02-2017 D

BRASILIEN Rund 200 Millionen Menschen leben in Bra- silien, dem grössten Land Südamerikas, das vor allem für Fussball, Samba und die schö- nen Landschaften bekannt ist. Während der Süden relativ reich und fortschrittlich ist, sind im Norden und Nordosten Armut, Dro- genhandel und Kriminalität weit verbreitet. Die Schulbildung ist ungenügend und viele Kinder und junge Erwachsene haben keine Perspektive für die Zukunft. 2016: Wirtschaftskrise und Übergabe an Einheimische Brasilien hat seit zwei Jahren mit einer Wirt- schaftskrise zu kämpfen – mit schwerwie- genden Folgen: die Arbeitslosigkeit steigt, es findet eine immense Teuerung statt und Armut und Kriminalität nehmen zu. Das hat auch auf unsere Mitarbeitenden verschie- dene Auswirkungen, aber die Arbeit konnte trotzdem überall gut weitergeführt werden. In Brasilien arbeiten wir derzeit daran, die Projekte Schritt für Schritt an einheimische Leitende zu übergeben. 2016 konnten in die- sem Prozess wichtige Etappenziele erreicht werden.

Pro RIBEIRINHO Das ProRIBEIRINHO besucht benachteiligte Flussbewohner (Ribeirinhos) im Amazo- nasgebiet per Schiff und unterstützt sie in der Gemeinde- und Jugendarbeit sowie mit medizinischer Versorgung, Kleingewerbeförderung, Brunnenbau und Kursen in beispielsweise Landwirtschaft, Hygiene und Gesundheit. In einem sozial-diakonischen Zentrum am Rand des Amazonas, in Portel, finden zu- dem jene Ribeirinhos Unterstützung, die in der Hoffnung auf bessere Lebensbedin- gungen in die Stadt gezogen und dort gestrandet sind. Das neue Boot ist startklar! Der wohl wichtigste Tag im 2016 war der 6. August: Das neue Boot «ProRIBEIRINHO II» wurde eingeweiht! Es ersetzt seinen Vorgänger, mit welchem das Team über 20 Jahre lang unterwegs war. Dank dem «ProRIBEIRINHO II» sind wir jetzt wieder optimal für die Einsätze auf den Flüssen ausgerüstet. Ein weiteres Highlight war der medizinische Einsatz von vier Ärzten und zwei Zahnärz- ten aus dem Süden Brasiliens. Für die Menschen an den Flüssen sind solche Einsätze jeweils ein grosses Geschenk, da sie sonst für medizinische Behandlungen stunden- lang mit dem Boot in die nächste grosse Ortschaft reisen müssen. Vielen ist das finan- ziell gar nicht möglich und so bleibt ihnen nur, jahrelang mit Schmerzen zu leben. Ein «böser Mensch» im Gottesdienst «Im Juni feierten wir in einer der kleinen Flussgemeinden einen Gottesdienst. Danach wollten gleich sechs der Besucher ihr Leben Jesus anvertrauen – darunter auch ein 31-jähriger Mann, der bei seinen Verwandten und Bekannten als ‹böser Mensch› be- kannt war. Er meinte einen Tag später: ‹Während dem Gottesdienst habe ich realisiert: Es ist dringend notwendig, dass ich mein Leben ändere! Und ich bin überglücklich mit meiner Entscheidung, von nun an Jesus nachzufolgen.›» Daniel, ProRIBEIRINHO Pro VIDA Das ProVIDA kümmert sich mit verschiedenen Angeboten um vernachlässigte Kinder und Jugendliche in der Millionenstadt Belém, vermittelt ihnen eine neue Lebenspers- pektive und verhindert damit, dass sie auf der Strasse landen. Die Nachfrage nach Heimplätzen für Kinder aus schwierigen Verhältnissen ist im letz- ten Jahr stark angestiegen. Sechs Kinder kamen dadurch neu ins JungenheimGirassol. Auf dem Gelände des Girassol wurden 2016 zwei Kinderlager mit insgesamt 130 Kin- dern aus den Armenvierteln durchgeführt. Für viele der Kinder war es das Highlight des Jahres: sie hörten spannende Bibelgeschichten, erlebten Liebe und Annahme und erhielten jeden Tag drei Mahlzeiten – für viele alles andere als selbstverständlich. Die geplanten neuen PePes (Vorschulen) in den Slums konnten infolge der Wirt- schaftskrise und dem daraus entstandenen Mangel an Freiwilligen nicht gestartet werden. Die bestehenden zehn PePes mit rund 150 Kindern konnten aber weiterhin durchgeführt und die Kinder betreut, gefördert und unterstützt werden. Zudem wur- den im letzten Jahr auch die Helfer weitergebildet und die Familien der Kinder be- sucht und wir durften viele positive Veränderungen miterleben. Das Gefängnisteam konnte verstärkt werden, wodurch jetzt mehr Besuche in Jugend- strafanstalten und eine bessere Begleitung der Jugendlichen nach der Entlassung möglich sind. Daneben führte das Team letztes Jahr jede Woche in zwei staatlichen Kinderheimen Kinderprogramme durch und bot Nachhilfe sowie Kinder- und Teen- agerclubs an, die teilweise stark gewachsen sind. «Wenn ich nicht diese Chance gehabt hätte …» «Die Kindheit von Igor war von Gewalt, Strassenleben und Prostitution geprägt. Als Jugendlicher driftet er in die Kriminalität ab – bis er ins Girassol kommt. Dort beginnt

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