TITELTHEMA | PANDEMIE
mitunter schwer nachzuvollziehen. In den folgenden Monaten wurde klar, dass sich der Betrieb unter Pande- mie-Bedingungen kaum lohnte: Abstandsregeln sind in einer Bar, die regelmäßig Live-Musik veranstaltet, nur schwer durchzusetzen. Der Umsatz mit Abholservice und Außenbereich reichte nicht aus, um schwarze Zahlen zu schreiben. Deshalb hatte Tante Gerda vom November 2021 bis in den April 2022 geschlossen. Mit dem ersten Öffnungstag konnte Scheithauer dann aber nahtlos an alte Zahlen anknüpfen. „Die Nachfrage war riesig, obwohl wir keine Werbung gemacht haben“, freut sich der Wirt. Nur das Personal fehlt. Das gibt Scheithauer zu denken: „Der beste Umsatz bringt mir nichts, wenn ich keinen habe, der ausschenkt.“
Tante Gerda (Kneipe, Mosbach, 3 Beschäftigte) Auch „Tante Gerda“ litt unter Corona. Die Kneipe in Mosbach bestreitet den Großteil ihres Um- satzes mit Getränken, die abends in geselliger Runde konsumiert werden. „Der Lockdown hat bei uns stark eingeschlagen“, ordnet Inhaber Till Scheithauer ein. Und trotz der guten Infor- mationen durch die DEHOGA waren die Corona-Verordnungen
Nach der Pandemie freut sich Till Scheithauer, dass ihm die Gäste treu blieben, doch ihn sorgt der Fachkräftemangel.
gut hinbekommen“, erinnert sich Huppertz. Allerdings dauerte es, bis sich die Kunden an die neuen Formate gewöhnten. Doch mittlerweile sind die Onlinefor- mate für alle selbstverständlich geworden. „Unsere Kunden ha- ben sich komplett umorientiert“, berichtet Huppertz: „Wir haben noch immer nur sehr wenige Präsenzveranstaltungen“. Selbst In-house-Schulungen werden mittlerweile fast immer online durchgeführt.
IP for IP – Intellectual Property for Intellectual People GmbH (Seminare für gewerblichen Rechtsschutz, Weinheim/ Wuppertal, 9 Beschäftigte) Der Ausbruch der Pandemie bedeutete für Monika Hup- pertz erst einmal einen Komplettausfall. Normalerweise bietet die Unternehmerin Seminare und Schulungen zum gewerblichen Rechtsschutz an. Doch die Corona-Ver- ordnungen machten es unmöglich, die Veranstaltungen in Präsenz durchzuführen. Zunächst sorgten noch die zwischen den Bundesländern recht unterschiedlichen Re- gelungen für Unsicherheit. Dann war aber klar, dass IP for IP zügig auf Onlineformate umstellen muss. „Wir haben schnell reagiert und den Umstieg mit viel Aufbauarbeit
Mit der Pandemie hat Monika Huppertz ihre Rechtsschulungen auf Online-Formate umgestellt. Kaum ein Kunde wünscht sich noch Präsenzveranstaltungen.
der Einbruch mit der Erschöpfung der Lagervorräte. Darüber hinaus hatten viele Kunden geschlossen oder schränkten den Lieferverkehr ein. Hinzu traten hohe Kosten für den Pandemieschutz und sich rasch ändern- de Corona-Verordnungen. „Im Kern hatten wir einen Produktivitätsverlust und deutlich höhere Kosten“, erinnert sich Geschäftsführer Wolfgang P. Albeck. Doch mit seiner Versorgungsleistung für Krankenhäuser und dem Transport von Impfstoffen (Bild) leistete das Unter- nehmen einen wichtigen Beitrag für den Gesundheits- schutz. Heute hat das Geschäft zwar wieder angezogen, ist aber volatiler und weniger planbar, als es vor Corona war: Die Lieferketten stottern und trans-o-flex selbst hat Probleme, alte Fahrzeuge durch neue zu ersetzen. Das fordert vom Management weiterhin, ausgesprochen flexibel zu agieren.
trans-o-flex Express GmbH & Co. KGaA (Transportdienstleister, Weinheim, 2.051 Beschäftigte) Auch für trans-o-flex bedeutete die Pandemie unruhige Zeiten. Das Geschäft mit dem Transport von Medika- menten und hochwertiger Elektronik brummte nicht, sondern unterlag starken Schwankungen: Bei den Arzneien brach mit Corona die Nachfrage ein – Ope- rationen wurden abgesagt, der Umsatz der Apotheken ging zurück. Und bei der Elektronik folgte auf den Boom
Geschäftsführer Wolfgang P. Albeck stellt fest, dass das Geschäft seit der Pandemie weniger planbar ist, als es vor Corona war.
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IHK Magazin Rhein-Neckar 05 | 2022
ihk.de/rhein-neckar
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