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6. Kapitel
Im Bereich des sozialen Lernens und der Gemeinschaft liegt eine zentrale Stärke der Arbeitsform Jugendbegeg - nung. 92 % gehen mit neuen Freundschaften nach Hause. Allerdings berichten 14 % auch darüber, dass sie sich ein- sam gefühlt haben. Zu beachten ist: Für Teilnehmende mit nicht-akademischer Bildungsaspiration sind diese Effek - te weniger günstig: Sie berichten über weniger Freund- schaften, dafür aber über stärkere Gefühle von Einsamkeit und auch öfter über Cliquenbildung als gymnasiale Teil- nehmende (hier nur für die Teilgruppe aus Deutschland errechnet). Dieser Befund wirft die Frage nach der pädago - gischen Moderation/Begleitung von Gruppendynamiken im Rahmen von Jugendbegegnungen auf, um Cliquenbil- dungen entlang schulischer Zugehörigkeiten und den sich daraus möglicherweise ergebenden Ausgrenzungsprozes- sen und bildungsbezogenen Stigmatisierungen entgegen- zuwirken.
Für die Mitarbeitenden gehört das soziale Lernen zu den wichtigsten Feldern ihres Engagements: Dass Jugendli- che Freundschaften schließen, Rücksichtnahme und Ver- antwortung erlernen sowie gemeinsame Konfliktlösungen erarbeiten, sind Konsensziele unter fast allen Mitarbei- tenden. Die Rückmeldungen der Teilnehmenden zeigen den Erfolg dieser Zielsetzungen: 88 % der Teilnehmenden berichten über eine Atmosphäre, »in der man sehr offen miteinander reden konnte«. Damit bestätigt sich auch hier die hohe Bedeutung gemeinschaftlicher Aspekte, die sich bereits bei den Zufriedenheitsbewertungen gezeigt hat (siehe 6.4 Zufriedenheitsbewertungen der Teilnehmen- den). Beim Kennenlernen berichten insbesondere jüngere Teilnehmende über Schwierigkeiten – sie benötigen gera- de in der Anfangsphase wohl mehr Unterstützung als die älteren Teilnehmenden. → Abb 17
Auch die Erschließung neuer Interessen und Hand- lungsfelder ist für die Mitarbeitenden ein zentrales Ziel. Detailanalysen zeigen, dass der kreative Bereich bei Jugendbegegnungen von Teilnehmenden der Teilgruppe aus Deutschland weniger stark bejaht wird als von den Gruppen der Partnerländer.
Sind es insgesamt 61 % der Befragten, die über neue Inter- essen und Hobbys berichten (T244), liegt dieser Wert unter den Teilnehmenden der Gruppe aus Deutschland mit 54 % deutlich niedriger. Ein ähnlicher, aber schwächerer Effekt zeigt sich auch für die kreativen Betätigungsmöglichkeiten (T250). → Abb 18
»Dass Jugendliche Freundschaften schließen, Rücksichtnahme und Verantwortung erlernen sowie gemeinsame Konflikt- lösungen erarbeiten, sind Ziele fast aller Mitarbeitenden.«
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