04-2019 D

Als Single im Einsatz

«Ich bin Single.» Dieser Satz löst in unseren Brei- tengraden häufig mitleidige Blicke, verlegenes Lächeln, halbherzige Ermunterungenund schnel- le Themenwechsel aus – insbesondere, wenn die ledige Person die 30 schon überschritten hat. Auch wenn es um einen Auslandeinsatz geht, ist der (fehlende) Partner für viele das Killerkri- terium Nummer eins. Wir haben sieben Single- Mitarbeitende gefragt, wo sie die Vor- und die Nachteile ihres Zivilstands sehen, was ihr Partner mitbringen müsste und was sie anderen Sing- les raten würden – ganz ohne Verlegenheit und schnelle Themenwechsel.

Helen, 60, seit 1984 im Einsatz

Ist es dir schwergefallen, dich als ledige Person für einen Einsatz zu entscheiden? Helen: Nein, eigentlich nicht. Ich war damals 25 Jahre alt und hatte ja noch Zeit, um einen Lebenspartner zu fin- den. Ich habe mir auch immer einen Partner gewünscht, aber es gab bis- her niemanden, der mir zusagte und die Berufung teilte. Jenny: Die Entscheidung für einen Einsatz war kein Problem für mich, da ich zum Singlesein eine grundsätz- lich positive Einstellung hatte und immer noch habe. Die Würde, den Wert, die Bedeutung und die Freiheit, die Gott uns Frauen gibt, ganz unab- hängig von unserem Zivilstand, ha- ben mich immer fasziniert und all das war mitentscheidend, dass ich ihm überhaupt mein Leben anvertraut habe. So hat mein Singlesein bei der Entscheidung für den Einsatz auch keine Rolle gespielt. Timo: Das Ziel «Einsatz in Afrika» war für mich schon länger klar, aber ich wollte gerne mit einer Frau gehen. 2017, in meinem Praktikum in Benin, habe ich gemerkt, dass ich Gott da- mit Bedingungen stellte und nicht of- fen dafür war, auch als Single schon auszureisen. Da ich aber ansonsten bereit war für den Einsatz, wusste ich, dass die Bewerbung der nächste rich-

Ich verzichte viel lieber auf Familie und auf Komfort, als darauf, das zu tun, was mir Gott aufs Herz gelegt hat. Frédéric: Ursprünglich dachte ich, dass ich nicht alleine einen Einsatz machen würde. Aber als Gott mich rief, wurde mir klar, dass ich gehen sollte, auch wenn ich noch ledig war. Für mich war das Wichtigste, Gott zu folgen. Agathe: Als junge Frau stellte ich mir immer vor, dass ich einmal mit meinem Ehemann ausreisen würde. Während einem Kurzein- satz im Tschad las ich die Verheissung in Psalm 22,28: «Alle Enden der Erde werden sich erinnern und zum Herrn zurückkeh- ren.» Es war, als würde Gott mich fragen: «Wenn ich dich bitte, allein zu gehen, bist du dann bereit?» Die Antwort kam aus tiefstem Herzen: «Natürlich NEIN, ich dach- te, ich würde heiraten und dann mit mei- ner Familie gehen, aber nicht allein!» Den ganzen Tag über hatte ich die Verheissung aus dem Psalm im Kopf und gleichzeitig diese Frage von Gott. Schliesslich sagte ich: «Gott, wenn du versprichst, dass Menschen aus meiner Einsatzregion hier im Tschad dich kennenlernen, wie es in der Verheis- sung steht, bin ich bereit zu gehen, auch wenn ich alleine gehen muss.» Nach mei- ner Rückkehr absolvierte ich verschiedene Ausbildungen, bevor ich dann für einen Langzeiteinsatz in den Tschad zurückkehr- te. Das bedeutet aber nicht, dass es für mich immer leicht war, das Ledigsein zu akzeptieren.

tige Schritt war. Ich habe realisiert, dass ich Gott vertrauen soll und er mich führt – auch wenn ich mir das Ganze anders vorgestellt hatte. Naemi: Ich glaube, der Schritt aus der Komfortzone und dem bekannten Um- feld braucht immer eine Portion Mut und ist mit Unsicherheit und Ängsten ver- bunden – egal ob alleine, als Paar oder als Familie. Nach meinem ersten Kurzein- satz vor über 10 Jahren sagte ich zu Gott: «Wenn du unbedingt willst, dann diene ich dir im Ausland, aber alleine kann ich das nicht.» Nach dem zweiten Kurzein- satz vier Jahre später war mein Fazit: «Okay, ich geh auch alleine ins Ausland, wenn es sein muss.» So führte mich Gott über die Jahre Schritt für Schritt zu dem Punkt, an dem ich sagen konnte: «Gott hat mich gerufen und ich möchte fol- gen, egal ob mit oder ohne Partner, denn ich glaube, dass er es gut mit mir meint und er es ist, der meine Bedürfnisse und Sehnsüchte ausfüllt.» Nach über drei Jah- ren im Einsatz ist für mich klar, dass sich dieser Schritt gelohnt hat. Ich fühle mich am richtigen Platz und erlebe immer wie- der, wie Gott mich ermutigt, wenn Zwei- fel aufkommen. Zudem heisst es ja nicht, dass ich für immer Single bleibe, nur weil ich als Single ausgereist bin. Gott hat viel- fältige Möglichkeiten. Astrid: Für mich ist das Ziel meines Le- bens, Gott nachzufolgen. Für mich war immer klar, dass ich dorthin gehe, wo er mich hinführt – mit oder ohne Partner.

6

Made with FlippingBook - professional solution for displaying marketing and sales documents online