Wasser- und Salz-Pfad in Bad Salzdetfurth

WASSER- UND SALZ-PFAD BAD SALZDETFURTH

Spannender Infopfad durch Bad Salzdetfurth

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Das „weiße Gold“ in Bad Salzdetfurth

Wer morgens das schneeweiße Gewürz auf sein Frühstücksei rieseln lässt, ahnt meistens nichts von der uralten Geschichte und einst großen Bedeutung

des Minerals. Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts war Salz ein so kostbares, weil überlebenswichtiges Gut, dass es nicht selten als politisches Instru- mentarium benutzt wurde. Kriege wurden um das Salz geführt und weltweit entstand ein reger Handel, der Europa, Asien und Afrika durch die sogenannten Salzstraßen miteinander verband. Während Salz bis zu dieser Zeit hauptsächlich zur Ernährung und Konservierung von Fleisch und Fisch verwendet wurde, nimmt heut- zutage dieser Nutzen nur noch einen geringen Teil der Verarbeitung von Salz ein. Dass Salz im Winter zur Enteisung unserer Straßen eingesetzt wird und als Grundstoff für Dünge- und Frostschutzmittel dient, ist vie- len bekannt. Auch die Reinigungs-, Wasch- und Bleichmittelindus-

Neben dem Solebad startet der Wasser- und Salz-Pfad

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trie braucht Salz, ebenso wie die Feuerwehr, denn die flammener- stickende Wirkung verdankt der Löschschaum dem Salz. Und wer denkt schon beim Genuss eines Kuchens daran, dass auch hier das Salz in Form von Backpulver die „treibende“ Kraft ist? Die Geschichte Bad Salzdetfurths war und ist bis heute eine Ge- schichte des Salzes: Angefangen bei der Entdeckung der Sole- quelle und den verschiedenen Salzgewinnungsmethoden über die Erschließung und Förderung des Kalisalzes bis zur heutigen Be- deutung der Stadt als anerkannter Kur- und Erholungsort. Begeben Sie sich auf eine spannende Reise durch Bad Salzdetfurth rund um das „weiße Gold“.

Salzkristalle

So begehen Sie den Wasser- und Salz-Pfad

Alle Stationen sind in der Karte deutlich vermerkt. Vor Ort fin- den Sie jeweils eine Hinweistafel mit wissenswerten Informa- tionen. Begeben Sie sich auf einen Gang durch die Jahrhun- derte und entdecken Sie die Spuren von Wasser und Salz. Die Nummerierung der Tafeln entspricht der chronologischen Entwicklung.

Weitere Informationen auch unter www.bad-salzdetfurth.de oder scannen Sie einfach den QR-Code.

Merkmale des industriellen Bergbaus

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DETFURTH

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Erläuterung

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Gradierwerke

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Bergbau

Kurbetrieb

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SOLTMANN

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Solequellen

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Salzpfänner

Wasser- und Salz-Pfad Tourist-Info Solebad Salzgrotte Adventure-Golf Kurpark Museum Bad Salzdetfurth Wohnmobilparkplatz Parkplatz Haltepunkt Solebad Bahnhof Bad Salzdetfurth

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Salzhandel

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BAD SALZDETFURTH

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0 50 © OpenStreetMap contributors FootMap GmbH 200 250m 100 150

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Die Solequellen

Wie bei vielen Ortsgründungen, die im Dunklen lie- gen, so findet auch in Salzdetfurth der „erste Spa- tenstich“ mit einer Sage statt, denn ein im Tale der

Lamme jagender Ritter hatte Durst, fand am Fuße des Sothenber- ges an der Lamme eine Quelle und trank. Das Wasser löschte je- doch seinen Durst nicht, sondern machte ihn durstiger, denn es war salzig. Nun war in dieser Zeit auch einem jagenden Ritter schnell klar, dass er auf das „weiße Gold“ gestoßen war, das seinen Wohl- stand mehren konnte. Es ist ein Prozess von Jahrmillionen, bis es zum Austritt des salzi- gen Wassers an dieser Stelle kam. Der schwedische Geologe Carl Ochsenius erläuterte mit seiner 1877 veröffentlichten „Barrentheo- rie“ die Entstehung der Salzlager, bei der ein Meeresbecken durch eine Barre (Untiefe) abgetrennt wird, was durch die Hebung oder Senkung des Meeresbodens geschieht. In diesem vom Meer ab- getrennten Becken ist die Wasserverdunstung größer als die nach- fließende Wassermenge. So steigt die Konzentration der im Becken

Siegel von 1447

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den landwirtschaftlichen Nutzung im Bereich der Fachwerkburg höheren Gewinn versprach. Dass jedoch im Bereich der Lamme bereits die Sole- quellen viel früher bekannt gewesen sind, belegt die urkundliche Erwähnung vom Überlassen von vier Salzsiedepfannen an das Kloster Lamspringe durch Conrad I von Steinberg im Jahre 1195 nebst eines Stückes Wald, denn Holz wurde für das Sie- den der Sole benötigt. Bereits im 13. Jh. trennte sich die Ministerialenfamilie von ihren Salzrechten zugunsten der Salzpfännergilde, erhielt aber noch um 1800 ca. 60 Zentner Salz im Jahr als Deputat. Bevor jedoch aus der Sole Salz wurde, bedurfte es eines langen Arbeitsprozesses in dessen Dien- sten auch andere Berufe standen. Da man aber mit dem Salz wohlhabend, ja sogar reich und da- mit auch einflussreich werden konnte, schlossen

gelösten Salze durch die Verdunstung an. Geolo- gische Verwerfungen sorgen dafür, dass die ab- gelagerten Schichten tief unter die Erdoberfläche geraten, eindringendes Wasser löst das Salz und so kann es in Quellen zu Tage treten. Die Besitzverhältnisse Zurück zu unserem Ritter, der urkundlich sogar namentlich ermittelt werden kann, denn es war einer aus dem Hause von Steinberg, dessen Sitz eine fürstbischöfliche Burg war, die auf dem Bergrücken westlich der heutigen Salze-Kliniken stand, dem heutigen Burgberg, die aber bereits im 14. Jahrhundert zugunsten von Bodenburg verlassen wurde. Die Gründe hierfür liegen eben- falls im Dunklen, es ist jedoch anzunehmen, dass der Wasserreichtum Bodenburgs und die äußerst günstige Versorgungslage mit ihrer hervorragen-

