tierschutzrelevant. Auch, wenn es hinter verschlossener Tür statt- findet, ist es unschön! Die Box als Rückzugsort Und wenn schon Box, dann bitte darauf achten, dass keiner von außen rein- glotzt, die Finger reinsteckt, kein an- derer Hund an dem Kennel schnüffelt, dass genügend Wasser zur Verfügung steht und vor allem, dass der Kennel groß genug ist. Ich bin mir sicher, dass alle Leser dieser Zeitschrift ohnehin wissen, dass das selbstverständlich ist, und dafür danke ich von ganzem Her- zen im Namen der Hunde.

Perdita Lübbe-Scheuermann ist eine der bekanntesten Hunde- trainerinnen Deutschlands. Sie engagiert sich in ihrem Projekt „Start ins – neue – Leben“ für Tierheimhunde mit „Neben- wirkungen“ und betreibt die Hunde- akademie in Darmstadt. Infos: www.hundeakademie.de

JULI 2022 | PARTNER HUND 89

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