Rheingold

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85 EINE WEINREISE ––

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ANEKDOTEN AUS KÖLN

KÖLNER STAPEL

M anches alte Gesetz kommt einem Weinhändler so vor, als wäre es eine Erfindung aus dem Schlaraffenland. Im Jahr 1259 verbriefte der Erzbischof Konrad von Hochstaden den Kölnern ein Privileg, welches sie mehr oder minder schon seit dem Jahr 975 ausübten: das Stapelrecht. Der Rhein war die Hauptverkehrs- straße nördlich der Alpen. Mit dem Stapelrecht mussten nahezu alle Waren, die auf dem Fluss bewegt wurden, darunter viel Wein, zunächst in Köln zum Verkauf angeboten werden. Stellen Sie sich vor, Sie wollen ein Fässchen Kiedrich Gräfenberg Großes Gewächs aus dem Rheingau nach Rotterdam transportie- ren und in Köln müssten Sie es erst einmal zum Verkauf anbieten. Der niederländische Empfänger wird sich sicher freuen ... Was würden Sie als gewitzter, aber eher arbeitsscheuer Kölner tun? Die Qualität des Weines ermitteln? Ja, und ihn dann kaufen! Schnell ein Siegel platzieren mit der Angabe „ist meins!“ und dann warten, bis der niederländische Händler vorbeikommt. Und weiter- verkaufen – mit Aufschlag natürlich. Aufgehoben wurde dieses nette Privileg, das die Händler natürlich immer wieder zu umge- hen versuchten, übrigens erst 1831, also nach fast 600 Jahren.

»ABBILDUNG DER STATT CÖLN UND DER GEGENÜBER GELEGENER NEW BEFESTIGTEN FREYHEIT DEUTZ, SAMPT DES GEN. BAUDISSIN GESCHECHNEN ANFALS. 1632« | KUPFERSTICH VON MATTHÄUS MERIAN | HERZOG AUGUST BIBLIOTHEK WOLFENBÜTTEL.

KÖLNER WEINBAU V on Matthäus Merian dem Älteren gibt es eine be- rühmte Radierung aus der Mitte des 17. Jahrhun-

WILLY SCHNEIDER

Dazu gibt es einiges zu sagen, denn in einer mittelalter- lichen und frühneuzeitlichen Stadt war es deutlich ge- sünder, Vergorenes (also Bier oder Wein) zu trinken. Wer Wasser aus den Brunnen direkt neben den Sickergruben oder dem Rhein trank, wurde nicht alt. Außerdem gehörte es zum Selbstverständnis der Kirchen und Klöster, immer auch einen Weingarten zu pflegen – und es gab zahlreiche religiöse Einrichtungen. Bis Napoleon 1802 einzog, zählte man innerhalb der alten Stadtmauern 116 Kirchen, zwei Abteien, 37 Nonnenklöster und 33 Kapellen. Im „hillije Cölle“ benötigte man also viel „Messwein“. Wie der geschmacklich gewesen sein mag? Nun ja, der Weg ins Himmelreich ist halt kein Zuckerschlecken ...

derts. Diese zeigt, wie General Baudissin versucht, Deutz zu erobern. Reiter und Infanteristen rücken auf die starken Befestigungen zu, Pulverdampf steigt auf und in der Mit- te der Abbildung sieht man, wie gerade ein Kirchturm in die Luft fliegt. Nur in den Weingärten südlich der Deutzer Abtei herrschen Frieden und Stille. Moment mal, Weingärten? Ja, Merian schreibt: „Man hält Cölln vor die größte Stadt in gantz Teutschland so wol diß- als jenseits des Rheins (...) hat jetzt 82 oder 83 Thürn zur Beschützung herum, item einen doppelten Graben und starcke hohe Mauren mit bedeckten Gängen, inner- halb derselben auch hin und wieder Weingärten, Apffel und andere fruchtbare Bäume, schöne Spatziergäng und Lustbarkeiten.“

A m 05. September 1905 kam Willy Schneider in Köln-Ehrenfeld als Metzgerssohn zur Welt. Irgendwann sang er im Kammer- chor des Kölner Rundfunks und schließlich wurde er einer der erfolg- reichsten Bariton-Stimmen Deutschlands. Von seinem Schwaben- lied verkaufte er 1935 schon 300.000 Platten. Sein schönstes und wahrscheinlich bekanntestes Lied hat aber mit Wein zu tun: »WENN DAS WASSER IM RHEIN GOLD’NER WEIN WÄR, JA DANN MÖCHT’ ICH SO GERN EIN FISCHLEIN SEIN. EI, WIE KÖNNTE ICH DANN SAUFEN, BRAUCHTE KEINEN WEIN ZU KAUFEN, DENN DAS FASS VOM VATER RHEIN WIRD NIEMALS LEER.«

Bundesarchiv, B 145 Bild-F001345-0006 / Unterberg, Rolf

WILLY SCHNEIDER WÄHREND EINER PROBE IM WDR-RUNDFUNKSTUDIO (FEBRUAR 1954)

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SEPTEMBER 2023

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