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1. Kapitel
»Teilnehmende sollen Vorurteile hinterfragen, andere Gesellschaftsmodelle, Kulturen und Religionen kennen- und verstehen lernen.«
Für junge Menschen stellen die Angebote ein freiwilliges Bildungsangebot dar, das ihnen Gestaltungs- und Entfal- tungsspielraum bietet, ihr eigenes Engagement fördert und einfordert sowie an ihre Interessen, Motivationen und Lebenslagen anknüpft. Dieses Kapitel gibt einen Einblick in das Feld der internati- onalen Jugendarbeit und einen Überblick über ihre Ziele, Angebote, Themen, Wirkungen sowie Strukturen.
Im Zuge der Globalisierung, zunehmender Migration und der politischen sowie lebensweltlichen Bedeutung der Europäischen Union wird es immer wichtiger, dass junge Menschen als Bürger*innen eines gemeinsamen Europas und einer enger zusammenrückenden Welt lernen, diese mitzugestalten und Verantwortung zu übernehmen. Sie sollen Vorurteile hinterfragen, andere Gesellschaftsmo- delle, Kulturen und Religionen kennen- und verstehen ler- nen und ein kritisches Verständnis der eigenen sozialen, politischen, kulturellen und religiösen Hintergründe entwi- ckeln können. Dabei lernen sie auch etwas über globale Zusammenhän - ge – beispielsweise über das Verhältnis der Länder des Glo - balen Nordens und Südens zueinander, über nachhaltiges Wirtschaften, über Folgen des Klimawandels oder über die Herkunft und Produktionsbedingungen wichtiger Rohstof- fe und Lebensmittel. Junge Menschen müssen sich in einer durch Vielfalt und Internationalität bestimmten Gesell - schaft zurechtfinden und benötigen interkulturelle Kom - petenzen für ihre persönliche Entwicklung und ihre beruf- lichen Perspektiven.
Welche Ziele verfolgt Internationale Jugendarbeit?
Aus der Konsequenz zweier Weltkriege entstand die Idee, dass internationaler Austausch und die Begegnung von Jugendlichen der Aussöhnung, der Verständigung und einem positiven Bild Nachkriegsdeutschlands dienen. Internationale Jugendarbeit will daher den Respekt vor anderen Kulturen, Einblicke in die unterschiedlichen Lebensweisen inner- und außerhalb Europas sowie die Aussöhnung mit Menschen in Ländern, deren Bevölkerung im Zweiten Weltkrieg Schreckliches angetan wurde, för- dern. Diese Zielsetzungen lassen sich deutlich an Förderstruktu- ren und Organisationen ablesen. Verschiedene bilaterale Kulturabkommen legen den Jugendaustausch als ein wich- tiges Instrument der Auswärtigen Kultur- und Bildungs- politik fest. Neben einem Deutsch-Französischen und Deutsch-Polnischen Jugendwerk sowie bilateralen Koordi- nierungsstellen für den Jugendaustausch mit Israel, Tsche- chien und Russland wurde inzwischen ein Deutsch-Grie- chisches Jugendwerk gegründet. Die Einrichtung eines Deutsch Israelischen Jugendwerks wurde im Oktober 2018 beschlossen und ist im Aufbau begriffen. Diese Organisati - onen sollen die Begegnungen zwischen Jugendlichen aus Deutschland und aus Ländern ehemaliger Kriegsgegner fördern.
An wen richtet sich Internationale Jugendarbeit?
Internationale Jugendarbeit richtet sich grundsätzlich an alle jungen Menschen, unabhängig von Herkunft, Bildung oder anderen Faktoren. Die meisten Angebote der interna- tionalen Jugendarbeit in Deutschland richten sich an Jugendliche im Alter von 12 bis 27 Jahren, da die entspre- chenden Förderprogramme auf diese im Kinder- und Jugendhilfegesetz definierte Altersspanne des Begriffs „Jugend“ zugeschnitten sind. Es gibt aber auch, besonders in grenznahen Regionen, Angebote für Jüngere. Manche Angebote im Ausland, bei denen Jugendliche selbstständig anreisen müssen, setzen Volljährigkeit voraus. An Angebo - ten, die keine jugendpolitisch begründete Förderung aus Deutschland, sondern EU-Förderung erhalten, können auch Ältere teilnehmen.
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