sich die Sälzer zur Salzpfännergilde zusammen. Sie erhielten von den Steinbergs die Genehmigung, einen Rat zu bilden und ein Sie- gel zu führen. Die früheste Ratsurkunde wurde 1391 ausgestellt und zeigt bereits im Siegel drei Salzhaken. Diese sind auch heute noch im Wappen der Stadt Bad Salzdetfurth zu finden. Auf der Tafel 3 „Die Salzpfänner“ wird die Gewinnung des Salzes aus der Sole ausführlich dargestellt und auf Tafel 6 „Kurbetrieb“ fin- den Sie weitere Informationen zum Thema Sole im Kurbereich. Das Wort Sole hat seinen Ursprung in der spätmittelhochdeutschen Sprache und kommt von sul oder sol was Salzbrühe bedeutet. Sole ist also das Salzwasser, das in Quellen zu Tage tritt oder heute durch Bohrungen gefördert wird. Durch Eindampfen an der Sonne beim Meersalz oder dem Sieden der Sole wird das Salz gewonnen. Das Salz Salz (chemisch Natriumchlorid) ist lebenswichtig: Natrium sorgt für die Regulation des Wasserhaushalts und ist für die Muskeln und Nerven unbedingt notwendig. Kein Wunder, dass Salz bei den Grie- chen als Göttergabe galt und ihm auch im Alten Testament eine be-

Salzsieder im Museum

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sondere Bedeutung zukam. Die Salzgewinnung ist von den meisten Zivilisationen des Altertums bezeugt. Es ist jedoch anzunehmen, dass das Salz auch schon früher einen Platz in der Kultur der Men- schen hatte. Schon die Sumerer und Babylonier nutzten Salz zur Konservierung von Lebensmitteln. Im deutschsprachigen Raum ha- ben die Kelten dem Salz ein sprachliches Denkmal gesetzt, denn in ihrer Sprache heißt Salz „Hall“ und dieses Wort hat sich in vielen Ortsnamen (z.B. Halle, Reichenhall etc.) niedergeschlagen. In Rom bekamen die Legionäre ihr „ Salär “ (von lat.: Salarium) in Salz. Fast zu allen Zeiten, noch bis ca. 1900, wurde mehr Salz benötigt als ge- wonnen wurde. Wie wertvoll Salz war, kann man daran ermessen, dass es auch „weißes Gold“ hieß. Heute hat das Salz als Wirtschaftsfaktor bei uns sein Gewicht eingebüßt, was sich auch im Preis niederschlägt, der bei einem Kilo bei 80 Cent liegt.

Wappen von Bad Salzdetfurth

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Die Salzpfänner

Dass bereits in vorgeschichtlicher Zeit in vielen Regi- onen aus der Sole Salz gewonnen wurde, ist an gro- ben Steingefäßen ablesbar. Sie haben runde, ovale

oder rechteckige Formen, die nicht viel größer als eine Männerhand sind. An den Innenwänden dieser Steinnäpfe fand man jedoch Salz- reste und außen Feuerspuren. Wir haben also hier die Vorläufer der mittelalterlichen Siedepfannen vor uns. Die Siedegefäße der Eisen-

zeit sind bereits differenzierter. Die Situation im Lammetal

An den Ufern der Lamme wird man mit dem Sieden der Sole zu einem Zeitpunkt begonnen haben, an dem die Technik bereits aus- gereifter war. Archäologische Zeugnisse aus der Frühzeit wurden hier nicht gefunden. Urkundlich ist die Salzgewinnung im Lammetal um 1200 nachgewiesen. Die Errichtung einer Archidiakonatskirche in Detfurth durch den Bischof in Hildesheim zeigt, welches Gewicht dieser Bereich hatte. Archidiakone waren abhängige Stellvertreter des Bischofs, die ein eigenständiges Benefizium hatten, was hier auch mit der Salzgewinnung zu tun haben muss. Das Land mit Feld

Salzgewinnung durch Eindampfen von Sole in offenen Pfannen

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einfache, etwa 10 Meter lange Holzhütten, die kaum eine Generation überdauerten. Aus Holz und Lehm gebaut und mit Stroh bedeckt, zog der Rauch durch die Fenster oder das Dach ab. Erst mit zunehmendem Wohlstand wurde der Rauch über Schornsteine abgeführt und für den Wasser- dampf Abzüge geschaffen. In der Kothe befand sich eine Pfanne, unter der ein Feuer aus Wasenholz (Gestrüpp und max. armdi- cke Äste) brannte. Die Pfanne selbst bestand bis zum 18. Jahrhundert aus Blei, später aus Eisen. Beim Sieden der Sole verdampfte das Wasser und das Salz kristallisierte aus. Die noch feuchten Salzkristalle wurden mit hölzernen Schiebern zu- sammengekratzt und mit Holzlöffeln in Körbe ge- schüttet, die man mit Leinen auslegte. Hier konnte nun die restliche Flüssigkeit abtropfen. Anschlie- ßend wurde das Salz in einem aufwändigen Pro-

und Wald gehörte ebenfalls dem Fürstbischof. Das Pfännerdorf wird „dat Solt to Detforde“ genannt. In dieser Zeit waren die Herren von Steinberg mit den Ländereien belehnt und verfügten über eine größere Zahl von Pfannen, von denen sie dem Kloster in Lamspringe und dem Dorfe Thietforde vier verkauften. 1321 besitzt das Michaeliskloster 10 Pfannen in Salzdetfurth. Die Salzsieder oder Sölter waren in dieser Zeit Leibeigene oder Hörige der Herren von Steinberg. Die Salzgewinnung Die Salzsieder verrichteten ihre Arbeit in einer Salzsiedehütte, auch Kothe oder Panstadel ge- nannt. Im österreichischen Salzkammergut hießen sie Siedehäuser, Siedesalinen oder Pfannhaus, woran ablesbar ist, dass es sich um gemauerte Gebäude handelte. In „dat Solt to Detforde“ , dem Pfännerdorf an der Lamme, waren die Kothen

