IHK-Global Business Ausgabe 6/2025

AMERIKAS

KOLUMBIEN Maritime Wirtschaft ist auf Kurs

öffnete im März 2025 bei Cartagena eine Werkstatt für Antriebssysteme. Kostenpunkt: 5,5 Millionen US-Dol- lar. Für Schottel sind die Nähe zum Panamakanal und die moderne Hafeninfrastruktur in Cartagena wichtige Argumente für die Standort- entscheidung. Auch im Offshorebereich wird sich in den kommenden Jahren einiges bewegen. Kolumbien schreibt derzeit die ersten Offshorewindparks aus, diverse europäische Firmen sind be- teiligt. Die Regierung möchte Projekte mit einer Gesamtleistung von min- destens 1 Gigawatt vergeben. Projekte ab einer Größe von 200 Megawatt werden berücksichtigt. Zudem besteht seit der 2024 erfolg- ten Entdeckung des Gasfeldes Sirius, des größten Fundes in Kolumbiens seit 45 Jahren, besonderes Interesse daran, Offshorefelder vor Kolum- biens Karibikküste zu erschließen. Sowohl Offshorewind als auch -gas erfordern Investitionen in maritime Technik, wie beispielsweise in Ser- viceschiffe. Unterdessen sind Projekte zur Modernisierung von Häfen und Wasserwegen bereits im Gange. So soll der Hafen Antioquia an der Bucht von Urabá (770 Millionen US-Dollar) 2025 in Betrieb gehen. Er wird künf- tig der Hafen mit der größten Fracht- lagerkapazität des Landes sein. Fördermaßnahmen machen die Branche zusätzlich attraktiv. Anreize bietet das 2017 gestartete Programm Proastilleros. Dieses sieht Nullzölle für die Einfuhr von Rohstoffen und Produkten für den Werftsektor vor. Kolumbien ist außerdem vom so- genannten Jones Act (Schiffsverkehr zwischen US-Häfen nur durch US- Schiffe erlaubt) ausgenommen und hat dadurch Vorteile bei der Repara- tur und Wartung von Schiffen, die in den USA registriert sind. Im wich- tigsten Logistikzentrum des Landes Cartagena herrschen lokale Steuer- vorteile, die Unternehmen anziehen sollen. GTAI/IHK

Kolumbiens Werft- und Hafenindustrie ist hauptsächlich an der Karibikküste angesiedelt. Die Metropolen Cartagena (im Bild) und Barranquilla haben sich in den letzten Jahren zu wichtigen Logistikzentren entwickelt.

sich auf das Reparatur- und War- tungsgeschäft. Allerdings kommen die Kapazitäten nicht mit der Nach- frage mit. Branchenkenner berichten von wartenden Schiffen vor der Kari- bikküste des Landes. So erfreut sich Kolumbien einer wachsenden Be- liebtheit unter Reedern, auch wegen der im Vergleich zu Mexiko deutlich günstigeren Preise für Reparaturen. Dies zieht einen steigenden Bedarf an Wartungshallen und entsprechen- der Technik für Werften nach sich. Absatzchancen bestehen hier unter anderem bei Flachstahl, technischen Dienstleistungen für Antriebssyste- me, Motoren und Navigationssysteme und Schweißmaschinen. Aber auch Ersatzteile im Werftsektor, darunter für den Bau, die Reparatur und War- tung von Booten, sind nachgefragt. Das Unternehmen Schottel aus Spay am Rhein hat dies erkannt und er-

Kolumbiens geografische Lage mit Zugang zu zwei Weltmee- ren, 15.000 befahrbare Flusskilome- ter und wichtige Logistikzentren an der Karibikküste machen das Land zu einem interessanten Markt für die maritime Wirtschaft. Zentrum der Schiffbauindustrie ist der Bundes- staat Bolívar, und dort vor allem Cartagena. Von dort aus benötigt man per Schiff lediglich drei Tage nach Florida und fünf Tage zur Ostküste der USA. Gleichzeitig ist die Stadt nur knapp 500 Kilometer vom Panama- kanal entfernt. In vielen Bereichen des maritimen Sektors bieten sich Geschäftschancen für deutsche Firmen. Diese haben in Kolumbiens Schifffahrt eine starke Präsenz, zum Beispiel nutzen Schubboote und Schlepper bereits deutsche Technik. Der Großteil des kommerziellen Schiffbaus in Kolumbien konzentriert

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IHK Global Business 06/2025

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