–– KÖLNER WEINKELLER Cellar Selection 6
Intro ––
7
verkostet hatten. Was daraus wohl geworden wäre? „Wir hätten das einfach abfüllen sollen“, sagte ich „und dann ein Etikett wie Vander- meuelen draufkleben“, ergänzte er halb im Spaß und schwärmte dann von den beiden Gelegenheiten, in denen er eine Abfüllung der Belgier hatte verkosten dürfen. Von dem Gespräch inspiriert dachte ich an die vielen Weine, die nie in Flaschen gefüllt wurden, weil die Rebsorte nicht ins Programm des Gutes passte, weil ein Fass alleine
ringe Mengen gibt, wird in Zukunft sicher ein neuer Jahrgang erschei- nen. Darüber hinaus sind wir bei weiteren Winzerinnen und Winzern fündig geworden – aber beim Wein- bau ist vor allem eins notwendig: Ge- duld. Nach den vier einmaligen Wei- nen dieser Cellar Selection können Sie sich bereits jetzt auf weitere inte- ressante Weine freuen. Es bleibt spannend im Kölner Weinkeller. —
den Aufwand nicht lohnt, weil es nur einem kleinen Publikum gefallen hatte oder die Rebsorte allein einfach schwer verkäuflich schien. Aber ge- rade diese Vielfalt, dieser Hauch des Verrückten, macht doch die Welt der großen Weine aus. So war die Idee geboren und wir haben uns auf die Suche gemacht. Wir freuen uns, Ihnen in dieser Cellar Selection vier weitere Weine präsentieren zu können. Auch von den ersten drei Weinen dieser Serie, von denen es jetzt nur noch sehr ge-
DIE GRUNDSÄTZLICHE IDEE UNSERER CELLAR SELECTION SIND WEINE, DIE GESCHICHTEN ERZÄHLEN, DIE EINZIGARTIG – UND IMMER AUCH SEHR LIMITIERT SIND. DAS WAR DAS CREDO, ALS WIR IM MAI 2023 MIT DEN ERSTEN DREI WEINEN DER CELLAR SELECTION HERAUSGEKOMMEN SIND. WEINE, DIE ES SONST NICHT GEBEN WÜRDE, WEIL SIE NICHT INS SORTIMENT DES WINZERS PASSEN, ER SIE SO NICHT FÜLLEN WÜRDE ODER EINFACH EINZELNE FÄSSER, DIE FÜR UNS ETWAS BESONDERES SIND. Idee und Konzept
Viel Freude beim Genießen!
D er Auslöser für die Idee der Cellar Selec- tion war ein Fass mit Cabernet Franc und ein belgischer Weinhändler, den es bereits seit 70 Jahren nicht mehr gibt. Das Fass ... ... war gefüllt mit einem dicken, herben, intensiven Charakterstoff: Cabernet Franc. „Großartig“, sagte der Winzer, „Wahnsinn“, ergänzte ich. Aber wir schüttelten direkt beide den Kopf, „das versteht kein Mensch: Einen so puristischen Cabernet Franc – und aus dieser Region ...“ Das Fass durfte dann einem größe- ren Cuvée den finalen Kick geben, aber wir trauern ihm bis heute hin- terher. Die Belgier Kennen Sie vielleicht Vander- meulen? Wenn Sie ein Weinfreak sind, wird Ihr Puls jetzt vermutlich schneller schlagen, die Nerven pri- ckeln und Sie beginnen, feuchte Hän-
de zu bekommen. „Vandermeulen, Vandermeulen – hast Du etwa eine Flasche?“, wird man im Flüsterton gefragt. Leider nicht, aber die un- scheinbaren Flaschen mit dem roten Punkt auf dem schlichten Etikett sind legendär. Vandermeulen war ein Wein- händler aus dem flandrischen Osten- de. Angeblich handelte es sich aber eher um zwei Brüder. Gemeinsam reisten die beiden zwischen 1900 und 1955 ins Bordeaux und Burgund. Je- des Jahr holten sie zielsicher die bes- ten Fässer aus den Kellern. Im Visier hatten sie vor allem die Fässer, die das beste Reifungspotential verspra- chen. Denn die Vandermeulens wa- ren geduldig und ließen die Weine teilweise für Jahre bei sich im Keller lagern, bis sie fertig waren. Die Kol- legen brachten Cheval Blanc und Ro- manée-Conti in alle Welt und die Winzerinnen und Winzer vertrauten ihnen ihre besten Partien an.
Die Weinwelt hat sich verän- dert. Bis in die 1950er Jahre lief ein größerer Teil des Weinhandels über Négociants und Kommissionäre. Da- mals stand deren Name fast immer mit auf dem Etikett und galt als Bür- ge für die Qualität des Produkts. Dass ein Weingut wie Château Lafite oder Château Mouton Rothschild alle Weine zu einem einzigen Grand Vin cuvéetierte, wäre eher ungewöhnlich gewesen. Es gab fünf oder sechs Fül- lungen für verschiedene Händler. Die Güter waren stolz auf die An- fragen der renommierten Handels- häuser und die Kunden vertrauten auf den Riecher der Einkäufer. Es ging vor allem darum, zusammen mit den Winzern ganz besondere Weine auf die Flasche zu ziehen. Weine, die sich von den Füllungen der anderen unterschieden. Irgendwann kam ich mit dem Winzer wieder einmal auf das Fass Cabernet Franc zu sprechen, das wir gut neun Jahre vorher zusammen
PINOT NOIR VIEILLE VIGNE Markus Molitor|S. 8
GAMS RIESLING KABINETT Maximin Grünhaus|S. 14
RIED SAZIANI MORILLON Neumeister|S. 20
RIED WEIERN BLAUFRÄNKISCH Lichtenberger González|S. 26
KAPELLENBERG Georg Breuer|S. 33
NAULOTT A. Christmann|S. 34
PARADIES von Winning|S. 35
Made with FlippingBook - professional solution for displaying marketing and sales documents online