IHK-Magazin Ausgabe 01/2022

AUS DEN UNTERNEHMEN

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Das bedeutet aber auch, dass sich das Arbeiten generell ändern wird. Bräutigam: Auch darüber sprechen wir mit den Firmen. Wie verändert sich Füh- rung, wenn Mitarbeiter künftig häufiger im Homeoffice sind? Wie findet das Team zusammen? Eine hybride Arbeits- welt ist auch mit einemWechsel des Füh- rungsideals und der Arbeitsstrukturen insgesamt verbunden. Es ist spannend, diesen Prozess zu begleiten. Wir wol- len nicht nur Servicedienstleister sein, sondern Wegbereiter. Deshalb haben wir auch die nuwo-Academy gegründet, wir wollen uns einbringen in den Diskurs und Antworten auf die Frage finden, wie Mitarbeiter in einer veränderten Arbeits- welt zufriedengestellt werden können.

Auch Ihre Arbeitswelt dürfte sich seit ihrem Sprung in die Selbstständigkeit ziemlich geändert haben. Bräutigam: Auf jeden Fall! Es war aber die absolut richtige Entscheidung, ins Unternehmertum einzusteigen. Ich habe in den vergangenen Monaten eine steile Lernkurve gemacht. Allerdings muss man sich auch zu hundert Prozent com- mitten und für die Firma da sein. Und man braucht eine Vision, an die man glaubt.

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STAHL HALLEN Andre -Michels.de

NUWO „Man braucht eine Vision“

www.nuwo.co

FRATS Feiern - und die Umwelt schützen E s ist eines ihrer ersten Treffen, als die Pandemie es wieder erlaubt. Felix Kruse, Frederic Redmann und Raul Seidenfuß spielen Beer Pong, jeder von ihnen mit dem dafür notwendigen Becher in der Hand. „Wir quatschen, lachen, haben endlich wieder eine gute Zeit miteinander, bis jemand von uns meinte: Wieso bringen wir eigentlich nicht unsere eigenen, besseren Becher auf den Markt?“, erinnert sich Felix Kruse. Für Beer Pong und andere ähnliche Partyspiele werden traditionell klassische amerikanische „Red Cups“ verwendet – praktischerweise höher als ein normaler Becher. Beliebt sind sie ebenfalls auf Festivals. Der große Nachteil: Die Getränke darin werden sehr schnell warm. Und nicht selten sind die Cups nach einmal trinken reif zum Wegwerfen. „Wir haben uns hingesetzt und ausprobiert, schließlich auch externe Unterstützung geholt bei der Frage, wie sich die Becher kühlen lassen“, sagt Frederic Red- mann. Das Ergebnis: eine Salzlösung, die so in die Becher-Verkleidung eingebaut wird, dass sie sich auch spülen lassen. Der FratsCup soll das erste Produkt der drei Gründer sein. Im Moment wollen sie diesen online sowie im Einzelhandel verkaufen. „Langfristig zielen wir auf Großveranstalter als Kunden. So werden beispielsweise in Wacken

Lisa Rosa Bräuti- gam hat nuwo 2021 gegründet. Sie will dafür sorgen, dass das Homeoffice ein Ort ist, wo sich Mit- arbeiter wohlfühlen.

Lisa Rosa Bräutigam kündigt ihr Beamtenverhältnis auf und gründet nuwo – eine Plattform für das Leasing von Möbeln im Homeoffice. Frau Bräutigam, wie kamen Sie auf die Idee, aus Ihrem sicheren Job im Bildungssektor aus- zusteigen? Lisa Rosa Bräutigam: Ich habe mich 2020 sehr schnell gefragt, wer sich eigentlich um die Ausstattung der Mitarbeiter kümmert, die jetzt alle plötzlich von zu Hause aus arbeiten. Niemand. Also haben Lukas Schlund und ich nuwo gegründet, um dafür zu sorgen, dass die Menschen an Tischen und auf Stühlen sitzen, die ihrer Gesundheit nicht schaden. Wie funktioniert das Konzept von nuwo? Bräutigam: Wir sind für die Unternehmen die Task-Force Homeoffice. Wir selektieren die Möbel nach den individuellen Wünschen der Firmen, gestalten den Online-Shop, damit die Mitarbeiter ihre Ausstattung aus- wählen können. Wir bestellen die Möbel, bauen sie auf und weisen die Mitarbeiter ein, damit sie auf den Stühlen und an den Tischen auch richtig sitzen. Wir sorgen außerdem dafür, dass die Richtlinien sowohl für mobiles Arbeiten als auch für Telearbeit eingehalten werden und klären steuerrecht- liche Fragen.

Was muss das Unternehmen für den Service bezahlen, was der Mitarbeiter? Bräutigam: Der Mitarbeiter least die Möbel für eine monatliche Rate. Nach zwei Jahren kann er sie behalten, oder aber die Möbel gehen an uns zurück, werden refurbished, restauriert und weiterverwendet. Die Unter- nehmen kostet der Service nichts, sie müssen die Leasing-Rate allerdings bezuschussen. Woher kommen die Möbel? Bräutigam: Wir haben, und das war unsere erste große Aufgabe, ein Netzwerk aus Händ- lern und Herstellern aufgebaut. Die Möbel- branche ist noch sehr traditionell aufgestellt, Möbelleasing war für viele erst einmal unge- wöhnlich. Trotzdem sind wir immer auf offene Türen gestoßen und konnten so starke Partner gewinnen. Unsere Möbel sind alle ergono- misch zertifiziert und nachhaltig in Deutsch- land oder Europa produziert. Die Corona-Pandemie nähert sich, so ist zu hoffen, dem Ende, viele Mitarbeiter kehren in ihre Büros zurück. Gehen Ihnen da nicht die Interessenten verloren? Bräutigam: Wir wollten nie nur eine Über- gangslösung für die Krise sein. Wir glauben, dass flexibles Arbeiten das Modell der Zukunft sein wird. Laut Umfragen wollen weniger als zehn Prozent der Beschäftigten Vollzeit ins Büro zurück. Das bedeutet für das Home- office, dass es gut und gesund ausgestattet sein muss, damit die Mitarbeiter effektiv dort arbeiten können.

(von links) Raul Seidenfuß, Felix Kruse und Frederic Redmann studieren an der Universität Mannheim und der Hochschule der Wirtschaft für Management. Sie sind seit Juli 2021 Unternehmer. Erstes Produkt: der FratsCup.

27 % DER BESCHÄFTIGTEN arbeiteten im ersten Corona-Lockdown von zu Hause. QUELLE: STAT. BUNDESAMT

pro Tag rund 75.000 Becher benutzt – und das Musikfestival geht drei Tage lang“, erzählt Felix Kruse. Dass bei Wacken und Co. zwar Feiern großgeschrieben, Nachhaltigkeit teilweise noch zu wenig bedacht werde, stört die drei jungen Männer. Sie wollen beides miteinander ver- binden und haben mit ihren Plänen bereits den Sprung über den großen Teich im Blick. Hier locken international bekannte Festivals wie To- morrowland oder das Coachella mit Millionen von Zuschauern. „Was soll uns passieren? Wir sind von unserer Idee überzeugt und das ist das wichtigste“, sagt Felix Kruse. Den richtigen Namen haben er und seine Mitstreiter dafür bereits ausgesucht: Frats steht abgekürzt für Fraternity – auf deutsch Bruderschaft.

www.frats.de

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