zess getrocknet, bevor es in Körben, die gleichzeitig das Maß für die Menge waren, abtransportiert wurde. Vom Salzsieder zur Salzpfännergilde Der erfolgreiche Handel mit dem Salz führte dazu, dass die Sölter Überschüsse aus den Erträgen erzielten und sogar vom Abt des Mi- chaelisklosters eine Jahresrente zugesprochen bekamen. Sie konn- ten nun selbst die Pfannen kaufen und schlossen sich zur Salzpfän- nergilde zusammen, die heute noch existiert und die mit steigendem Wohlstand sogar im Besitz aller 33 Pfannen war. 1413 ziehen sich die Steinbergs ganz aus dem Salzgeschäft zurück, lassen sich je- doch jährlich ein Soltwater- oder Kopegeld von 6,5 Gulden zahlen. Geht man heute offenen Auges durch die Salzpfännerstraße, so fal- len in der Häuserreihe große Tore auf. Diese führen in einen Hof, in dem das Salz gesiedet und mittels Pferdewagen abtransportiert wurde. An vielen Toren findet man Jahreszahlen die dokumentieren, dass es sich um Bauten handelt, die nach dem Brand im Jahre 1842 errichtet worden sind. Mit dem 1851 entstandenen Zollverein und mit dem Anschluss des

Doppeltor „Im Winkel“

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freiung im Königreich Hannover vor dem Zusam- menschluss eingesetzt hatte, wirkte sich das auch positiv für die Bauern an der Lamme aus – be- sonders in den Wüstungen Tidexen und Olste- de (niedergebrannt zu Beginn der Hildesheimer Stiftsfehde). Ein Hudeverbot in den Forsten und die Einführung der Stallfütterung bewirkten die Er- holung des Waldbestandes und damit die Sicher- stellung der Brennstoffversorgung der Saline, die bis 1910 mit Holz betrieben wurde. Erst danach wurde mit Kohle geheizt.

Königreichs Hannover an Preußen (1866) brachen für die Salzpfänner schlechte Zeiten an, da die Handelsgrenzen wegfielen. 1868 waren nur noch 12 Salzpfannen in Betrieb, denn im neu entstan- denen Gebiet gab es wirtschaftlicher arbeitende Salinen mit höherprozentiger Sole, was die Pfän- nergilde veranlasste 1873 eine Tiefenbohrung ein- zubringen. Als man bei 1300 m auf ein Sandstein- lager traf, stellte man die Bohrung ein. Aus dieser Zeit stammt die Behauptung, dass in Salzdetfurth nur Besenbinder und Wilddiebe le- ben würden. Der folgende Spruch untermauert diese Aussage: „Wer im Sollte sich will ernähren, der muss finden Preiselbeeren. Preiselbeeren der nicht findt´, der muss Besen bind´. Besenbinden das bringt Geld, wenn man nur´s zusammenhält.“ Viele der Salzsieder waren in dieser Zeit bereits im Nebenerwerb Bauern, und da die Bauernbe-

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Der Salzhandel

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Wesseln

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Um ca. 10.000 v. Chr. wurde der Mensch sesshaft, baute Pflanzen an und begann Tiere zu züchten. Zu- vor hatte er sich als Jäger von dem ernährt, was er

in der Natur vorfand und so ausreichend Salz zu sich genommen. Durch die Nahrungsumstellung wurde nun Salz als Nahrungsergän- zung lebenswichtig. Es entwickelten sich somit je nach Region und landschaftlichen Voraussetzungen unterschiedliche Methoden der Salzgewinnung und des Transportes dieses wertvollen Gutes, das auch das „weiße Gold“ genannt wurde. Vom Altertum bis ins Mittelalter war Salz das wichtigste Fernhandelsgut. Dadurch kam es zur Bildung wichtiger Salzhandelsstraßen. Bekannt wurde zum Beispiel in Mitteleuropa der „Goldene Steg“, an dem na- türlich neue Orte gegründet wurden. So ist die Gründung Münchens der Zerstörung der Brücke über die Isar bei Föhring durch Hein- rich den Löwen zu verdanken. Er zwang so den Salzhandelsverkehr über eine neue Brücke, die zu den „Munichen“, den Mönchen führte. Kaiser Friedrich Barbarossa stimmte diesem geschickten Schach-

Bad Salzdetfurth

Frankfurter Heerstraße

Frankfurter Heerstraße

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Bad Salzdetfurth. Detfurth und später Salzdetfurth lag direkt an der Frankfurter Heerstraße, die von Hildesheim kom- mend über die Domäne Marienburg, die Domä- ne Röderhof, den Roden und Detfurth durch das Lammebett führend über Bodenburg, Lamspringe und Gandersheim den Weg nach Frankfurt nahm. Interessant ist die spezifische Situation der Heer- straße im äußerst engen Tale der Lamme, han- delt es sich hier im wahrsten Sinne des Wortes um eine Wasser-Straße, denn der „Verkehr“ der Fuhrwerke ging durch das Flussbett, da sich die Häuser direkt an beiden Ufern der Lamme befan- den. Das änderte sich erst nach dem verheeren- den Brand 1794, der alle Häuser vernichtete und somit Platz für eine Straße rechts und links des Flusses schuf. Die engste Stelle des Pfännerdorfes ist noch

