Datenreport Internationale Jugendarbeit 2019

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»Die Beteiligung junger Menschen explizit zu fördern und in möglichst vielen gesellschaftlichen und politischen Kontexten mit dem Anspruch von Chancengleichheit und Inklusion zu realisieren.«

4.2 Effekte im Hinblick auf Veränderun - gen von Einstellung und Verhalten

Die Rangfolge der Häufigkeit von Lerneffekten zu bestimm - ten Themen deckt sich weitgehend mit den Einschätzun - gen der Projektleitenden bezüglich der Wichtigkeit eines Themas. Allerdings gibt es auch einige Differenzen. Insbe - sondere zur »Jugendpolitik« (auf nationaler und europäi - scher Ebene), zu »Politik und Strukturen der EU« und zur Durchführung von Projekten haben die Teilnehmenden häufig etwas gelernt – auch wenn das nicht die Hauptthe - men des Projektes waren. Ein wichtiges Ziel von Erasmus+ Jugend ist die Stärkung von Schlüsselkompetenzen, die benötigt werden, um ein Leben lang zu lernen und sich weiter zu entwickeln. Die EU unter- scheidet dabei acht Schlüsselkompetenzen (SK1 bis SK8), die in der RAY-MON-Befragung durch elf Aussagen opera- tionalisiert wurden. Die Befragten mussten jeweils ange- ben, wie stark sie der Ansicht sind, dass die jeweilige Fähigkeit durch die Teilnahme am Projekt verbessert wur - de. → Abb 2 In nahezu allen Bereichen sind Projektleitende häufiger als Teilnehmende der Meinung, einen Kompetenzzuwachs feststellen zu können. Das ist insofern auch plausibel, als sie vermutlich in den meisten Fällen länger und intensiver mit dem Projekt beschäftigt waren. Die Häufigkeit, mit der Kompetenzzuwächse berichtet werden, ist je nach Bereich sehr unterschiedlich. Sowohl bei den Projektleitenden als auch bei den Teilnehmenden sind fast alle Befragten davon überzeugt, vom Projekt profitiert zu haben, wenn es um interkulturelle und soziale Kompetenzen geht (Verständi - gung in Fremdsprache, interkulturelle Kontakte, Austausch unterschiedlicher Sichtweisen). Etwas geringer ist das Niveau im Bereich der Medien- und Digitalkompetenz. Hier sind andere Settings für das Lernen wohl geeigneter als die Projekte des Programms Erasmus+ Jugend mit der Schwer- punktsetzung auf nicht-formale und informelle Lernpro- zesse. Insgesamt sind die RAY-MON-Indikatoren zu Wissenser- werb und Kompetenzzuwachs ein starker Beweis dafür, dass das Programm Erasmus+ Jugend die positiven Effekte erzielt, die angestrebt wurden.

Ein wichtiges Ziel des Programms Erasmus+ JUGEND IN AKTION ist es, dazu beizutragen, dass die nachwachsende Generation in Denken und Handeln zur Demokratie steht, sich aktiv in die Prozesse der demokratischen Willensbil- dung einbringt und sich aktiv zivilgesellschaftlich engagiert. Die Beteiligung junger Menschen explizit zu fördern und in möglichst vielen gesellschaftlichen und politischen Kon- texten mit dem Anspruch von Chancengleichheit und Inklusion zu realisieren: Dies war und ist nicht nur eine Ziel- setzung von Erasmus+ JUGEND IN AKTION und dem neuen Programm Erasmus+ Jugend, sondern entspricht auch den Zielen, Prinzipien und Prioritäten der EU-Jugendstrategie. Im Zyklus 2010–2018 haben Bund und Länder gemeinsam die Partizipation junger Menschen neben der Gestaltung gelingender Übergänge von der Schule in den Beruf und größerer Anerkennung nicht-formaler und informeller Bildung als eines der drei Schwerpunktthemen festgelegt. Die von den EU-Mitgliedstaaten verabschiedete Jugend- strategie für die jugendpolitische Zusammenarbeit für den Zeitraum 2019–2027 fokussiert nun substanziell die Teilha- be junger Menschen am demokratischen Leben in Europa. Soziales und bürgerschaftliches Engagement sind kenn- zeichnend. Die jugendpolitische Zusammenarbeit soll die Grundlagen schaffen, in dem die zentralen Stichworte der neuen Jugendstrategie − Beteiligung, Begegnung und Befähigung − mit Leben erfüllt werden. Erasmus+ Jugend und das Europäische Solidaritätskorps sind dafür die wesentlichen Instrumente. Die RAY-MON-Umfragen haben die EU-Jugendstrategie bisher nicht explizit als Erhebungsdimension einbezogen. Die mit der Jugendstrategie implizit intendierten Themen- bereiche Partizipation, aktive Bürger*innenschaft, Demo- kratie, Politik und Engagement, Europäische Werte, Solidarität und Inklusion sind dagegen bei Teilnehmenden und pädagogisch Verantwortlichen Gegenstand der Befra - gungen und bieten zumindest den einen oder anderen indirekten Zugang zur Thematik EU-Jugendstrategie.

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