4 – 85 JAHRE – JUBILÄUMS-EDITION | WIE ALLES BEGANN...
WIE ALLES BEGANN... | 85 JAHRE – JUBILÄUMS-EDITION – 5
Köln sieht sich ja gern als nördlichste Stadt Italiens, die Frage ist aber, warum anscheinend immer Neapel als Vorbild genommen wird. Jedenfalls wenn es darum geht, Dinge zu organisieren oder zu bauen. Selbst der Dom wurde erst fertig, als unter preußischer Herrschaft ein Machtwort gesprochen und die Endphase des Baus schließlich größtenteils vom preußischen Monarchen bezahlt wurde.
WIE ALLES BEGANN ... GESCHICHTE DES KÖLNER WEINKELLERS
A m Kölner Weinkeller würde man vermutlich noch heute buddeln, hätte Cornelius Stüssgen sich nicht, gänzlich unkölsch, die USA als leuchtendes Vorbild
kauften Sachen im Einklang stehen.“ Dass unter solchen Umständen der edle Kölner Weinkeller gebaut wurde, ist fast verwunderlich.
gesetzt. Wie im Land der unbegrenzten Tatkraft hat es kein Jahr gedauert, bis unser heutiger, schöner Keller 11 Meter unter der Erde fertig gebaut war. Stüss- gen hatte den Grundsatz, dass in seinen Läden nur beste Qualität verkauft werden sollte. Dazu gehörte auch, die jeweiligen Warengruppen so zu lagern, wie es für sie ideal war, ob dunkel, trocken, kühl, warm oder im Fall von Wein eben in einem Gewölbekeller unter der Firmenzentrale. Dabei sah der Impresario den Verkauf von Wein nie als Kern seines Geschäftes an. Er war auf einfache Hausfrauen als Kundschaft fokussiert und entsprechend ging es bei ihm im
Allerdings war der Weinkeller trotz Gewölbe eher eine Fabrikhalle. Der Wein lagerte in Fässern und Emaille- Tanks (von denen jeweils einige Exem- plare noch erhalten sind) und wurde direkt im Keller in Flaschen gefüllt, die wiederum in den Stüssgen-Märkten verkauft wurden, vermutlich gemeinsam mit exotischen Früchten an Bowle-Lieb- haber. Im Weinkeller arbeiteten an der Füllung und Etikettierung eine ganze Menge Angestellte. Man muss sich den Weinkeller in jenen Jahren als sehr geschäftigen Ort vorstellen. Von der heutigen, ehrwürdigen Atmosphäre war das Gewölbe damals weit entfernt, man hörte den Lärm der Maschinen und die
Geschäftlichen – wenn auch privat einem guten Tropfen nicht abgeneigt – vor allem um Bowle. So wurde das Wein- sortiment mit einem Rezeptheft für Bowlen beworben (siehe S. 34) und in seinem Buch „Fünfzig Jahre im Sattel“ rät er dazu, zu Wein immer Ananas mit anzubieten. „Empfiehl' während des Einkaufs nur solche Artikel, die mit den ge-
arbeitenden Menschen, klirrende Flaschen und blubbernde Pumpen. Lediglich in der Schatzkammer, die Stüssgen für seine persönliche Weinsammlung und die gelegentliche Ver- kostung mit Freunden eingerichtet hatte, war es wohl schon in den frühen Tagen des Weinkellers ähnlich wie heute.
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