zug widerwillig zu und unterschrieb so die Grün- dungsurkunde der Stadt, die heute noch einen Mönch im Wappen führt. Auf der Salzach wurde das Salz mit Booten von Hallein/Österreich zum Bestimmungs- und Markt- ort Salzburg gebracht und in Mali transportieren die Berabich das aus tiefen Löchern im Wüsten- boden gewonnene Steinsalz in Plattenform mit Dromedarkarawanen nach Timbuktu, um es dort gegen Waren des täglichen Bedarfs einzutau- schen. Die an den Handelswegen liegenden Orte wur- den reich, denn sie erhoben Zölle, und diesen Reichtum stellten sie durch außergewöhnliche Kirchen- und Profanbauten zur Schau. Bad Rei- chenhall, Schwäbisch Hall, Salzburg, Hall in Tirol, Hallstadt und viele andere tragen den Ursprung ihres Reichtums noch heute im Namen – auch

heute sehr gut im Bereich der schmalen Fußgängerbrücke von der Salzpfännerstraße zur Oberstraße zu erkennen. Hier endete die ursprüngliche Siedlung der Salzsieder, und hier verließ auch die Heerstraße das Flussbett über eine schiefe Ebene. An dieser Stelle befand sich auch das „Obere Tor“. Der heutige Verlauf des Flüss- chens hinter den Häusern mit den Hausnummern 106 bis 126 ist in den Hang kanalartig hinein geschnitten worden, um ausreichend Platz für diese Häuserzeile zu erhalten. Die direkte Lage an diesem „Kanal“ nennt der Volksmund daher auch „Klein Venedig“. Zuständig für die Unterhaltung des zum Teil katastrophalen Zustan- des der Heerstraße war die Regierung in Hildesheim, die per Erlass von 1722 sogar Landleute ohne Pferd und Wagen zu Handdiensten verpflichtete, da sonst die Handelsmöglichkeiten zu negativ beein- flusst waren. In den darauf folgenden vier Jahren zählte man 8100 Hand- und Spanndiensttage. Mit dem in Salzdetfurth gewonnenen Salz wurde die nähere Um- gebung und natürlich Hildesheim versorgt. Die ungünstige Verkehrs- lage im engen Lammetal führte aber dazu, dass konkurrierende Salzstädte wie Salzderhelden, Salzgitter-Liebenhall (mit bereits 47

Furt an der Oberstraße

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Bahnlinie von Groß Düngen nach Bad Ganders- heim mit der Teilung bei Bodenburg in Richtung Elze und weiter nach Hameln, was nun aber nur für den Transport der unter Tage gewonnenen Salzprodukte und für den Individualverkehr von Bedeutung war. Das „weiße Gold“ hatte ohnehin im Laufe der Zeit durch die industrielle Gewinnung seine jahrtausende alte Bedeutung als Handels- gut verloren.

Salzkothen im Jahre 1273) und Rhüden mehr Er- folg hatten. Dass die wirtschaftliche Situation der im Ort ansässigen Gewerbetreibenden sich da- durch verschlechterte liegt auf der Hand. Im Jahre 1845 gab es noch 13 Tischler, 8 Sattler, 2 Mauerer, 9 Schmiede, 4 Böttcher, 3 Hufschmiede, 1 Zim- mermann, 3 Lohgerber, 1 Müller, 15 Seiler, 4 Bä- cker und 3 Schlachter. Die Speisesalzgewinnung kam schließlich ganz zum Erliegen, denn eine 1873 niedergebrachte Tiefenbohrung stieß auf ein Sandsteinlager. Al- lerdings verbesserte sich die Lage des Fleckens wieder, als 1900 das Kaliwerk seinen Betrieb auf- nahm. Wichtige Informationen über die geologi- sche Situation und zur Arbeit unter Tage sind auf der Tafel, die die Firma K+S am Kultur-Bahnhof neben dem Seilrad aufgestellt hat, zu finden. Die Verkehrssituation im Tale der Lamme verbes- serte sich zwar entscheidend durch den Bau der

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Die Gradierwerke

„Gradieren ist ein technisches Verfahren, durch das geringhaltige Salzsolen teils von Beimengungen be- freit, teils auf wirksame Weise verdunstet werden.

Von den verschiedenen Methoden des Gradierens ist nur noch die Dorngradierung in Gebrauch. Dieselbe wird ausgeführt, indem die Sole durch Rinnenleitungen über lang ausgestreckte Reiser- wandungen, die durch Aufspeichern von Dornenbündeln zwischen Balkengerüsten von verschiedener Höhe (den Gradierwerken oder Gradierhäusern) gebildet werden, verteilt wird. Die Sole, die dabei von der Höhe der Wand herabrieselt, überzieht die Äste und Zweige der Reiser in sehr dünner Schicht, kommt dadurch in innigste Be- rührung mit der die Wandung durchstreichenden Luft und sammelt sich in einem unter der Dornenwand befindlichen Reservoir. In Be- rührung mit der Luft schlägt sich aus der Sole der Dornstein nieder. Der Effekt des Gradierens ist hauptsächlich bedingt durch allsei- tige Berührung der Sole mit der Luft und möglichst starken Luft- wechsel. Die Wände müssen daher so angelegt werden, dass

Schwarzdorn (Prunus spinosa) im Gradierwerk

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ihre Längsseite möglichst rechtwinklig gegen die in der betref- fenden Gegend herrschenden Windrichtung gekehrt ist. Die Gradierung geschieht am besten in trockener, warmer Luft.“ Brockhaus Konversations-Lexikon Bank 11 von 1894 Salzgewinnung Die Einrichtung von Gradierwerken erfolgte aus einer Notsituation heraus: Das immer knapper werdende Holz zur Befeuerung der Salzsiedepfannen zwang die Salinenbesitzer (meistens war es der Landesherr selber, auch Salzgilden) dazu, eine Lösung zu finden, um die aus den Quellen gewonnene Sole zu konzentrieren. Findige Köpfe (hier ist besonders der J.F. Beust zu nennen, der von 1725 bis 1771 ca. 20 Gradierwerke in Deutschland und der Schweiz konstru- ierte) entwickelten deshalb Anlagen, in denen das Wasser verduns- ten konnte und so eine stärkere Konzentration der Sole entstand. In Bad Salzdetfurth war es der Kunst- und Salzmeister Simon Kellen aus Friedland, der 1746 das erste Gradierwerk „Im kleinen Salzgar- ten“ für den Bauherrn, die Salzpfännergilde, hinter dem heutigen

