28 DAS PASSENDE BIER ZUM ESSEN
„Bier ist eine wahrhaft göttliche Medizin“ empfahl der Schweizer Arzt Paracelsus be- reits im 16. Jahrhundert – bis heute ist das Getränk weltweit nicht nur sehr beliebt, son- dern auch in vielen verschiedenen Variationen erhältlich. Doch welches Bier passt ei- gentlich zu welchem Essen? Eine kulinarische Pilgertour durch die Region. Leicht und hell, kräftig und dunkel
Es ist ein Klischee, das stimmt: Ein gut gekühltes Bier passt zum Grillabend genauso gut wie der Deckel auf die Flasche. Doch Ob- acht: Bier ist ein Getränk mit echtem Charakter, jede Sorte, jede Variation für sich ein geschmackliches Unikat. Und nicht zu ver- gessen: Wir leben in einem Land, in dem die Bierkultur seit jeher nicht nur groß ge- schrieben, sondern auch ge- lebt wird. Doch was oftmals nur un- ter Experten heiß disku- tiert wird, sollte auch unter Bierkennern ein Pflichtge- spräch sein: Welcher Ge- schmack passt am besten zu welchem Essen? Hört man sich ein wenig um, findet sich schnell eine Faustfor- mel: Leichtes Bier zu hel- lem Fleisch, kräftiges Bier zu dunklem Fleisch. Wer jedoch stark geschmacksin- tensive, deftige Speisen ser- viert, sollte bei der Aro- mastärke des Biers ruhig zurückhaltender sein. Ver- fügt das Bier jedoch über ähnliche Aromen wie die geplante Mahlzeit, schei- nen beide sehr gut mitei- nander zu schwingen. So sollen sich vor allem fruch- tig-süße Biersorten vor al- lem zu Speisen mit fruchti- gen Zutaten eignen. Aber ist es wirklich so ein- fach? Vielleicht muss man erst einmal auf Pilgerschaft gehen, um herauszufin-
Litern pro Brauvorgang. Gebraut wird in Grasdorf traditionell in reiner Hand- arbeit. Das milde, malzi- ge Bier reift ganze 40 Tage, bevor es verköstigt und ge- nossen werden darf. Brau- er Horst-Günther Bode ist sich sicher mit seiner Empfehlung für das dunk- le, obergärige Bier: „Zum ‚Schwarzen Huhn‘ passt am besten ein Treberbrot mit Schmalz oder Schafskäse!“ Fast schon in Sichtwei- se pilgert es sich gemüt- lichen Schrittes in Rich- tung Heinde – denn auch hier kann der aufmerksa- me Wanderer eine wahre Begeisterung für das tradi- tionelle Bierbrauen entde- cken. Das Ziel der Jungs von Heinder Naturtrüb ist nämlich, ein leckeres und regionales Bier in bester handwerklicher Qualität zu brauen. Wie der Name ver- rät, sind die Biere grund- sätzlich naturtrüb, also un- filtriert abgefüllt. Somit bleiben neben den sicht- baren, gesunden Trübstof- fen auch jede Menge Vit- amine und Spurenelemente im Bier erhalten. Das „Em- mer Weizen“ entwickelt unter ausgewogener Zuga- be des Urgetreides Emmer einen besonderen würzigen Körper; das „Kellerbier“ ist durch die kräftige Bern- steinfarbe mit einer mild- röstigen Biskuitnote unver- wechselbar; das „Heinder
den, welche Entdeckungen sich machen lassen. Dass Bier in Deutschland eines der beliebtesten Getränke ist, kann statistisch bewie- sen werden: Von Flensburg bis nach München gibt es weit über 1.400 Brauereien. Über 25 verschiedene Bier- stile sind in der Bundesre- publik, der ursprünglichen Heimat des Reinheitsge- bots, zu finden: Pilsner, Altbier, Schwarzbier oder Kölsch, Porter, Stout oder Pale Ale. Und innerhalb dieser verschiedenen Sti- le gibt es zwischen 5.000 und 6.000 verschiedene Biersorten – übergreifend im ganzen Land. Aber be-
sonders im Hildesheimer Umland ist in den letzten Jahren eine ganz eigene, besondere Vielfalt entstan- den, die sich schmecken lassen kann. So hat sich 2008 in Grasdorf die Brau- gruppe „Schwarzes Huhn“ zusammengefunden, um für ein Dorffest im Som- mer des darauffolgenden Jahres etwas Ausgefallenes zum Trinken zu entwickeln. Rund eineinhalb Jahre des Forschens, Brauens, Gerä- tebauens und Verkostens waren nötig, um dann auf diesem Dorffest eine erste Großmenge von 300 Litern anzubieten – mittlerweile liegt die Kapazität bei 400
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