Rheingold

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11 EINE WEINREISE ––

Trotzdem, viel lieber als über sich und seine Karrie- re spricht Jonas Kurek über seine Weine. Und das macht er mit einer Klarheit, wie man sie selten bei Winzern erlebt. Hier gibt es keinen Hokuspokus um Terroir oder Weinstile, Jonas Kurek benennt die Dinge deutlich, fast schon wissen- schaftlich. Zum Beispiel ist er in der Lage, seinen Stil und seine Vorstellungen von Wein ganz genau zu beschreiben. Seinen Weinen, egal ob rot oder weiß, mit Holzausbau oder aus dem Edelstahl-Tank sei eins gemein: „Ich achte am meisten auf die Säure. Die muss sich von ganz vorn bis ganz hinten am Gaumen durchziehen, präzise soll sie sein und ein Gerüst bilden.“ Daran, so erklärt er weiter, hängen sich dann je nach Rebsorte und Wein die verschiedenen Aromen auf. „Das ist dann beim Muskateller dieses Blumige, und beim Spätburgunder sind es Tannine und Kirschfrucht, beim Chardonnay kommt dann vielleicht eher eine Mineralik … Aber das Wichtigste, Strukturgebende ist die Säure.“ Um diese Vision auch umzusetzen, kommt ihm sein Anbauge- biet entgegen. Am Bodensee gibt es viel Niederschlag. Starkregen und Hagel sind eher die Regel als die Ausnahme. Die Böden sind kiesig und sandig und leiten das Wasser schnell ab. „Trotzdem sind hier die Reben eher über- als unterversorgt.“ Die Lösung dafür ist bei ihm und auch den meisten seiner Nachbarn, die Begrünung zwischen den Rebzeilen auf ein selten gesehenes Maß zu steigern. Jonas Kureks Weingärten erinnern an wilde Wiesen, auf die jemand ein paar Rebzeilen gestellt hat. Ein Kollege ziehe sogar Kartoffeln zwischen den Reben – „Woanders packen die sich an den Kopf, wenn sie das hören.“ Die Konkurrenz um Nährstoffe im Boden sei aber immens wichtig, damit die Reben nicht zu viele Trau- ben produzieren. Trotzdem muss er im Sommer meist noch einige herausschneiden. Die Fruchtbarkeit ist die eine Seite der Medaille, die andere bilden die Höhenlage und der tiefe See, die gemeinsam dafür sorgen, dass der Bayerische Bo- densee ein kühles Anbaugebiet ist. Diese Kühle rettet die Weine in warmen Jahren und gibt Jonas Kurek die Säure, mit der er arbeiten will. Am Ende ist der See also der Grund dafür, dass hier diese interessanten Weine entstehen kön- nen. „Hier gelten andere Regeln. In mancher Hinsicht ma- che ich das Gegenteil von dem, was ich gelernt habe.“ Er wirkt so versiert, als hätte er nie etwas anderes getan. Konsequent ist der Winzer auch bei der Verwirkli- chung anderer Träume. Manifeste Wirklichkeit geworden ist das in seiner neuen Weinbar, dem Pi oder „π“. Als runder, schwarzer Turm direkt am Weingut ist das Gebäude im Ortsbild sowohl Blickfang als auch Irritation. „Wir wollten damit an ein Fass erinnern, daher auch das verbrannte Holz für die Fassade, als Toasting“, meint Jonas Kurek stolz. In- nen findet sich ein Verkaufsraum im Erdgeschoss, oben eine

