IHK-Global Business Ausgabe 11/2024

AMERIKAS

KANADA Pharmamarkt auf Wachstumskurs

Auch in Kanada selbst weiten euro- päische Pharmahersteller ihre Aktivi- täten aus: So hat Sanofi im Mai 2024 in Toronto, Ontario eine 586 Millio- nen US$ teure Produktionsanlage für Impfstoffe gegen Keuchhusten, Diph- therie und Tetanus eröffnet. Hohe Millionenbeträge investiert haben auch Novartis (Digital Innovation Hub in Montreal, Quebec) und Roche (glo- bales Betriebszentrum zur Steuerung der gesamten Lieferkette in Mississau- ga, Ontario). Der US-Biotech-Konzern Moderna zieht in Laval, Quebec, für 180 Millionen US$ eine Fabrik hoch, in der ab Herbst 2025 Impfstoffe auf Basis von Boten-Ribonukleinsäure (mRNA) hergestellt werden. Marktanteil von Generika soll weiter zulegen Nachahmerpräparate machten 2023 in Kanada nur rund 22 Prozent der Gesamtausgaben für verschreibungs- pflichtige Arzneimittel aus. Jedoch wurden bereits gut drei Viertel der eingelösten Rezepte für sie ausge- stellt. Das Marktforschungsunterneh- men Imarc Group prognostiziert, dass Kanadas Generikamarkt bis 2032 im Schnitt um 7,6 Prozent pro Jahr zulegen wird. Der Kostendruck im Gesundheitswesen und die erwartete Zunahme chronischer Krankheiten treiben den Absatz. Insgesamt wird Kanadas Pharma- markt bis 2029 jährlich im Schnitt um 4,5 bis 5 Prozent wachsen. Statista Market Insights prognos- tiziert einen Branchenumsatz von dann fast 26 Milliarden US$. Das Wachstum wird vor allem durch die alternde Bevölkerung getragen. Der Bedarf beispielsweise an Mitteln gegen chronische Erkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes und Arthritis steigt dadurch enorm. Waren im Jahr 2023 etwa 7,6 Millionen der in Kana- da lebenden Menschen 65 Jahre und älter, wird diese Zahl zwei Jahrzehnte später voraussichtlich auf 11 Millio- nen angestiegen sein. GTAI/IHK

Arzneimittel und pharmazeutische Wirkstoffe werden bislang größtenteils impor - tiert. Künftig sollen die Produktionskapazitäten im Land weiter ausgebaut werden.

immer häufiger Biopharmazeutika eingesetzt. Viele deutsche Firmen entwickeln sowie vermarkten diese – einige Anbieter haben eine eigene

Kanada ist im Pharmabereich wesentlich stärker von Importen abhängig als vor 50 Jahren: Bezog das nordamerikanische Land 1973 noch weniger als 20 Prozent seiner Impf- stoffe und therapeutischen Arznei- mittel aus dem Ausland, waren es 2023 bereits 85 Prozent. Hauptsäch- lich erhält Kanada Pharmaprodukte aus den USA: Im Jahr 2023 lieferte der Nachbar solche Güter im Wert von 5,16 Milliarden US-Dollar (US$), was 27 Prozent aller kanadischen Importe dieser Warengruppe entsprach. Dahinter folgte – mit größerem Abstand – Deutschland (2,15 Milliar- den US$, gut 11 Prozent). Fast zwei Drittel der deutschen Lie- ferungen entfallen auf Fertigarznei- mittel. Auch Blut, Antiseren, andere Blutfraktionen und immunologische Erzeugnisse kommen in größerem Umfang aus Deutschland. Das Liefer- potenzial ist weiterhin beachtlich: So werden in den Bereichen Immuno- logie, Stoffwechsel und Onkologie

innovative Produktpipeline. CETA erleichtert Exporte nach Kanada

Wenn das Freihandelsabkommen CETA vollständig in Kraft tritt, wird für deutsche Pharmaunternehmen vieles einfacher bei ihren Lieferun- gen nach Kanada. Denn durch die gegenseitige Anerkennung bewährter Herstellungsverfahren und Inspek- tionen von Arzneimittelfabriken entfallen künftig Doppelkontrollen. Derzeit prüfen die Behörden beider Länder noch, dass Arzneimittel- und Wirkstoffanbieter gleichbleibende Qualitätsstandards gewährleisten. Für die Unternehmen bedeutet das in Zukunft deutlich weniger Ver- waltungsaufwand und niedrigere Kosten.

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