IHK-Magazin Ausgabe 7/2024

TITELTHEMA | MANNHEIM

INTERVIEW MIT OB SPECHT Zusätzliche Kapazitäten am Hafen, E-Fuels für den Flughafen Nicht nur auf die maximale Rendite schielen, fordert Mannheims Oberbürgermeister Christian Specht mit Blick auf Immobilienvermietungen in der Breiten Straße.

Mannheims Image hat in den vergangenen Jahren gelitten: zu laut, zu dreckig, nicht sicher, schlecht erreichbar. Können Sie das nachvollziehen? Christian Specht: Mannheim bietet insgesamt eine sehr hohe Lebensqualität – das hat die ak- tuelle Unternehmensbefragung gerade wieder eindrucksvoll be- legt. Das Vorurteil, dass Mann- heim schlecht erreichbar sei, stammt sicher noch aus den Zeiten des missglückten Ver- kehrsversuchs. Zum anderen müssen wir aktuell sehr viele Brücken und Straßen sanieren, die aus den 1950er und 1960er Jahren stammen und einfach altersschwach geworden sind. Problemkind Breite Straße – an wen vermietet wird, entschei- det der Besitzer der Immobilie. Kann die Stadt hier überhaupt lenkend eingreifen? Specht: Eigentümer haben einen großen Einfluss da- rauf, wie sich das Umfeld ihrer Immobilie entwickelt. Daher haben wir als eine der ersten Städte die Gründung eines Eigentümer-Netzwerks initiiert und vorangetrieben. In dem Netzwerk können sich die Eigentümer über Nutzun- gen austauschen, die die City insgesamt und langfristig voranbringen – auch wenn sie vielleicht kurzfristig nicht die maximale Rendite für eine einzelne Immobilie bringen. In den oberen Etagen der Ge- bäude etwa auf den Planken

ist viel Leerstand. Das spricht nicht gerade für den Standort. Specht: Es gibt hervorragende Beispiele für neue Nutzungen der oberen Etagen, die vom Einzelhandel nicht mehr so stark nachgefragt werden wie früher. Im Peek-und-Clop- penburg Haus in O3 hat die Immobiliengesellschaft der Handelsgruppe die oberen drei Stockwerke mit einem Licht- hof in moderne Büroflächen verwandelt. Dort sind kürzlich 300 Mitarbeitende eines Ver- triebsspezialisten eingezogen, die vorher in einem Gewerbe- gebiet gearbeitet haben. Wir unterstützen solche Umnut- zungen, weil sie dazu beitra- gen, die Innenstadt weiter zu beleben. Mannheim ist nicht nur eine Stadt der Brücken, sondern auch der Flüsse. Wie wird Mannheims Hafen in zwanzig Jahren aussehen? Specht: Mit dem Hafenent- wicklungsplan und dem Ha- fendialog wollen wir den Hafen in Mannheim weiterentwickeln und

– ein unbeliebtes Thema in Zeiten des Klimawandels. Für die hiesige Wirtschaft aber ein wichtiges Infrastrukturkrite- rium. Was tut die Stadt Mann- heim für den lokalen Flugha- fen, um ihn zu halten oder gar weiterzuentwickeln? Specht: Der City-Airport ist wichtig für Unternehmen in Mannheim und der Region. Wir wollen ihn als Bestandteil unserer Verkehrsinfrastruktur auch in Zukunft erhalten und zum Beispiel durch den Ein- satz von E-Fuels klimafreund- licher machen. Die Bundesgartenschau hat viele Besucher nach Mann- heim gebracht – welche Story Schwung der Bundesgarten- schau mit in die nächsten Jah- re nehmen. Ein großes Mann- heim-Event ist die Ausstellung „100 Jahre Neue Sachlich- keit“, die bis März 2025 in der Kunsthalle zu sehen sein wird. Aber auch abgesehen von sol- chen Leuchtturmausstellungen hat Mannheim das ganze Jahr über etwas zu bieten wie zu- letzt die Weltmeisterschaften im Tauziehen. Und wir erleben aktuell eine große Nachfrage von Besuchern, die sich für die Transformation des Unterneh- mensstandorts in eine nach- haltige und klimafreundliche Zukunft interessieren. Diesen bieten wir Informationen und Rundgänge zu Mannheimer Lösungen an. erzählt die Stadt jetzt? Specht: Wir wollen den

Wir wollen den Schwung der Bundesgarten- schau mit in die nächsten Jahre nehmen.

Christian Specht

Mannheims Ober- bürgermeister Christian Specht sieht Hafen und City-Airport als wichtige Infrastruk- turen für die Stadt.

zusätzliche Kapazi- täten schaffen, ohne die Innenstadt mit zusätzlichem Schwer- verkehr zu be- lasten.

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IHK Magazin Rhein-Neckar 07 | 2024

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