IHK-Global Business Ausgabe 11/2024

EUROPA

POLEN Förderung für KI-Branche

Ideen gibt, konzentrieren sich polni- sche Investmentfonds hauptsächlich auf Unternehmen, die bereits KI in ihren Produkten nutzen, anstatt auf jene, die eigene KI-Tools entwickeln. Eine Folge ist, dass sich polnische Gründer mit ihren Ideen für ein KI- Start-up im Ausland niederlassen. Zu den bekanntesten Beispielen gehören Cosmose AI in Singapur oder Eleven- Labs in den USA. Vor diesem Hintergrund kämpft die Branche in Polen um mehr Sichtbar- keit. Im April 2024 schlossen sich ei- nige Dutzend polnische KI-Firmen in einer neuen AI Chamber zusammen. Die Stiftung Plattform Zukunftsindus- trie (Platforma Przemysłu Przyszłości) hat außerdem eine Internetseite mit Fallbeispielen von künstlicher Intel- ligenz in unterschiedlichen Unter- nehmen eingerichtet. Diese Beispiele reichen von individualisierten Rabatt- programmen im Einzelhandel bis hin zu fortschrittlichen Logistiklösungen. Eine grundsätzliche Herausforde- rung ist, dass KI-Entwicklungen viel Rechenleistung benötigen. Polen ver- fügt über fünf Standorte mit beson- ders leistungsfähigen Super-Compu- tern, darunter Cyfronet in Krakau und PCSS in Poznań. Der Standort Poznań erhält bis Mitte 2025 sogar einen Quantencomputer. Weitere Großinvestitionen warten auf den Startschuss. Polens Digitali- sierungsministerium kündigte an, drei Datenverarbeitungszentren unter dem Kürzel KCPD (Krajowe Centrum Przetwarzania Danych) zu bauen. Bis Anfang 2025 soll der Vertrag mit einem Bauunternehmen stehen. Die Kosten des Vorhabens liegen bei ins- gesamt rund 250 Millionen Euro. GTAI/ IHK Website der polnischen AI Chamber:  aichamber.eu

Hightech in Poznań: Die Installation eines Quantencomputer ist Teil des polnischen KI-Ausbaus.

Digitale Lösungen finden in Polen großen Zuspruch. Künst- liche Intelligenz (KI) ist da keine Ausnahme. Für den Durchbruch der Technologie braucht es aber mehr Investitionen. Neue Förderprogramme ab 2025 Polens Unternehmen stehen vor der Herausforderung, den Kauf von KI-Software zu finanzieren. Ab dem Jahr 2025 wird seitens des Digitali- sierungsministeriums in Kooperation mit der staatlichen Wirtschaftsbank BGK (Bank Gospodarstwa Krajowego) ein Kreditprogramm mit vorteilhaften Zinssätzen bereitgestellt. Mit einem Volumen von 650 Millionen Euro, finanziert aus dem Europäischen Wiederaufbaufonds, richtet sich die- ses Programm an alle Branchen und unterstützt neben KI auch Projekte aus den Bereichen Cloud Computing, Internet of Things und Big Data. Ein zusätzlicher KI-Fonds soll klei-

nen und mittelständischen Unterneh- men dabei helfen, KI-Anwendungen wie Buchhaltungs-, Logistik- oder Produktionslösungen zu implemen- tieren. Das Budget für diesen Fonds, dessen Start frühestens für die zweite Jahreshälfte 2025 vorgesehen ist, be- läuft sich auf bis zu 71 Millionen Euro. Des Weiteren strebt Polen die Ent- wicklung eigener KI-Lösungen an. Das Large Language Model (LLM) mit dem Namen „Bielik“, das in seiner Funktionsweise dem ChatGPT ähnelt, ist speziell auf polnische Abfragen abgestimmt. Ein weite- res Großprojekt, das LLM mit der Bezeichung „PLLuM“, erscheint im Dezember 2024 und wird kostenfrei für öffentliche und private Nutzer bereitgestellt. Infrastruktur im Aufbau Polens KI-Entwicklung hat großes Potenzial, stößt jedoch auf finanzielle Hürden. Obwohl es viele innovative

KI-Internetseite der Stiftung Plattform Zukunftsindustrie:  ai4msp.pl/en

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