Rheingold

–– RHEINGOLD

13 EINE WEINREISE ––

12

2

FRANZ KELLER ON THE SHOULDERS OF GIANTS

Der Kaiserstuhl thront allein in der Rheinischen Ebene. Egal von welcher Seite man sich nähert, der vor etwa 14 Millionen Jahren erloschene Vulkan steht imposant da. Deutlich abgegrenzt vom umgebenden Flachland macht er schon von weitem Eindruck. Fährt man aber in die Täler hinein, ist es sofort anheimelnd. Steile Hänge zu beiden Seiten der Straße, meist mit Terrassen, auf denen Wein wächst, und darüber eine sanft gewölbte Wiese mit Bäumen obenauf. Es wirkt beinahe verwunschen hier und etwas aus der Zeit gefallen.

E s geht tief hinein, bis man, fast in der Mitte, Oberbergen in einem engen Tal erreicht. Dies ist dann wohl der Vulkankrater. Kurz bevor man im Ort selbst ist, liegt das Weingut Franz Keller etwas abseits, ober- halb der Straße. „Der Friedrich ist gerade in den Reben, aber er kommt gleich.“ Oliver Haag aus dem Vertrieb führt mich durch das Weingutsgebäude, das noch unter der Ägide von

er. Sobald wir im Weinberg stehen und aus dem Gelände- wagen gestiegen sind, wird noch klarer, wie er das meint. Nämlich nicht im Sinne eines Managers, der alles kontrol- lieren will oder der Richtlinien vorgibt, sondern sehr hand-

fest. Beim ersten Schritt in die Reben hinein zieht es den Winzer sofort zu den Pflanzen. Er bricht hier einen Trieb aus, begutachtet und steckt dort die Triebe in die beweglichen Drähte des Spaliers. Es ist die tiefe Zuneigung zu den Rebstö- cken in seinem Weinberg, die ihn an- treibt. „Es ist eine Illusion, dass man beim Wein die volle Kontrolle haben kann. Ich versuche tatsächlich eher, fle - xibel zu bleiben und mich selbst auch mal zurückzunehmen. Wenn der Winzer mit sich im Reinen ist, dann merkt man das schließlich auch den Weinen an.“

Vater Fritz in den Hang hineingebaut wurde. Hier ist alles sehr modern und ge- wissermaßen ein Statement. Das Gebäu- de scheint zu sagen, man wolle mithalten am Kaiserstuhl mit Bordeaux, Spanien und Südafrika, wo moderne Architektur selbstverständlich zum Wein gehört. Es gibt viel Sichtbeton, offene, großzügige Arbeitsbereiche und Durchblicke nach außen auf den Talkessel von Oberbergen. Alles wirkt luftig, etwas kühl und vor al- lem großzügig. Fritz Keller hat das Wein- gut auf Wachstum hin konzipiert. „Für mich hätte eine Nummer kleiner auch gereicht“, gibt Friedrich Keller zu, als er dann eintrifft und mich direkt mitnimmt in den Weinberg. Tat- sächlich ist bei Kellers gerade eine Phase eingetreten, wie sie bei vielen namhaften Weingütern derzeit stattfindet. Die junge Generation talentierter Winzer versucht

» MAN MUSS BE-

GREIFEN, WO MAN HIER IST. DIE LAGEN UM UNS HERUM, DIE GANZE LAND- SCHAFT – DAS IST ALLES VULKAN, DAS BEEINFLUSST DEN WEIN UND ALLE ENTSCHEIDUNGEN IM WEINBERG. « Friedrich Keller

MODERNE ARCHITEKTUR, DIE SICH PERFEKT IN DIE LANDSCHAFT INTEGRIERT — DAS WEINGUT DER FAMILIE KELLER

nicht mehr, wie ihre Eltern, den Mittelweg zwischen Quali- tät und Quantität zu finden. Friedrich Keller sagt: „Ich möchte noch weiter schrumpfen. Am liebsten will ich das Weingut so klein haben, dass ich jede Entscheidung auch selber fällen kann, dass ich immer dabei bin“, argumentiert

WEINBREVIER — WWW.KOELNER-WEINKELLER.DE — BESTELLHOTLINE (0221) 13 97 28-28 — ANGEBOTE GÜLTIG BIS 08.10.2023

SEPTEMBER 2023

Made with FlippingBook - professional solution for displaying marketing and sales documents online