Rheingold

37 EINE WEINREISE ––

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Denkt der Weintrinker an die Pfalz, kommt ihm automatisch die Mittelhaardt in den Sinn. Die klassischen Riesling-Lagen in Wachenheim, Forst, Deidesheim, Ruppertsberg und Gimmeldingen sind weltberühmt. Aber sie sind auch in der festen Hand der traditionellen Weingüter und selbst wenn sie es nicht wären, wäre der Hektar unbezahlbar. Das ist einer der Gründe, dass sich die Avantgarde der Pfälzer Winzer heute oft woanders ansiedelt. Geht man nur ein Stückchen weiter nach Norden, nach Leistadt, sind an den Begrenzungspfählen der Weinberge plötzlich nicht mehr die großen Namen zu finden, sondern all die „jungen Wilden“ von den Weinkarten der Gourmet-Restaurants in Berlin. D ie Weinberge in Leistadt sind kühler als die klassischen Lagen. Sie liegen höher und ihre

L I C H T I & A S T ROH

AVANTGARDE ODER KLASSIK?

Ausrichtung ist weniger uniform, die Weinberge liegen hier auf den Hügelkuppen und in Tälern, nicht an einem langgestreckten Hang. Unter den vielen Namen an den

Weinbergen sind auch Lichti & Astroh mit ihrem kleinen Zettelchen, auf dem nur das charakteristische Bild von ei- nem Sternenhimmel, der Weingutsna- me und ein QR-Code zu finden sind. Dahinter verbirgt sich das Paar Freya Lichti und Alex Strohschneider, die sich während ihrer Arbeit bei Bürk- lin-Wolf kennengelernt haben und seit 2018 eigene Weine machen. Zunächst war Lichti & Astroh als Marke im Port- folio des Weinguts von Freyas Eltern, dem Weingut Lichti in Laumersheim, später gründete das Paar ein eigenes Weingut mit eigenen Flächen. Das alles erzählt Freya Lichti, während wir im

» WIR WOLLEN AM LIEBSTEN NUR MIT DEN ALLERBESTEN SORTEN ARBEITEN, DIE ERWIESENER- MASSEN HÖCHSTE QUALITÄT BRINGEN. «

BEIM SPAZIERGANG MIT DEM WINZERPAAR FREYA LICHTI UND ALEX STROHSCHNEIDER ENT- DECKEN WIR QR-CODES AUF DEM WEINBERG

Ein Stück abseits, einsam an einem überwucherten Hang, der aus aufgelas- senen, steilen Weinbergen besteht, fin - det sich ein einzelner, letzter Weingar- ten mit Riesling. Man muss hier von Weingarten sprechen, denn die Bewirt- schaftung dieser uralten Pflanzung ist wirklich ein Liebha - berprojekt. Es geht einen engen Pfad hinauf auf die Terrasse, wo der Weinberg mit einer ordentlichen Steigung bis zur nächsten Trockenmauer ragt. Die Stöcke stehen bis nah an die obere Mauer. „Hier geht nur Handarbeit“, sagt Freya Lichti und Alex Strohschneider nickt dazu. Überhaupt übernimmt sie den Großteil des Gesprächs. Alex spricht eher, wenn er direkt gefragt wird, und lässt dann sein tiefes Fachwissen glänzen. Diese alten Reben sind ein wunder- barer Schatz und ein echter Vorzug einer Gegend ohne

Alex Strohschneider

Van mit Hund Kuno im Gepäckraum vom Weingut in Herxheim in die Weinberge fahren. Plötzlich unterbricht die Winzerin ihre Erzählung, als sie in einen schmalen Weg einbiegt: „Das ist das Berntal!“ Der Weg führt tief in ein Tal, das beiderseits bewuchert ist, ein Naturschutzgebiet, wie Freya Lichti erklärt. Auf der rechten Seite geht es steil bergauf, obenauf bildet die Hügelkuppe den Kalkofen (nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen Lage in Dei- desheim), auf der anderen Seite geht es nur marginal sach- ter aufwärts. Oben liegt das Herzfeld und dazwischen, mit- ten im Naturschutzgebiet, das Leistadter Kirchenstück. Wir biegen vom Weg ab und holpern über einen Feldweg.

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WINZERTALK 26.10.2023 Seite 86

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