Rheingold

27 EINE WEINREISE ––

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1 | AUSSICHT VOM WEINBERG SCHOENENBOURG AUF DAS SCHÖNE ÖRTCHEN RIQUEWIHR 2 | IM URALTEN FASSKELLER GEHT ES MODERNER ZU, ALS MAN ZUNÄCHST VERMUTET

dann wird mir erklärt, dass die Fässer von innen neutral ausgekleidet sind und mit eingebauter Wasserkühlung auch noch in der Temperatur kontrolliert werden können. State of the Art hinter hölzerner Fassade, also ein bisschen so wie dieser ganze Keller unter einem Fachwerkhäuschen. „Die Fässer sehen hübsch aus, aber ich könnte mit Stahltanks das Gleiche machen.“ Wenn man die Fässer hat, könne man sie schließlich auch benutzen statt wegwerfen. Dass mit „St. Katharina“ das laut Guinessbuch der Rekorde älteste noch

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in Gebrauch befindliche Weinfass der Welt im Keller der Hugels liegt, versteht sich von selbst. Jean-Frédéric Hugel fährt einen wunderbaren, quietschgelben Oldtimer- Strandbuggy, einen Méhari, mit dem es in die Weinberge geht. „Mit dem Auto ist mein Onkel schon als junger Mann in die Weinberge gefahren, der fährt super …“ Offenbar wird in der Familie nicht nur nie etwas weggeworfen, es wird auch nie etwas vergessen. Das wird klar, als ich er- klärt bekomme, wieso bei Hugel die offi - ziellen Lagennamen lange nicht verwen- det wurden. „Schau mal, hier ist der Pflostig. Das ist eine fantastische Lage mit einem schweren Tonboden. Nir- gendwo bekommst Du bessere Gewürz- traminer hin als hier. Aber dort ab der Hügelkuppe ist der Boden ganz anders

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» ICH HABE ZWAR EINEN SOHN, ABER ICH WÜRDE MIR WÜNSCHEN, DASS IN DER KOMMEN- DEN GENERATION DIE FRAUEN IN DER FAMILIE AUCH MAL EINE PROMINENTE ROLLE SPIELEN. « Jean-Frédéric Hugel

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bekannt seien, weil manch großer Win- zer einfach die Namen verschweigen würde. Natürlich meinte er uns.“ Damit, so erzählt Mein Gesprächspartner, habe bei ihm ein Umdenken angefangen. Der Winzer habe damals gedacht, die Hugel- Familie verachte die Lagen, dabei ist das Gegenteil der Fall. „Wenn man es so be- trachtet, macht es vielleicht keinen Sinn, die Lagen nicht auf die Flaschen zu

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2020 GENTIL HUGEL Famille Hugel | Elsass

2020 PINOT GRIS CLASSIC Famille Hugel | Elsass Der Grauburgunder aus dem Elsass unterscheidet sich wesentlich von den deutschen Varianten. Während man hier versucht, den Grauburgunder in ein elegantes und schlankes Korsett zu zwängen, wird ihm im Elsass erlaubt, seine Kraft zu entfalten und vollstän- dig auszureifen. Dieser Pinot gris prä- sentiert sich charmant mit fruchtigen und blumigen Noten in der Nase. Am Gaumen entfaltet er reife Aromen von Feige, Aprikose und Birne und be- wahrt dabei seine Saftigkeit mit einer harmonischen Säurestruktur. So zeigt dieser Grauburgunder, was er kann!

2012 GEWURZTRAMINER „GROSSI LAÜE“ HUGEL Famille Hugel | Elsass Mit dem Lagenwein von der „Grossi Laüe“ (Grand Cru Sporen) beweist Fa- mille Hugel, was für unglaubliche Wei- ne aus der Aromasorte gewonnen wer- den können. In diesem Meisterwerk zeigt sich Handwerkskunst im Wein- berg und im Keller. Mit seiner blassgel- ben Farbe offenbart er ein komplexes Aroma von Litschi, Rosenblüten und Gewürzen. Am Gaumen cremig begeis- ternd mit perfekter Balance aus Süße und Säure, begleitet von reifen Noten von Mango, Ananas und Ingwer. Lan- ger Abgang mit angenehmer Frische.

