Rheingold

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59 EINE WEINREISE ––

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E P P E L MA N N CÔTE DE SELZ

Rheinhessen ist für viele Weinfreunde immer noch Terra incognita. Es gibt da irgendwo den Rhein – vom Roten Hang hat man vielleicht schon einmal gehört, aber ansonsten? Entlang der A 61 ein paar Hügel mit vielen Reben und bei Alzey ist immer Stau. Hier gibt es einige der bekanntesten und besten Weingüter Deutsch- lands, aber bei uns im Weinkeller hören wir trotzdem oft: „Ich hätte gerne einen Wein von der Mosel, aus dem Rheingau oder aus Baden ...“ Aber Rheinhessen? Da fragen die Weintrinker eher direkt nach dem Weingut. Schade, denn wenn es irgendwo in Deutschland noch was zu entdecken gibt, dann hier.

S o sind wir an einem schönen Frühsommertag nach Stadecken-Elsheim aufgebrochen. Selz

oder Selztal, was mag das sein? Wikipedia fasst zusammen: ein Nebenfluss des Rheins, etwa 61 km lang, er entspringt am Donnersberg, 240 m Höhenunterschied von der Quelle bis zur Mündung, fließt bei Frei-Weinheim in den Rhein. Christian Eppelmann kann das besser erklären, er spricht sachlich und begeistert zugleich: „Das ist der eher kühlere Part von Rhein- hessen, und hier bei Stadecken-Elsheim ist vielleicht der für den Weinbau interes- santeste Teil der Selz. Denn hier ändert sie die Richtung und auch die Faltung der Gesteinsschichten ist eine andere ...“ Stadecken ... what? Die Zusam- menlegung von Ortschaften führt leider zu Namen, die verkaufstechnisch ein Su-

» ALS KLAR WAR, DASS DIE KINDER WEITERMACHEN, HABEN WIR UNS ZUSAMMEN- GESETZT UND ÜBER- LEGT, WIE WIR DAS MACHEN WOLLEN. « Simone Eppelmann

SIMONE EPPELMANN UNTERSTÜTZT DIE ENTSCHEIDUNGEN IHRER KINDER

„Das Weingut selbst, direkt neben der evangelischen Kirche von Stadecken, hat der Uropa 1954 gekauft, nachdem er aus dem Krieg heimgekehrt war.“ Die Lage ist einmalig, man fährt in den alten Ortskern und vom großen, höhergelege-

per-GAU sind. Die Geschwister Eppelmann lachen heftig, als ich das sage. „Nicht nur da ...“, meint Christian, „das waren früher zwei Orte und die hatten nichts miteinander zu tun. Die waren nicht nur durch die Selz getrennt, Stad- ecken war auch noch evangelisch und Elsheim katholisch.“ „Unsere Urgroßeltern“, meint Corinna, „waren vielleicht die ersten Eheleute aus beiden Orten. Kurz vor dem Krieg war das ein Skandal. Aber der Uropa hat die Uroma, kurz bevor er in den Krieg gezogen ist, doch heiraten können.“ Das ist auch der Grund, warum es bei Eppelmanns Wein- berge auf beiden Seiten der Selz gibt. Rive Gauche und Rive Droite – immer noch eine Seltenheit. „Da wurde sogar während der Ehe verhandelt, wie Kinder und Enkel getauft werden. Unsere Uroma wollte ja keine Katholiken auf dem Hof haben …“, ergänzt Corinna Eppelmann und scheint er- schrocken darüber, dass das noch gar nicht so lange her ist.

nen Hof des Gutes hat man einen sensationellen Blick rü- ber nach Elsheim und auf die Blume, eine Top-Lage der Region. Simone, die Mutter von Corinna und Christian, be- grüßt uns überschwänglich. Sie ist begeistert, dass sich die Qualität der Weine mittlerweile herumgesprochen hat. „Dem Timo“, ihrem Mann, „tut das total leid, dass er heute nicht dabei sein kann, aber er hat eine Weinprobe mit pri- vaten Kunden, die ist jedes Jahr an diesem Termin.“ Sie erzählt, dass Timos Opa, als er 54 mit dem Weingut anfing, zunächst nur an Privatkunden verkaufte. „Das waren erst einmal Kriegskameraden in ganz Deutschland, die hat er alle direkt beliefert.“ Wie bei vielen Winzern in Rheinhes- sen ist das erstmal so geblieben. Viele Rebsorten für jeden Geschmack, die man am besten mit einer schönen Verkos- tung direkt zum Kunden bringt. Wenn ich mir vorstelle, wie sich damals noch die Durchschnittspreise darstellten,

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