Gradierwerk im Kurpark

Kronprinz baute. Kurz darauf entstanden auch die beiden noch heu- te vorhandenen Gradierwerke in der Mühlenwiese. Es handelt sich um Dorngradierwerke, die sich überall in den Salzorten von Vale in Norwegen über Bad Sulza im Osten bis nach Bad Wipfeod oder Bad Schwäbischhall gegenüber den vorher üblichen Strohgradierwerken durchsetzten. Hier in Bad Salzdetfurth wurde die im Ursprung 8%ige Sole sieben- mal über die Schlehdornwände geleitet und erreichte dadurch einen Sättigungsgrad von ca. 30%. Erst danach wurde sie in den Salzpfan- nen zum Sieden gebracht. Freiluftinhalation Mit dem Zurückgang des Salzhandels wurde 1948 der Salinenbe- trieb eingestellt. Die Einstellung der Berieselung hätte jedoch zur Folge gehabt, dass die gesamte Anlage verfallen würde. Seit Ende der 70er Jahre betreibt nun die Kurbetriebsgesellschaft die Gradier- werke und bietet sie ihren Gästen kostenlos zur Freiluftinhalation an. Somit ist das ursprünglich ungenutzte Nebenprodukt, die salz- haltige Luft, für die Kurgäste und die Besucher des Parks ein hervor- ragendes Mittel, vorbeugend und heilend auf die oberen Luft- und

Gradierwerke in früheren Jahren

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Atemwege einzuwirken. Menschen, die sich in dieser Luft bewegen, atmen dabei eine „frische Nordseebrise“ ein und genießen auf diese Weise nicht nur die Blumenpracht oder das Veranstaltungsangebot in diesem Teil des Parks, sondern nehmen heilsame Atemluft zu sich. Das hochwirksame Salzdetfurther Heilwasser wird im Kurmittelhaus und im Sole-, Frei- und Hallenbad seit vielen Jahren erfolgreich ein- gesetzt. Dieses Angebot kann in Deutschland nur noch in wenigen Bädern dem Kurgast geboten werden. Um die ca. 260 Jahre alte Anlage auch weiterhin in Betrieb halten zu können, musste in mehreren Arbeitsschritten Restaurierungs- und Ausbesserungsmaßnahmen ergriffen werden, die auch den vollständigen Austausch des Dor- nenwerks im Jahre 2006 notwendig machten. Inzwischen ist dieser Prozess abgeschlossen und so konnte die fertige Anlage am 1. Juli 2006 mit einem großen Fest eingeweiht werden.

Restaurierung der Gradierwerke

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Kurbetrieb in Geschichte und Gegenwart

Solequellen sind seit Jahrtausenden Orte der Hei- lung. Die in der Regel warmen Quellen wurden be- reits vor 2500 Jahren von den Kelten erkannt und

genutzt. Griechen und Römer kultivierten diesen Brauch und bauten aufwändige Thermen im Rahmen ihrer Stadtgründungen. Mit der Völkerwanderung und dem Niedergang des römischen Reiches zer- fielen diese Anlagen und erst 1802 eröffnete man in Deutschland in Salzelmen / Schönebeck das erste Solebad. Das erste Badehaus an der Lamme In Salzdetfurth entstand 1850 der Plan die Sole für Heilzwecke ein- zusetzen, was 1857 mit der Gründung einer Aktiengesellschaft und dem Bau eines Badehauses gelang. Es hatte vier Wannen, Kessel und Fässer und stand auf dem heutigen Marktplatz. Die Einweihung fand am 27. Mai, dem Geburtstag des Königs von Hannover statt, was dieser mit einer jährlichen Beihilfe von 100 Talern belohnte. Dank der Heilerfolge kamen immer mehr Kurgäste und so konnten vier weitere Wannen angeschafft werden und das Programm durch

Erstes Badehaus auf dem heutigen Marktplatz

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ein Fichtennadel-, Dampf- und Inhalationskabinett erweitert werden, was aber nicht ausreichte, um den Betrieb wirtschaftlich zu führen. Folglich zogen sich die Aktionäre zurück und zwei Gastwirte aus Hil- desheim übernahmen das Bad, erweiterten es erneut, bauten den Kursaal mit Musikpavillon und legten gepflegte Promenadenwege an. Durch den Anschluss des Ortes an die Eisenbahnlinie nahm der Kurbetrieb weiteren Aufschwung. Die Übernachtungsmöglichkeiten in Privatquartieren reichten nicht aus, sodass 1888 ein Logierhaus, das heutige Gildehaus, und 1898/99 das „Hotel Kronprinz“ gebaut wurden. Nach dem 1.Weltkrieg kam jedoch für das Bad ein empfind- licher Einbruch, den der Besitzer nicht verkraftete und die Salzpfän- nergilde das Bad, das Kurhaus und den Kursaal kaufte, während das Hotel von der im Jahre 1900 gegründeten „Kaliwerk Salzdet- furth AG“ 1920 gekauft wurde. Salzdetfurth gewann zunehmend als Kur- und Fremdenverkehrsort an Bedeutung. Durch Erlass des Preußischen Staatsministeriums

Kursaal - Am Burgberg (hist. Aufn.)

vom 10.12.1921 wurde dem Ort die Zusatzbezeichnung „BAD“ ver- liehen. Eine neue Gesellschaft Zu allem Unglück brannte 1924 der Kursaal ab und es wurde klar, dass die Gilde den Betrieb des Bades nicht mehr schultern konnte. Das führte 1925 zur Gründung der jetzigen „Bade- und Kurbetriebs- gesellschaft“, die bereits 1928 das heutige Kurmittelhaus einweihen konnte. Am 01.12.1949 wurde der Flecken mit der Überreichung der Urkun- de durch den Nieders. Innenminister zur Stadt Salzdetfurth ernannt, und seit dem 03.01.1968 darf sie sich Heilbad nennen, in dem die Heilkräfte von Sole und Moor im Mittelpunkt des Angebotes stehen. Die Heilquellen Sole hat für den Menschen heilende Wirkung, die je nach Konzen- tration und Mineraliengehalt zur Linderung oder Wiedergenesung bestimmter Leiden beiträgt. Im St.-Gallus-Brunnen wird eine 3%ige Sole gefördert, die einen hohen Anteil an Calcium , Magnesium und Sulfat enthält, wie das Gutachten der Heilwasser-Analyse von Prof.

