Datenreport Internationale Jugendarbeit 2019

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4.4 Übereinstimmung der Projekte mit den Zielen der EU-Programme im Jugendbereich Die EU-Programme im Jugendbereich sollen Veränderun - gen und Verbesserungen in ganz unterschiedlichen Dimen- sionen bewirken. Angesichts dieser Vielfalt von Zielen müssen konkrete Projekte Schwerpunkte setzen und kön- nen nicht allen Zielen gleichzeitig und gleichgewichtig die- nen. Deshalb werden in den RAY-MON-Befragungen der Projektleitenden die pädagogisch Verantwortlichen regel - mäßig um eine Einschätzung gebeten, welchen Beitrag ihr Projekt zu einzelnen Zielen geleistet hat. → Abb 6 Eine klare Rangfolge wird erkennbar: Die Projekte der gerade zurückliegenden Jahre lieferten einen Beitrag vor allem zur Förderung der Wertschätzung kultureller Viel - falt, zur Bekämpfung von Diskriminierung, Intoleranz und Rassismus und zur Entwicklung von Solidarität unter jun - gen Menschen. Hier sind sich 72 bis 80 % der Projektleiten- den vollkommen sicher, dass ihr Projekt in dieser Hinsicht ertragreich war. Eine ähnlich hohe Zustimmung gibt es für die Ziele »Entwicklung von Schlüsselkompetenzen« und »Förderung der Zusammenarbeit im Jugendbereich« (67 % bzw. 62 %). Am unteren Ende rangieren Ziele, bei denen nur eine Min- derheit von Projektleitenden vollkommen sicher ist, dass ihre Projekte etwas beigetragen haben. Die »Entwicklung von Berufsperspektiven« und der »Aufbau zivilgesell- schaftlicher Organisationen« gehören zu diesen eher nachrangig verfolgten Zielen. Ein Viertel der Projektleiten- den gibt hier sogar an, dass ihre Projekte damit nichts zu tun hatten. Auch die »Förderung von Jugendpolitik« ist nach diesem Indikator ein vergleichsweise schwächer in den Projekten verankertes Ziel. Angesichts der Tatsache, dass die EU- Jugendprogramme seit vielen Jahren versuchen, speziell Jugendliche mit geringeren Chancen stärker einzubezie - hen, ist es sicher problematisch, dass auch dieses Ziel auf einem hinteren Platz rangiert.

Auf die direkte Frage, ob Jugendliche mit geringeren Chancen oder speziellem Förderbedarf am Projekt teilge- nommen haben, antwortet etwa die Hälfte der Projektlei - tenden mit „Ja“, die andere Hälfte verneint die Frage oder kann das nicht einschätzen. Auf Basis der Daten aus der Befragung der Projektleitenden kann deshalb nicht abge- schätzt werden, in welchem Umfang dieses Ziel der EU- Jugendprogramme erreicht worden ist. 8 Leider sind auch die Daten der Teilnehmenden-Befragung nicht geeignet, den Anteil der einbezogenen Jugendlichen mit geringeren Chancen genau zu beziffern. Objektive Indi - katoren zur Person wie Bildungsstand, Einkommen, Beruf sind für Jugendliche meist noch nicht valide zu erheben. Noch schwieriger wird es, objektive Indikatoren zum Her- kunftsmilieu und zum Haushaltskontext zu erfragen. Das dazu erforderliche Fragenprogramm ist in den multi-natio- nalen Teilnehmenden-Surveys des RAY-Netzwerks nicht umsetzbar, zumal eine valide Messung auch gewährleisten müsste, Kumulations- oder aber Kompensationseffekte unterschiedlicher Dimensionen von Benachteiligung zu berücksichtigen. Eine gesundheitlich stark beeinträchtigte Person kann hoch gebildet sein; eine Person aus einem wohlhabenden Haushalt kann zu einer gesellschaftlich stark diskriminierten Minderheit gehören.

8  E inen Überblick zu theoretischen und methodischen Ansätzen der Analyse von Personen mit geringeren Chancen gibt die RAY-Publikation: Meyers, May- erl & Fennes (2020). Dort wird auch das Messkonzept der RAY-MON-Surveys kritisch evaluiert.

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