STANDORT
Blick in die Aurora- Produktion: Das Unternehmen will 2022 die meisten Verpackungen auf Mehrweg umstellen.
ÖKOLOGISCHE TRANSFORMATION Mehr Zeit für den Green Deal? Explodierende Energiekosten und Lieferkettenprobleme belasten viele Betriebe. Klima- und Umweltschutz scheinen demgegenüber in die zweite Reihe zu rücken. Brauchen wir mehr Zeit für den Green Deal oder soll er schneller kommen? Zwei Unternehmen aus der Region positionieren sich.
P lötzlich sind Öl und Gas nicht mehr über- flüssig, sondern kostbar. Bis vor kurzem schien die Roadmap der ökologischen Transformation klar: Fossile Energieträger müssten teurer werden und die CO 2 -Emissio- nen sinken. Darüber hinaus gelte es, die Kreis- laufwirtschaft zu stärken und dem steigenden Ressourcenverbrauch entgegenzuwirken. Doch mit dem Krieg zwischen Russland und der Ukraine ächzen viele Unternehmen unter der Mehrfachbelastung hoher Energiekosten und gestörter Lieferketten. Wie lässt sich in dieser Gemengelage die ökologische Transformation leisten? Das fragt sich auch Fabian Wilhelms, Geschäfts- führer der Perga GmbH, häufig. Das Walldürner Unternehmen stellt Folien und Verpackungs- lösungen für die verarbeitende Industrie sowie für den Groß- und Einzelhandel her. Perga bietet nach eigenen Angaben nicht nur ein voll recyc- lebares Produktsortiment, sondern achtet auch auf die Verringerung der CO 2 -Emissionen im Herstellungsprozess und nutzt die Energie einer Biogasanlage. Der Weg zur CO 2 -Neutralität und zu mehr Nachhaltigkeit ist allerdings nicht einfach. Da ist zum einen der Strom, wie Fabian Wil- helms berichtet: „Ökologisch produzierter Strom ist häufig viel zu teuer, da der Windkraft- und Photovoltaik-Ausbau in den vergangenen Jahren stockte.“ Doch auch die Kosten konventionell
produzierten Stroms explodierten mit der CO 2 - Bepreisung und dem Russland-Ukraine-Krieg geradezu. Die insgesamt zu hohen Stromkosten machten eine international wettbewerbsfähige Produktion in Deutschland immer schwieriger. Der Effekt der geplanten EEG-Befreiung sei nur minimal. Ein zweites Ärgernis sind für Perga die viel zu geringen Recyclingquoten: „Wir müssen die Stoffströme wieder der Produktion zuführen, statt das recyclingfähige Gut quer durch die Welt zu verschicken, um es dann auf Müllkippen zu entsorgen“, sagt Wilhelms. Doch statt globale Re- gulierungen zu implementieren, würden nur die europäischen und insbesondere die deutschen Produzenten mit Vorschriften und Abgaben überfrachtet. Das bedrohe die eigene Wett- bewerbsfähigkeit im internationalen Umfeld. „Die ökologische Transformation muss unter Umständen und in Zeiträumen ablaufen, die wir Unternehmer auch schultern können“, resümiert der Geschäftsführer. Ortswechsel von Perga in Walldürn zur Aurora Konrad G. Schulz GmbH & Co. KG nach Mudau: Rund 25 Kilometer entfernt ist Michael Wirth hier dafür zuständig, Klimatisierungstechnik für Nutzfahrzeuge an den Mann und die Frau zu bringen. Busse, Traktoren, Bagger und Kehr- maschinen – kein Fahrer will heute noch frieren oder schwitzen.
Die ökologi- sche Transfor- mation muss unter Um- ständen und in Zeiträumen ablaufen, die wir Unter- nehmer auch
schultern können.“
Fabian Wilhelms, Geschäftsführer der Perga GmbH
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IHK Magazin Rhein-Neckar 05 | 2022
ihk.de/rhein-neckar
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