schreiben, wenn man damit ursprünglich den Respekt vor der Lage in ihrer historischen Form ausdrücken wollte.“ Also gibt es jetzt auch wieder die Namen der „Grossi Laüe“, wie man im Elsass sagt, auf den gelben Etiketten. Nicht das Einzige, was er verändert hat: „Ich habe zwar einen Sohn, aber ich würde mir wünschen, dass in der kommenden Generation die Frauen in der Familie auch mal eine prominentere Rolle spielen. Das ist der Grund, warum ich mich dafür eingesetzt habe, dass wir jetzt Famille Hugel heißen statt wie vorher Hugel & Fils, also Hugel und Söhne.“ All das erzählt er mir fast schreiend, denn der Méhari fährt gerade laut röhrend eine Bergflanke hinauf. Ganz oben auf dem Schoenenbourg kehrt wieder Ruhe ein. Man hat einen herrlichen Blick auf das malerische Riquewihr.Rechts be- ginnt der Wald auf den Hängen der Vogesen, nach links lau- fen die Hügel mit Weinbergen aus ins breite Tal des Rheins. „Dort liegt unsere Identität“, sagt Jean-Frédéric Hugel nun etwas nachdenklich. „Man wird oft gefragt, ob das Elsass jetzt eher französisch oder deutsch ist. Aber eigentlich ist beides nicht richtig. Wir gehören an den Rhein, er bestimmt unsere Kultur.“ ms

und nicht mehr das, was die Lage auszeichnet. Trotzdem ist das als Pflostig zugelassen.“ Er erzählt von den Ränkespie - len in der Kommission, die damals die Lagen definiert hat und die letztlich seinen Großonkel „Johnny“ Hugel dazu ge- bracht hat, der Angelegenheit den Rücken zu kehren und die Lagennamen nicht auf den Flaschen zu verwenden. Johnny Hugel gehörte zu den einflussreichsten Weinper - sönlichkeiten in Frankreich, er hat nicht nuran der AOC und dem Grand-Cru-System mitgearbeitet, sondern auch das strenge Gesetz zu Spätlesen („Vendange Tardive“) und Trockenbeerenauslesen („Sélections de Grains Nobles“) so geprägt, dass es heute als „Johnny’s Law“ bekannt ist. Dass damals in den 70er Jahren die Kommissions- mitglieder die Lagen zu groß gemacht haben, ist bis heute bei Hugels unvergessen. Trotzdem hat Jean-Frédéric Hugel ein Umdenken angestoßen. „Ich war vor ein paar Jahren bei ei- ner Probe in einem Nachbarort. Ich mache sowas ganz gerne mal, schauen, was die anderen machen. Und wenn es geht, bleibe ich dabei am liebsten unerkannt. Jedenfalls war ich inkognito bei diesem Winzer, der sich sehr darüber beklagt hat, dass die größten Weinberge der Region zum Teil so un-

Der Gentil huldigt der uralten Elsässer Tradition, verschiedene Rebsorten zu einer Cuvée zu vereinen, die eine be- sondere Vielfalt und Finesse mit sich bringt. Er verbindet die liebliche und würzige Seite des Gewürztraminers, den Körper des Pinot gris, die Eleganz des Rieslings, die Fruchtigkeit des Muscats und den Frischecharakter des Silvaners. Mit seinem leuchtenden Strohgelb, verlockenden Aromen von Blumen, Zitrusfrüchten und reifen Steinfrüchten sowie einer ausgewoge- nen Struktur bietet er definitiv ein viel - seitiges Geschmackserlebnis.

8–10 °C

20152-20

0,75 l

8–10 °C

20154-20 1 l = 21,20 €

0,75 l

9–11 °C

21455-12

0,75 l

jetzt bis 2027

jetzt bis 2027 1 l = 64,00 €

jetzt bis 2025 1 l = 13,20 €

11 + 1 9,90 €

15,90 €

48,00 €

Rotwein

Roséwein

Weißwein

Schaumwein

Rosé-Schaumwein

Biowein

NatWine

Limitiert

Stark limitiert

SEPTEMBER 2023

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