Erholung im Solebad

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Eine Besonderheit ist das Vorhandensein von zwei Gradierwerken im Kurpark. Diese sind frei zugänglich, und so ist es jedem Besucher der Kurstadt möglich durch das Einatmen der salzhal- tigen Luft im Bereich der Gradierwerke einen posi- tiven Effekt auf die oberen Atemwege zu erzielen. Dieser Effekt wird besonders von Pollenallergikern und Asthmatikern geschätzt.

Höll & Co bestätigt. Im St. Georgs-Brunnen wird eine ca. 8%ige Sole gefördert, in der das Natrium, das Calcium und das Chlorid die höchsten Werte aller vier Brunnen erreicht. Mit Hilfe dieser Solen und deren Zusammenset- zungen lassen sich fast alle Krankheiten aus dem rheumatischen Formenkreis und Hauterkrankun- gen erfolgreich behandeln. Solebäder wirken sich positiv auf Kreislauf- und Hauterkrankungen aus, was auch für verschiedene rheumatische Erkran- kungen, Entwicklungsstörungen im Kindesalter oder bei gynäkologischen Erkrankungen zutrifft. Das Schwimmen im 32°C warmen Wasser im Sole-, Frei- und Hallenbad ist ein besonderer Ge- nuss, der von der 3%igen Sole garantiert wird, und der im 450qm großen Außenbecken auch im Winter im aufsteigenden Dampfnebel von beson- derem Reiz ist.

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Der SOLTMANN

An der Westseite der St. Georgskirche befindet sich ein kleines Flachrelief aus Sandstein, das farbig ge- fasst ist. Es stellt einen im Volksmund „Soltmänne-

ken“ genannten Sölter dar, der ein Schild mit drei Salzhaken in der Hand hält. Diese Halbfigur nahm der in Bodenburg ansässige Bild- hauer Hans-Oiseau Kalkmann zum Anlass und schlug dem Rat der Stadt 1985 vor, dem unter Tage arbeitenden Bergmann des Kali- werks im Rahmen einer KONTAKT-KUNST-Aktion ein Denkmal zu setzen. Das hierfür vorbereitete Modell im Maßstab 1:10 überzeugte die Bürgervertreter. Das Denkmal sollte aber auch das zweite wirtschaftliche Standbein des Ortes würdigen, den Kurbetrieb. Es lag also nahe, die Salz- sole ebenfalls darzustellen und so entstand ein „Mischwesen“ aus Mensch, Maschine und Welle (dem intern. gebräuchlichen Symbol für Wasser). Die drehbaren Scheiben erinnern an die unter Tage zum Glätten der Wände eingesetzten Fräsköpfe. Da das Projekt in vorbildlicher Weise die Zusammenarbeit von Künstlern, Stadt und der Kali und Salz AG vorsah und bei der Erstel-

St. Georgskirche in Bad Salzdetfurth

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der zwischen den Künstlern und Laien neue For- men der Zusammenarbeit erprobt werden. Die bei den Kontakt-Kunst-Aktionen entstehenden Skulp- turen für den öffentlichen Raum sind in der Regel dadurch gekennzeichnet, dass sie bespiel- und bekletterbar sind. Sie üben also besonders auf Kinder einen großen Reiz aus (siehe auch www. kalkmann-kontakt-kunst.de ). Der Aktionsverlauf Die drei Bildhauer arbeiteten 1986 sechs Wochen lang mit ihren Assistenten an der Soltmann-Skulp- tur. Diese besteht aus 12 Steinelementen und vier Stahlteilen. Zu Beginn der 21. Kontakt-Kunst-Akti- on wurden die quaderförmigen Blöcke angeliefert und im Zelt, das im Bürgerpark aufgebaut war, in Form gebracht. Da die Presse immer wieder über das Vorhaben berichtete, arbeiteten nicht nur In- teressierte aus Bad Salzdetfurth mit, sondern es

lung auch die Bevölkerung eingebunden werden sollte, wurde die Finanzierung zu 50% im Rahmen eines bundesweiten Modellversuchs vom Bundes- ministerium für Bildung und Wissenschaft in Bonn und dem Institut für Bildung und Kultur in Rem- scheid getragen. Was ist KONTAKT-KUNST? Kontakt-Kunst ist eine in Deutschland einmalige Form der Bildhauerei im öffentlichen Raum. Sie findet in einem Zelt vor Ort statt, das als Werkstatt dient. Auf diese Weise ist es den Bürgerinnen und Bürgern, Kindern, Jugendlichen, Passanten und Touristen möglich den Entstehungsprozess einer Skulptur mitzuerleben. Aber nicht nur das allein ist möglich, denn die Bildhauer bieten Interessierten Arbeitsplätze, Werkzeug und Steinmaterial an, damit sie eigene Skulpturen erstellen können. Auf diese Weise entsteht eine Werkstattsituation in

kamen Teilnehmer bis aus Sarstedt und Göttingen, um einen eige- nen Stein zu bearbeiten. Während im Zelt an den Steinen gearbei- tet wurde, arbeiteten in der Ausbildungsabteilung von Kali und Salz unter der Leitung von Hansi N. 8 Auszubildende an den Stahlteilen für die Skulptur. Außerdem nahmen zwei Gruppen von Architektur- studenten der Universität Aachen an der Aktion teil, bei der das ers- te zeitgenössische Kunstwerk für den öffentlichen Raum der Lam- messtadt entstand. Da sich die Skulptur auf das Vorkommen des Salzes und seine Ge- winnung bezieht, besteht das Profil der Fahrzeugreifen aus Begrif- fen, die auf diesen Umstand Bezug. Sie lauten auf dem rechten Rad: DAT SOLT • HEYSTER • SCHENKE • BAUHOLZ • WÜSTUNG • DIE SÖDE • 33 KOTEN • PFÄNNER • HÖLTING • VIEHSALZ • HALS-

