IHK-Global Business Ausgabe 6/2025

WELTWIRTSCHAFT

planen nur noch 24 Prozent der deut- schen Unternehmen, ihre Investitio- nen auszuweiten (nach zuvor 37 Pro- zent) – ein markanter Rückgang. 29 Prozent wollen ihre Budgets sogar kürzen. Neue Projekte werden zu- nehmend auf Eis gelegt. Vor allem der Mittelstand eruiert genau, wo über- haupt noch Spielräume bestehen. China: Pessimismus macht sich breit bewerten deutsche Unternehmen ihre aktuelle Geschäftslage schlechter als im Herbst 2024. Während knapp ein Viertel (24 Prozent) die Lage positiv einschätzt, bewerten 29 Prozent die Situation kritisch. Auch in China hat sich die Stimmung eingetrübt. Dort Bei den Geschäftserwartungen für das kommende Jahr zeigt sich in China eine deutlich gedämpfte Stimmung im Vergleich zum letzten Umfrage. Der Saldo aus „besser“ und „schlechter“ sinkt von 14 im Herbst auf aktuell 9 Punkte. Hinsichtlich der konjunkturellen Ent- wicklung blicken die Unternehmen in China zunehmend pessimistisch auf das kommende Jahr. Im Vergleich zum Herbst hat sich die Stimmung deutlich verschlechtert: Nur noch 11 Prozent erwarten eine Verbesse- rung, 27 Prozent rechnen mit einer Verschlechterung der Konjunktur vor Ort. Der Saldo von minus 16 Punk- ten liegt im negativen Bereich und deutlich unterhalb des langjährigen Durchschnitts von plus 2 Punkten. Die Auswirkungen der US-Handels- politik sind für die Unternehmen in China besonders gravierend. Ent- sprechend fällt auch die Beurteilung deutlich negativer aus als im welt-

Einen regelrechten Absturz gab es bei der Frage nach der Geschäftser- wartungen. Während die US-Wirt- schaftsentwicklung im letzten Jahr noch Lichtblicke für deutsche Unter- nehmen vor Ort bereithielt (57 Prozent erwarteten bessere Ge- schäfte), sind diese nun deutlich pes- simistischer. Nur noch ein Drittel er- wartet bessere Geschäfte im nächsten Jahr, während ein Viertel von einer Verschlechterung ausgeht. Der Saldo der Geschäftserwartungen stürzt von 52 auf nur noch 9 Punkte ab. Im Vergleich zu anderen Ländern sind die negativen Auswirkungen der neuen US-Handelspolitik aus- gerechnet in den Vereinigten Staaten selbst besonders gravierend. Dort liegt der Anteil der Unternehmen, die mit einer Beeinträchtigung ihres Geschäfts rechnen, bei 85 Prozent (39 Prozent große Beeinträchtigung; 46 Prozent geringe Beeinträchtigung). Nur 7 Prozent der Unternehmen se- hen sich von der neuen US-Handels- politik nicht beeinträchtigt. 8 Prozent sehen sogar positive Effekte. Manche Unternehmen mit Standorten in den USA versprechen sich aus „Local for Local“-Maßnahmen oder der Schwä- chung des US-Dollars Nutzen ziehen zu können. Besonders bemerkenswert ist auch die Zunahme von Risiken für das eigene Geschäft, die durch die Handelspolitik der aktuellen US-Re- gierung verstärkt werden. So geben die Unternehmen in den USA als häufigstes Geschäftsrisiko Handels- barrieren an (71 Prozent nach zuvor nur 21 Prozent). Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen werden mit großem Zuwachs am zweithäufigsten als Risko genannt (70 Prozent nach zuvor 46 Prozent). Hierzu gehört auch die Sorge vor einer stärkeren Bevor- zugung einheimischer Unternehmen gegenüber deutschen Tochtergesell- schaften in den USA. Mit 41 Prozent liegen die Störungen der Lieferkette an dritter Stelle (Herbst 2024: 33 Prozent). Auch das Vorhaben der US-Regie- rung, durch die neue Handelspolitik Investitionen ins Land zu ziehen, scheint nicht aufzugehen, im Gegen- teil: Obwohl die USA traditionell ein starker Investitionsstandort sind,

weiten Durchschnitt. Der aktuellen Umfrage zufolge erwarten 77 Prozent der Unternehmen negative Folgen für ihr Geschäft vor Ort, während ledig- lich 21 Prozent keine Auswirkungen befürchten. Bei den Geschäftsrisiken sehen die Unternehmen in China weiterhin die schwache Nachfrage als das größte Risiko an, auch wenn der Anteil im Vergleich zum Vorjahr gesunken ist (79 nach zuvor 82 Prozent). Risiken durch neue Handelsbarrieren (45 nach zuvor 44 Prozent) und wirtschaftspolitische Maßnahmen (41 nach zuvor 43 Prozent) folgen erst danach mit geringen Veränderungen zur letzten Umfrage. Die extreme Zollspirale nach dem „Liberation Day“ scheint die Unter- nehmen in China hinsichtlich ihrer Risikoeinschätzung nicht so sehr beeindruckt zu haben, wie man hätte erwarten können. Die Werte verhar- ren aber auf hohem Niveau, was da- ran liegen dürfte, dass der Zollstreit zwischen den USA und China schon seit einigen Jahren anhält. Dass die aktuelle Auseinandersetzung aber zur Verunsicherung der Unterneh- men auf beiden Seiten des Pazifiks beiträgt, zeigen die Antworten zu der direkten Frage nach den Auswirkun- gen der neuen US-Handelspolitik und den Geschäftserwartungen ein- drucksvoll. Die kompletten Ergebnisse des „World Business Outlook, Frühjahr 2025“ finden Sie auf der DIHK-Website unter:  dihk.de/de/themen-und-positionen/ internationales/wbo-fj-25/ahk-world- business-outlook-fruehjahr-2025-globale- stimmung-kippt-131438

Schockwelle für die Weltwirtschaft Frage: Welche Auswirkungen der neuen US-Handelspolitik erwarten Sie für das Geschäft Ihres Unternehmens vor Ort? (in Prozent)

Eine große negative Beein- trächtigung Eine geringe negative Beein- trächtigung Keine Auswir - kungen Positive Aus - wirkungen

vor dem „Liberation Day“ nach dem „Liberation Day“

14

42

37

7

56% negativ

23

46

25 5

69% negativ

Die Grafik stellt die Antworten der Unternehmen vor und nach Donald Trumps sogenanntem „Liberation Day“ am 2. April 2025 gegenüber.

QUELLE: DIHK

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IHK Global Business 06/2025

ihk.de/rhein-neckar

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