Innere des Campers gewöhnt hatte, sollte hier wieder mehr von der Natur erleben dürfen. Neben ihnen stand der Camper von Paul und Irene, einem älteren Schweizer Paar mit großem Herz für Tiere. Sofort schlos- sen sie Sweety ins Herz. Paul gab Klaus ein langes, blaues Seil mit den Worten: „Damit könnt ihr sie an der Leine laufen lassen.“ Die Abende wurden zu kleinen Oasen der Ruhe. Die Sonne ver- sank glühend im Atlantik, der Wind brachte salzige Luft und den Duft von Pinien. Sweety sprang flink zwischen den Stühlen umher, neugierig und frei. Gespräche mit Paul und Irene, mal tiefgründig, mal leicht, trugen zur Heilung der wunden Seele bei. Klaus spürte, wie der Frieden lang- sam zurückkehrte – zumindest für einen Moment, fernab der Sorgen, im Schein des Abendrots. Wenige Tage vor Weihnachten brachte Klaus Octavia zum Flughafen Agadir. Der Abschied fiel schwer, und tief im Inneren schmerzte es ihn, sie ziehen zu lassen. Doch er wusste, dass sie es brauchte – für sich, für Puffy, für ein Stück Frieden. Sweety spürte die Veränderung, schmiegte sich ein letztes Mal an Octavia, bevor sie auf den Vordersitz des Campers sprang. Klaus sah Octavia mit einem kleinen Trolly durch die Glastüren der Abflughalle verschwinden.
Katzenkind ganz groß Die neugierige und lebensfrohe Sweety lernt jeden Tag etwas Neues dazu
Ait Baha, fernab von allem, umgeben von rauer Natur. Die Nacht war ster- nenklar, doch sein Herz schwer. Kein Empfang, keine Nachrichten – nur er und Sweety in der stillen Bergwelt. Die Katze war aufmerksam, fast beschüt- zend an seiner Seite. Am nächsten Tag erreichte Klaus Tafraoute, eine Stadt eingebettet in eine beeindruckende Granitland- schaft. Er erinnerte sich an frühere Reisen mit Octavia, an das leucht- ende Rot der Felsen im Morgenlicht. Die Menschen waren freundlich, aber
zurückhaltend. Trotz der Abgeschie- denheit fühlte er sich hier geborgen. Während er gerade den Weg zur Werkstatt suchte, blitzte auf seinem Handy eine Nachricht auf: Zwei Tou- ristinnen aus Skandinavien waren in einem Bergcamp ermordet worden – nur wenige Kilometer von seinem letzten Schlafplatz entfernt. Ein kalter Schauer durchfuhr ihn. Was, wenn er selbst betroffen gewesen wäre? Sofort dachte er an Octavia. Sie würde sich schreckliche Sorgen machen, wenn sie nichts von ihm hörte. Seine Internetkarte war fast leer, doch bevor er irgendetwas an- deres tat, suchte er verzweifelt nach Netz, um ihr ein Zeichen zu senden: „Ich bin okay.“ Sweety blieb neugierig an sei- ner Seite – hatte sie Klaus als kleine Glückskatze in einer Welt voller Schönheit aber auch Gefahren vor etwas ganz Schlimmen bewahrt?
Stille Momente in fremder Natur
Nun war Klaus allein mit Sweety. Sein Ziel war Tafraoute in den Bergen, wo eine Werkstatt den Camper neu la- ckieren sollte – ein Tipp von Paul und Irene. Auf dem Weg fand er einen stil- len Schlafplatz in der Region Chtouka-
Farbenpracht Traditionelles
Kunsthandwerk in den Straßen Marrakeschs
SEPTEMBER 2025 | GELIEBTE KATZE 67
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