EISEN • BÜRGER und auf linken Rad:

Soltmann-Skulptur im Detail

KCL + NACL • K2O 20% • POLLHOLZ • VOLKSF • QUELLE • KLU- TEN • ROTTZINS • BRÜCHE • BRÄNDE + FEUER • LECKEWERK • WROGERECHT Wie wertvoll diese Form künstlerischen Arbeitens im öffentlichen Raum für die Besucher und Teilnehmer ist, ist auch in den vielen positiven Einträgen im Gästebuch nachzulesen.

WASSER- UND SALZ-PFAD BAD SALZDETFURTH

Mitarbeiter an der Aktion Bildhauer:

Angaben zur Skulptur Material:

Almstadt, Otto / Hildesheim Kalkmann, Hans-Oiseau / Bodenburg Müller-Klug, Klaus / Damnatz

Obernkirchner Sandstein Stahl, verzinkt – „Fräsköpfe“ beweglich Messing

Assistenten:

Kalkmann, Jens / Bodenburg Seipelt, Wolfgang / Vechelde Wingren, Jerry / Boulder/USA

Abmessungen: 210 cm x 100 cm x 500 cm

Im Volksmund wird die Skulptur „Hotze II“ ge- nannt, denn Horst Hotze, der zur Zeit ihrer Ent- stehung Bergwerksdirektor war, förderte sehr en- gagiert dieses Kunstprojekt. Leider verstarb er viel zu früh im Jahr 2011 und so wird an ihn durch den Soltmann angemessen erinnert. Die Aufstellung dieser Tafel ist eine Initiative des Kunstverein Bad Salzdetfurth, der im Kunstgebäu- de auf den Schlosshof in Bodenburg seine Sitz hat (www.kunstverein-bad-salzdetfurth.de) .

Schmied: Neukirch, Christian / Ingolstadt Stahlarbeiten:  7 Auszubildende der Kali und Salz AG, Bad Salzdetfurth Ausbildungsmeister Hansi Pädag. Begl. Wulf, Anke / Universität Hildesheim Fotografie: Korth, Sabine – Dokumentarfotografie / Bielefeld, Florenz Diplomarbeit: B ecker-Bertram, Franziska / Universität Hildesheim Dokumentation: >Der SOLTMANN in Bad Salzdetfurth< 1986 20 Seiten Gestaltung Sabine Korth Druck: Druckhaus Quensen, Lamspringe

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Industrieller Bergbau

Die Entdeckung der Wirksamkeit von minerali- schem Dünger auf das Pflanzenwachstum durch Justus von Liebig im Jahr 1840 revolutionierte die

Landwirtschaft. Immer mehr Bauern nutzten Kali als Düngemittel und steigerten damit ihre Ernteerträge erheblich. Rund um die erste Fundstätte in einem Staßfurter Steinsalzbergwerk entwickelte sich eine florierende, international agierende Kaliindustrie. Bald begann im gesamten damaligen Deutschen Reich eine hektische Suche nach Kali. Da in der Mutterlauge des Salzdetfurther Salinenbetriebes Sylvin entdeckt wurde, vermutete man, dass hier auch Kalilager zu finden sein müssten. Von April 1892 bis Dezember 1895 wurden daher insgesamt fünf Tiefbohrungen niedergebracht. Die erste Bohrung bei Detfurth er- reichte das Salzgebirge nicht. Die zweite Bohrung unterhalb der Welfenhöhe durchteufte von 630 bis 647 m einen kompakten Syl- vinit. Als Abteufen oder Teufen bezeichnet man in der Bergmanns-

Teufgerüst

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sprache die Herstellung von senkrechten Hohlräumen (Schächte, Blindschächte und Tiefbohrungen) zur Erschließung von Lagerstät- ten. Auch die drei anderen Tiefbohrungen schlossen abbauwürdige Kalilager auf, allerdings nicht in der Qualität der zweiten Bohrung. Daher begann man im Juni 1896 dort den Schacht 1 zu teufen und erreichte 1899 seine vorläufige Endteufe von 713 m. Interessant ist die Tatsache, dass nach Erreichen des hochwertigen Sylvinits in 630 m Teufe der Schachtdurchmesser von 6 m auf 16 m vergrößert wurde. Der so gewonnene Sylvinit konnte wegen seiner hohen Qualität direkt als Kalidünger verkauft werden und deckte so einen Teil der Schachtbaukosten. Der zusätzlich geschaffene Hohl- raum wurde anschließend mit Beton verfüllt. Die guten Ergebnisse der Tiefbohrungen und das erfolgreiche Teu- fen des Schacht 1 begründeten 1899 die Verlegung des Hauptsit- zes der „Actiengesellschaft für Bergbau und Tiefbohrung zu Goslar“ nach Bad Salzdetfurth. Der Name wurde in „Kaliwerke Salzdetfurth Aktiengesellschaft“ geändert.

