22 –– RHEINGOLD
23 EINE WEINREISE ––
Da haben wir auch schon ein paar Schlucke im Glas und es ist bei jedem Wein klar erkennbar, welcher vom Vater und welcher von der Tochter ist. Rebeccas Wei- ne sind duftiger, trauen sich mehr Frucht zu, verstecken sich nicht im Holz, sondern scheinen klarer, heller zu sein, während Joachims Weine etwas kräftiger, bemuskelter und erdiger wirken. Es ist wahnsinnig spannend, beides nebeneinander zu probieren. Und weil die Entscheidung, welcher Stil die Nase vorn hat, wohl vor allem vom persön- lichen Geschmack abhängt, ist offensichtlich, dass Rebec - ca die Weine weit bringen kann. Selbstbewusst genug da- für ist sie auf jeden Fall. Als ich frage, welche Ziele sie hat, sagt sie, dass sie das Weingut qualitativ an die absolute Spitze führen will. Wenn man sich dazu einmal ihren Häusleboden auf der Zunge zergehen lässt mit seiner fri- schen Frucht, seinen vielfältigen floralen Nuancen und doch so viel köstlich gezügelter Kraft, dann muss man sa- gen, dass der Weg gar nicht mehr so weit ist. ms
2018 IHRINGER WINKLERBERG MIMUS SPÄTBURGUNDER ERSTE LAGE Heger | Baden Ein besonderer Klassiker, den Joachim Heger 1992 seinem Vater Wolfgang widmete, dessen Spitzname Mimus war. Dass das mit der römischen Bezeichnung für einen „ironi- schen Menschen“ zusammenhing, kann man sich, wenn man Joachim Heger kennt, gut vorstellen. In den 90ern schrieb Robert Parker noch, dass deutsche Wei- ne belanglos und dünn seien. Schon damals nicht wahr, aber dagegen anzukommen war schwer und mit Großen Lagen al- lein ging das gar nicht. Lagennamen standen auch auf dem billigsten Wein und groß waren in Deutschland die Lagen nur noch von der Fläche her. Also machten viele Winzerinnen und Winzer aus der Not eine Tugend und erfanden Namen. Manchen war es egal, dass sie den Wein nur noch als „Land- wein“ verkaufen durften. Eine Vorgehensweise, die auch in der Toskana Schule machte: Wein so machen, dass er gut ist, und nicht, wie ein schlechtes Weinbaugesetz es vorschreibt. Der Mimus entwickelte sich bald zu einem Verkaufsschlager. Er war nicht zu hochpreisig. Er war (und ist es noch) für ei- nen deutschen Pinot verdammt gut und für viele, die die Nase über deutsche Pinots rümpften, war er der erste ernstzuneh- mende deutsche Rotwein. Seit einigen Jahren hat der Mimus seine Heimat gefunden. Er war zwar schon immer aus den Trauben des Winklerbergs, aber jetzt wird er auch offiziell als 1er Cru mit Lagenbezeichnung vermarktet. Wie immer ist er sehr fein, aber auch etwas wild. Johannisbeeren, Hagebutten, Wildkirschen, mit etwas Reife kommen auch die Sous-Bois- Noten und die feine Säure tritt hinter den Tanninen hervor. Ein echtes Preis-Genuss-Wunder mit Geschichte!
»EIN BESONDERER SPÄTBURGUNDER VOM KAISERSTUHL MIT ELEGANTEN HOLZ- AROMEN. JETZT AM HÖHEPUNKT!« Niklas Steinert
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2022 OKTAV GRAUBURGUNDER TROCKEN Weinmachen ist wohl ein wenig wie Musikkomponieren. Statt auf Instrumenten zu spielen, nutzen Winzerinnen und Winzer aber das, was die Natur ihnen gibt: Boden, Klima, Reben. Diese Gegebenheiten werden ganz individuell inter- pretiert und genutzt. Vielleicht hat Joachim Heger seine Einstiegslinie daher Oktav genannt. Der Begriff stammt nämlich aus der Musik. Dieser Grauburgunder ist ein abso- luter Klassiker. Sehr fein und fast schlank, mit gelben Früch- ten und Anklängen an kandierte Zitrusfrüchte. Melonenaro- matik und eine saftige, mit feiner Säure durchzogene Art.
2022 WEISSBURGUNDER NEUN LINDEN Bei unseren Kunden heißt es oft: „Grauburgunder geht im- mer!“ Stimmt, aber seinen Verwandten Pinot blanc sollte man deshalb nicht aus den Augen verlieren. Wer es etwas eleganter mag, einen Hauch mehr Mineralik und Frische sucht, wird beim Weißburgunder fündig. Vor allem wenn er aus einem so guten Hause stammt. Der Neun Linden bril- liert mit frischen feinen Früchten wie Mirabellen und Pfirsi - chen, zeigt Anklänge an Amalfi-Zitronen und einen feinen mineralisch burgundischen Background. Das alles sehr ent- spannt und mit einer frühlingshaften Leichtigkeit.
DER IHRINGER WINKLERBERG ... galt lange als der wärmste Ort Deutschlands. Was mal alle mit einem „Toll!“ quittierten, löst heute eher Besorgnis aus. Der Vulkan, der ihn aus dem Rheingraben erhoben hat, braucht jedenfalls niemandem mehr Angst zu machen, er war vor etwa fünf Millionen Jahren aktiv. Im Osten, also an der A 5, überwiegen übrigens horizontal lagernde Sedimentgesteine und im Norden ist der Vulkan von einer bis zu 40 m dicken Lößschicht be- deckt. Im Prinzip nichts anderes als angewehter Sand und Staub ...
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SEPTEMBER 2023
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