Katzenzüchterin und Café-Betreiberin Cherylee Sue Powell lebt ihren Traum in Kapstadt. Herzschmerz, harte Arbeit und die Leidenschaft für Katzen zeichnen das Porträt einer außergewöhnlichen Frau Mit Charme & Chai nach Südafrika
TAMARA KRANTZ
E s ist der Albtraum eines jeden Katzenbesitzers: Katze Mushu im Gebüsch des Nach- barhauses. Vor nur neun Monaten hat sie die kleine Sibrische Katze einem zwielichtigen Ehepaar im südafrika- nischen Johannesburg abgekauft. Das Männchen, dass die Familie behalten wollte, kommt wenige Tage später durch eine Schussverletzung im sel- ben Viertel ums Leben. Mushu, so wird Cherylee später Nach Tagen der Suche findet Cherylee ihre verstorbene immer wieder erzählen, war diese eine Katze, dieses ganz besondere Haustier. Eines, das man noch mehr liebt als alle davor und danach. Sie war der Rasse entsprechend menschenfreundlich, verspielt, sogar schwimmen ging sie gern! Hier, vor ihren sterblichen Über- resten, die der Nachbar achtlos im Gebüsch verschwinden lassen wollte, fühlt es sich so an, als wäre die Welt zu Ende. Doch tatsächlich ist es der An- fang einer märchenhaften Geschichte, die heute bei etwa vierzig Sibirischen Katzen in Cherylees Haus endet. Der „Good Friday“ wird zum Albtraum Schon als Kind mit Hunden, Katzen und Pferden groß geworden, verlan- gen Cherylees Eltern von ihr, was sich so viele Erwachsene von ihren
Kindern wünschen: „Lerne etwas Anständiges!“ Drei Jahre lang absol- viert sie das Studium zur Tiefbau- zeichnerin und wird dann, ihrem künstlerischen Talent und der Liebe zu Tieren zum Trotz, Stewardess. 14 Jahre lang fliegt sie um die Welt. Sie heiratet und bekommt zwei Kinder. An dieser Stelle könnte ein Happy End stehen. Doch das tut es nicht. Am „Good Friday“, dem 25. März 2005, kommt ihr Ehemann bei einem Motorradunfall ums Leben. Für Cherylee und die zwei jungen Töchter brechen harte Zeiten an. Schon immer künstlerisch aktiv, mit einer besonderen Neugier für Skelet- te, Knochen und Tierschädel, die sie seit frühester Kindheit sammelt, wird ihre Malerei jetzt autobiografisch. Unter ihrem Künstlernamen „Dark Art“ bringt sie Trauer und Verlust auf die Leinwand. Schon damals sind Katzen ihr treuer Begleiter und nicht selten Gemäldemotive. Doch die Katzenzucht? Die liegt hier noch in weiter Ferne. Wie die Sibirischen Katzen nach Afrika kamen Wir schreiben das Jahr 2011. Nach Monaten der Trauer um Mushu, die Hauskatze, die der Nachbar überfah- ren hat, ist klar: Es soll wieder eine Sibirische Katze einziehen. Doch bei
Zwei Seelen finden sich Mit dem Kauf von Mushu, einer Katze aus einem sozialen Brennpunktviertel, beginnt sie: die Geschichte von Cherylee Sue Powell als Katzenzüchterin
JULI 2022 | GELIEBTE KATZE 81
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