Seilscheibe und Fördergerüst

später umbenannt in Schacht 3. Hier fehlte für ein eigenständiges Bergwerk jedoch eine Fabrik zur Aufbereitung des Rohsalzes. Man baute daher eine Drahtseilbahn nach Schacht 1. Die vollen För- derwagen konnten so vom Schacht Salzberg zum Schacht 1 und von dort zur weiteren Verarbeitung in die Fabrik transportiert werden. Die Seilbahn wurde 1915 fertiggestellt, kam jedoch über einen Probebetrieb nicht hinaus, da untertage eine Ver- bindung zu Schacht 1 hergestellt wurde und das Rohsalz so untertage über Schacht 1 zur Fabrik gelangen konnte. Damit konnte eine weitere Quo- te im Syndikat beantragt werden. Fundamente der Seilbahn sind noch heute am Osthang der Welfen- höhe zu finden. Auf Grund der hervorragenden Lagerstätte entwi- ckelte sich das Kaliwerk Salzdetfurth zum wich- tigsten und leistungsfähigsten deutschen Kaliwerk dieser Zeit. Anders als bei anderen Kalibergwerken gab es in Bad Salzdetfurth keine Halde über Tage. Aus

Durch die finanzielle Beteiligung der Kalibohrge- sellschaft konnte endlich der langjährige Wunsch nach einer Bahnanbindung von Groß Düngen über Bad Salzdetfurth nach Bodenburg realisiert werden. Erstmals verkehrten planmäßige Züge im Oktober 1900 und das Kaliwerk konnte nun sein Kali direkt vom Werk über die Bahn abtrans- portieren. Bis dahin wurde das kostbare Gut mit Pferdefuhrwerken zur Bahnstation Groß Düngen gebracht. 1903 traten die Kaliwerke Salzdetfurth AG dem Kalisyndikat bei, dem letztendlich alle Kaliwerke angehörten. Das Syndikat teilte den Kaliwerken je nach Leistungsfähigkeit Förderquoten zu. Gemäß bergbehördlicher Auflagen teufte man von 1907 bis 1909 Schacht 2 bis zur 774 m Sohle. Um eine höhere Quote zu erhalten, gründeten die Kaliwerke Salzdetfurth AG und der Anhaltinische Fiskus die „Kaliwerke Salzberg GmbH zu Salzdet- furth“ als eigenständige Bergbaugesellschaft. Man teufte von 1913 bis 1915 den Schacht „Salzberg“,

WASSER- UND SALZ-PFAD BAD SALZDETFURTH

ßung des Kaliwerkes wurden alle Schächte verfüllt und gegen mögliche Wasserzuflüsse gesichert. Jahrzehntelang prägte der Kalibergbau das Leben und Arbeiten der Menschen in Bad Salzdetfurth und bescherte der Stadt und der Region Wohl- stand und Arbeitsplätze. In der Blütezeit des Kali- werkes in den 1950er Jahren umfasste die Beleg- schaft bis zu 1700 Personen. Heute werden in den Fabrikanlagen das Tierhygi- eneprodukt CATSAN sowie weitere Katzenstreu- produkte für den deutschen und den europäischen Markt produziert. Auf Schacht 3 befindet sich eine Betriebsabteilung der K+S AG, die für die Betreu- ung und Sanierung aller stillgelegten norddeut- schen Kaliwerke zuständig ist. Heute erinnern Förderwagen, Seilscheiben und die Industriebauten an diese Zeit. Einer Bürger- stiftung gelang es, den Förderturm von Schacht 1 als Industriedenkmal und Wahrzeichen von Bad Salzdetfurth zu erhalten.

dem geförderten carnallitischen Rohsalz muss- te nicht nur Kali in fester Form erzeugt werden, sondern es war auch Magnesiumchloridlauge in flüssiger Ausbildung herzustellen. Diese wurde zum großen Teil an die chemische Industrie und Zuckerindustrie verkauft. Die überschüssige Lau- ge konnte zunächst mit den Betriebsabwässern in die Innerste abgestoßen werden. Die festen Rück- stände – überwiegend Steinsalz – gingen zurück in die Grube, reichten aber nicht aus, die Abbau- hohlräume zu verfüllen. Deshalb wurde Erdmate- rial zwischen den Schächten 1 und 2 über Tage gewonnen und als zusätzliches Versatzmaterial bis 1974 in die Grube verbracht. Hochprozentige Magnesiumchloridlauge wurde auch nach Norwegen exportiert und dort zu me- tallischem Magnesium verarbeitet. Als dieser Ab- satzweg 1992 entfiel, musste das Werk Salzdet- furth am 13. März 1992 die Förderung einstellen. Die großen Laugemengen konnten nicht mehr über die Innerste entsorgt werden. Nach Schlie-

Das Bergbau- und Salzmuseum in der Saline informiert anschaulich über die Geschichte des Bergbaus in Bad Salzdetfurth. Das ehemalige „Stadthistorische Sole-, Salz- und Kali-Bergbau-Mu- seum“, das im Mai 1987 seine Pforten am St. Georgsplatz öffnete, entstand auf Initiative des Bergmannsvereins Glückauf. Nach über 30 Jahren, in denen die Präsentation Schritt für Schritt um die The- men Geologie, Salzsiedetum, Heimatkunde und einer eigenen Ab- teilung für den aus Heinde stammenden Carl Huter erweitert wurde, finden die Exponate im Sommer 2020 eine neue Heimat in der Sa- line. Die Besucher erwartet ab Dezember 2020 im Bergbau- und Salz- museum in der Saline eine moderne Ausstellung unter dem Dach eines außergewöhnlichen Industriegebäudes. Das Bergbau- und Salzmuseum wird durch den im Jahr 2015 gegründeten Bad Salz- detfurther Geschichtsverein betreut.

Carl Huter

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Förderung: Europäische Union Idee: Hans-Oiseau Kalkmann Umsetzung: Stadt Bad Salzdetfurth Mit dieser Maßnahme wird der Touris- mus in ländlichen Gebieten unterstützt. Ziel ist es, die ländlichen Gebiete als Er- holungs-, Freizeit- und Naturräume zu sichern und zu entwickeln. ELER – Europäischer Landwirtschafts- fonds für die Entwicklung des ländlichen Raums

Oberstraße 6 31162 Bad Salzdetfurth Telefon: 05063 999-0 info@bad-salzdetfurth.de www.bad-salzdetfurth.de

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