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CELLAR SELECTION TRIFFT RHEINGAU
Unser Wein des Jahres ist eine ganz besondere Exklusivabfüllung von einer der besten Winzerinnen Deutschlands. Der Kapellenberg ist eine einzigartige Lage in Lorch am Rhein. Hier wachsen die Reben auf Löß-Schiefer, der dem Wein seine Kraft und zugleich eine tolle Eleganz verleiht.
Zu Beginn meiner Karriere als Sommelier war ich überrascht, dass in Deutschland der stolze Genuss der heimischen Weine nicht weit verbreitet war. Ich war beein- druckt vom einzigartigen Stil der deutschen Rieslinge und der überragenden Qualität der Burgunder und Sekte. Deutscher Wein ist international auf dem Vormarsch und erlangt an Ansehen, allerdings fehlt auf nationaler Ebene noch die letzte Überzeugung. Doch lassen Sie uns von vorn beginnen ... WEINE AUS DEUTSCHLAND BESSER DENN JE?!
W enn man auf Weinkarten des 19. Jahrhunderts blickt, wird deutlich, dass deutsche Weine teu- rer waren als die besten Weine aus Frankreich. Sogar auf der Titanic wurde Rothenberger Wein ausgeschenkt, und zur Er- öffnung des Suezkanals servierte man Wein vom renommier - ten Weingut Reichsrat von Buhl. Doch dann änderten sich die Zeiten. Durch die Weltkriege und den Geist des Wirtschafts- wunders geriet die Weinqualität in Deutschland in den Hin- tergrund. Die Priorität lag darin, die Bevölkerung zu ernäh- ren, weshalb Weine mit hohem Restzuckergehalt in großen Mengen produziert wurden.
Blicken wir in die Gegenwart. In nur knapp vier Jahr- zehnten ist deutscher Wein zu alter Größe zurückgekehrt. Ich behaupte sogar, dass deutscher Wein nie zuvor so gut war wie heute. Insbesondere in den Bereichen Burgunder-Sorten und Sekt stehen wir am Anfang einer Qualitätsrevolution. Die Burgunder-Sorten profitieren von zwei Einflüssen. Zum einen bietet der Klimawandel bessere Bedingungen für Chardonnay und Spätburgunder. Zum anderen gibt es durch den Generationswechsel in vielen Betrieben einen offeneren
W ir stehen oberhalb von Lorch in den alten Weinreben und Win- zerin Theresa Breuer erzählt: „Der Kap- pellenberg hat etwas Magisches, hier ist man weitab vom Trubel in Rüdesheim und alles wirkt kleiner und überschau- barer.“ Die Lage, bepflanzt mit 60 Jahre alten Rebstöcken, ist in der Tat ein nach Südwesten ausgerichtetes Amphithea- ter voller Reben. Aus der ältesten Par- zelle kommt unser Fass, welches als ein- ziges diesen historischen Lagennamen tragen wird. Dieser Riesling birgt den Charme der Rheingauer Rieslinge, aber weil es hier, Richtung Mittelrhein, schon etwas kühler und steiler wird und sich außerdem der Boden ändert mit einem Hauch mehr Frische und Leich- tigkeit. Man schmeckt Birne und gel-
ben Apfel. Frisches Fenchelgrün und Heunoten verbinden den Wein mit der reichen Natur am Rheinufer. Die de- zente Süße der persischen Süßzitrone erinnert an fernöstliche Gewürze. Der Kapellenberg ist ein Meisterwerk, das sich nicht versteckt und Trinkfreude verbreitet. Ein Spiegelbild nicht nur des Weinbergs, in dem die Trauben wachsen, sondern auch der Winzerin. Mit ihrer sympathischen Austrahlung, ist sie unkompliziert und entgegen- kommend. Gleichzeitig ist der Wein auch die Visitenkarte eines großen Weingut, das langlebige Gewächse von hoher Komplexität hervorbringt. Ein- fach ein Wein, über den wir uns sehr freuen. Noch haben wir ein paar Fla- schen für Sie im Verkauf.
Austausch mit Kolleginnen und Kollegen – auch international. Man beschäftigt sich heute intensiver mit dem Weinberg und spricht ta- buloser über Themen, die früher verschwie- gen wurden. Das Ergebnis dieser Entwicklung ist eine Weinqualität auf Weltklasseniveau. Noch nie hatten wir eine solche Vielfalt an ei- genständigen, technisch perfekten Weinen, die nicht einfach nur Kopien bekannter Wein- stile sind. Deutschland ist dabei, die Herkunft
2021 KAPELLENBERG LORCH RHEINGAU RIESLING TROCKEN Georg Breuer | Rheingau
So entstand das Image des „billigen und süßen“ deutschen Weins. Doch selbst in den schwierigsten Zeiten des deutschen Weinbaus gab es außergewöhnliche Persön- lichkeiten, die sich der Qualität verschrieben hatten und Weine auf höchstem Niveau er- zeugten. Vorreiter wie Bernhard Breuer, Werner Näkel und Bernd Phillipi bewiesen,
10–12 °C
11616-21
0,75 l
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der eigenen Weine neu zu entdecken und die Unterschiede verschiedener Täler und Dörfer in die Flasche zu bringen. Na- türlich ist dies ein Prozess, der noch einige Zeit in Anspruch nehmen wird. Der deutsche Weinbau steht am Anfang eines neuen Kapitels. Wir dürfen gespannt sein, was uns in Zukunft erwartet. Genussvoll wird sie aber allemal!
dass Deutschland in der Lage war, großartige Weine hervor- zubringen. Viele der heutigen Spitzenwinzer haben von die- sen Persönlichkeiten gelernt oder wurden von ihnen beein- flusst und legten somit den Grundstein für das deutsche Weinwunder.
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SEPTEMBER 2023
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