1 | DIE SONNE AM BODENSEE GENIESSEN ... 2 | DETAILVERLIEBT: ÄSTHETISCHES DESIGN BIS ZUM FLASCHENVERSCHLUSS

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Terrasse für Privatverkostungen und als Herzstück im ers- ten Stock eine Weinbar, wo er sich seinen Traum verwirk- licht hat, es „richtig“ zu machen. seine eigenen Weine, aber unter anderem auch welche aus dem Burgund und von deut- schen Kollegen, die er bewundert. Dazu wird nur das Beste gereicht, beginnend bei Produkten von den Butter Boyz – „die sind kürzlich prämiert worden für die beste Butter Deutschlands!“ – über den legendären Käse der Affineure von Jamei Laibspeis bis hin zum selbst gemachten Tartar. Man ist verwundert, dass in einem kleinen Ort wie Nonnen- horn mit seinen rund 1800 Einwohnern so ein Genusstem- pel funktioniert. „Na, das ist nicht in erster Linie für die Nonnenhorner, obwohl die auch kommen. Aber in der Sai- son fahren hier direkt vor der Tür täglich um die 2500 Rad- fahrer vorbei, aus München, Stuttgart und von überallher. Der Bodensee zieht!“ Jetzt verstehe ich auch, warum man hier im Ort die Straußwirtschaften als „Rädler“ bezeichnet. Mir sind der zielstrebige Jonas Kurek und Nonnen- horn als gallisches Dorf des Qualitätsweins inmitten von Apfelplantagen sehr sympathisch. Trotzdem zieht es mich weiter am Rhein entlang. Hier am Bodensee verbirgt er sich, aber man spürt jede Schwankung des Wasserstands in Nonnenhorn am „Paradies“ genannten Badestrand bei uns in Köln nach wenigen Tagen. Zeit, dem Wasser hinterher- zuziehen, um dem Wein nachzuspüren. ms

2022 CUVÉE VOM SEE Weingut Kurek | Bayerischer Bodensee Jonas Kureks „Everybody ’ s Darling“! Ein fruchtig-straffer Weißer mit Noten von Nashi-Birne und etwas Stachel- beere. Am Gaumen zunächst spritzig und animierend. Je mehr Luft und Aufmerksamkeit der Wein bekommt, desto mehr entpuppt er sich als tief- gründiger Vertreter, der auch mit Aro- men von Kräutern und frischem Heu aufwarten kann. Herrlich frisch und mit einer erstaunlichen Länge, leicht salzig und mineralisch im Nachhall, da kommt das kühle Terroir durch. Bur- gundy goes Terrassenwein. Recht limi- tiert, denn es wurden nur 1360 Fla- schen gefüllt!

2021 CHARDONNAY SONNENBICHL Weingut Kurek | Bayerischer Bodensee Die Lage Sonnenbichl zeichnet sich durch das alpines Gestein aus, das hier über die Jahrhunderte erhalten geblie- ben ist. Die Böden sind im Vergleich zu anderen Lagen um den See schwerer, bringen aber feine, balancierte und markante Weine hervor. Inspiriert vom Burgund, wurden auch französische Chardonnay-Reben gepflanzt, die das Holz perfekt integrieren. Das Ergebnis? Ein Chardonnay-Stil, der an das Bur- gund erinnert, jedoch die Herkunft nicht verschleiert und ein typischer Vertreter des kühlen Klimas hier am See ist. Auch dieser Wein ist leider wie immer streng limitiert!

2020 SPÄTBURGUNDER SEEHALDE Weingut Kurek | Bayerischer Bodensee Mit seinem zweiten Jahrgang des Para- deweins aus der Seehalde zeigt Jonas Kurek, dass er auch in der Burgunder- Welt mit seiner Perfektion glänzen kann. Trotz des warmen Jahres ist der Wein nicht mächtig geraten, sondern eher filigran und kühl. Erstaunliche Frische, die nach einiger Lagerzeit in eine großartige Frucht übergehen dürfte. Er wurde elegant im Holz aus- gebaut. Hier wirkt nichts kitschig. Das Barrique übertönt nichts, unterstützt nur. Für uns im Preis-Genuss-Verhält- nis immer noch einer der absoluten Geheimtipps. Auch hier sind nur ge- ringe Mengen abgefüllt worden.

8–10 °C

19200-22

0,75 l

10–12 °C

19203-21

0,75 l

16–18 °C

19202-20

0,75 l

jetzt bis 2028 1 l = 38,00 €

jetzt bis 2033 1 l = 40,00 €

jetzt bis 2026 1 l = 16,67 €

5 + 1 12,50 €

28,50 €

30,00 €

Rotwein

Roséwein

Weißwein

Schaumwein

Rosé-Schaumwein

Biowein

NatWine

Limitiert

Stark limitiert

SEPTEMBER 2023

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