IHK-Global Business Ausgabe 6/2025

WELTWIRTSCHAFT

keine Veränderung, während 18 Pro- zent mit einer Verschlechterung rechnen. Schlechter hingegen ist die Stim- mung bei den Unternehmen in der EU, was die Konjunkturentwicklung in den jeweiligen Märkten betrifft: Nur 17 Prozent der Unternehmen erwarten eine Verbesserung der Konjunktur, während 35 Prozent von einer Verschlechterung ausgehen. Die Werte haben sich im Vergleich zum Herbst 2024 kaum verändert. Das Vertrauen in einen wirtschaft- lichen Aufschwung in Europa bleibt weiterhin schwach. Hinzu kommen die Verwerfungen durch die neuen Zollkonflikte mit den USA. So sind die Einschätzungen zu den Auswirkungen der US-Handels- politik überwiegend negativ: In der EU rechnen 15 Prozent der befragten Unternehmen mit großen negativen Beeinträchtigungen, 45 Prozent er- warten geringe negative Effekte. Ein Drittel der Unternehmen erwartet keine Auswirkungen und 7 Prozent sogar positive Effekte. Als größtes Geschäftsrisiko sehen die Unternehmen in der EU aber wei- terhin eine zu geringe Nachfrage. 54 Prozent gaben dies an – aber immerhin ein Rückgang um 9 Pro- zentpunkte im Vergleich zur letzten Umfrage vor sechs Monaten. Der Anteil der Unternehmen, der eine ver-

aufgeschoben oder ganz gestrichen, tradierte Handelsbeziehungen neu bewertet. Weltweit befürchten deutsche Unternehmen negative Auswirkungen der US-Handelspolitik auf ihre Geschäfte vor Ort. Besonders auffällig: Nach dem sogenannten „Liberation Day“ stieg der Anteil der Unternehmen, die mit negativen Aus- wirkungen auf ihre Geschäftstätigkeit vor Ort rechnen, weltweit von 56 auf 69 Prozent. Zum ersten Mal seit Jahren nennen die Unternehmen folgerichtig auch die wirtschaftspolitischen Rahmenbe- dingungen als das größte Geschäfts- risiko (49 Prozent) – noch vor einer schwachen Nachfrage (46 Prozent) oder dem Fachkräftemangel (34 Pro- zent). Die Zurückhaltung der Unterneh- men zeigt sich auch in ihren Investi- tions- und Personalplänen deutlich: Nur noch 28 Prozent der weltweit befragten Unternehmen wollen ihre Investitionen ausweiten – während 21 Prozent Kürzungen vorsehen. Auch bei der Beschäftigung dominiert Vorsicht: 31 Prozent planen zwar, Per- sonal aufzubauen, doch 16 Prozent rechnen mit einem Abbau. Derzeit blicken die Unternehmen nicht nur auf aktuelle Belastungen – sie sehen sich mit einer anhaltend schwierigen Gemengelage über meh- rere Jahre hinweg konfrontiert. Vor allem Handelskonflikte und protek- tionistische Tendenzen (64 Prozent) gelten als zentrale Herausforderun- gen der kommenden fünf Jahre. EU: Geschäfte besser, Konjunktur schwach In der Europäischen Union (EU) hat sich die aktuelle Geschäfts- lage im Vergleich zum Herbst verbessert. 41 Prozent der Unterneh- men schätzen ihre aktuelle Geschäfts- lage als gut und 45 Prozent als befriedigend ein. Für 14 Prozent hat sich die Lage verschlechtert. Auch bei der Geschäftsentwicklung sind die Unternehmen etwas zuver- sichtlicher als bei der letzten Umfra- ge. So erwarten für die kommenden zwölf Monate 36 Prozent der Unter- nehmen in der EU eine Verbesserung ihrer Geschäfte, 46 Prozent erwarten

änderte Wirtschaftspolitik als Risko betrachtet, stieg hingegen nur gering- fügig von 48 auf 49 Prozent. USA: Stimmung besonders stark eingebrochen In den USA ist die Verunsiche- rung der Unternehmen nach den handelspolitischen Ankündigun- gen der US-Administration besonders hoch. Entsprechend sind die Erwar- tungen an die wirtschaftliche Ent- wicklung inzwischen äußerst negativ. Das Blatt hat sich innerhalb weniger Monate von großer Zuversicht zu starkem Pessimismus gewendet: Nur noch 14 Prozent der Unternehmen sehen eine bessere Konjunkturent- wicklung, 44 Prozent hingegen eine schlechtere. Im Herbst 2024 gingen noch 38 Prozent von einer Verbesse- rung und nur 7 Prozent von einer Verschlechterung aus. Bei der Bewertung der eigenen Geschäftslage ist der Einbruch nicht ganz so stark. Noch schätzt die Hälfte der Unternehmen in den USA ihre Geschäfte als gut ein (Herbst 2024: 55 Prozent). Der Anteil, der von einer schlechten Geschäftslage berichtet, ist jedoch im Vergleich zum Herbst von 8 auf 13 Prozent gestiegen. Der Saldo zwischen „gut“ und „schlecht“ ist damit auf dem niedrigsten Stand seit Jahren.

Krisenmodus statt Aufbruch Deutsche Unternehmen im Ausland weltweit pessimistisch (Saldo in Punkten = Differenz aus gut/besser/höher und schlecht/schlechter/geringer)

60

40

20

0

-20

Aktuelle Lage Geschäftserwartungen Konjunturentwicklung vor Ort Investitionsabsichten Beschäftigungsabsichten

-40

-60

-80

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QUELLE: DIHK

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