01-2019 D

Geschichte schreiben – im Leben einzelner Menschen

Geschichte schreiben bedeutet nicht immer, ein ganzes Dorf oder eine Region zu prägen. Geschichte schreiben kann man auch im Leben von Einzelnen – und durch die Investition unserer Mitarbeitenden wurde schon manch eine Lebensgeschichte umgeschrieben.

Ein grosser, neu entdeckter Schatz

Die Veränderung von «Rasta-Mann»

Vom Alkoholiker zum Mitarbeiter

Ein 800 Gramm schweres Wunder

Fabio war erst 18 Jahre alt, als es anfing, das mit dem übermässigen Alkoholkonsum. Immer häufiger trugen seine Schritte ihn zu einer Bar – jeweils mit dem Resultat, dass er mit einem Gefühl des Versagens und einem lee- ren Geldbeutel betrunken nach Hause torkelte. Er fühlte sich zunehmend unwohl und seine Stimmung wurde im- mer schlechter. Fabios Eltern waren sehr besorgt um ihn und seine Zukunft. Vor gut fünf Jahren, Fabio war damals 25, half er mir bei den Feldarbeiten. Irgendwie hatte ich den Eindruck, dass ich diesen jungen Mann dauerhaft anstellen sollte. Er willigte ein. Seite an Seite arbeiteten wir nun zusammen. Fabio beobachtete, hörte zu, und zu meinem Erstaunen stoppte er auf einmal seinen regelmässigen Gang zur Bar. Gott arbeitete in seinem Leben. Fabio lernte, von seinem verdienten Geld etwas zur Seite zu legen. Er fing an, die Gottesdienste zu besuchen, und hörte die gute Nach- richt der Rettung und Vergebung. Nach einem arbeit- samen Tag fragte ich ihn: «Was hindert dich noch, dein Leben Jesus anzuvertrauen?» «Eigentlich gar nichts, ich weiss, dass dies der Weg für mich ist», antwortete Fabio. So begann er seine ersten Schritte im Glaubensleben. An Gespött und Gelächter fehlte es nicht auf dem neu- en Weg. Oft wurde Fabio versucht, wieder zu trinken, aber er blieb standhaft. Vor gut zwei Jahren wurde Fabio in die Gemeindeleitung berufen. In ihm wuchs zuneh- mend der Wunsch, den Menschen im Inland Gottes Lie- be zu zeigen. Seit letztem Jahr ist Fabio nun offiziell als Projektmitarbeiter von ProSERTÃO angestellt. Er gibt oft Zeugnis, wie Jesus ihn frei gemacht hat. Seit Juni leitet er mit einem Freund einen Hauskreis in einem Inlanddorf. Gelacht wird über Fabio nicht mehr – sein solides Leben hinterlässt unübersehbare Spuren.

Als die kleine Fatime zu uns kam, wog sie nur gerade 800 Gramm. Trotz ihres niedrigen Gewichts schien es ihr aber gut zu gehen und sie machte sich durch lautes Weinen bemerkbar. So waren wir guter Hoffnung, dass sie durch- kommen würde. Doch nur zwei Wochen später mussten wir um ihr Leben bangen: Während mehrerer Tage konn- te sie nicht mehr stuhlen. Ihr Bauch war ganz aufgebläht. In unseren Gebetszeiten legten wir sie Gott hin. Und er antwortete … Fatime erholte sich und nach vier weiteren Wochen konnte sie die Säuglingsstation gesund und mit ei- nem Gewicht von 1500 Gramm verlassen. Regelmässig kommt sie nun zur Gewichtskontrolle. Es ist eine Freude zu sehen, wie gut sie sich entwickelt. Während der Zeit, in der Fatime bei uns in Behandlung war, hatte auch ihre Mutter Gelegenheit, etwas von Got- tes Liebe zu erfahren. Mit anderen Frauen schaute sie sich mit grossem Interesse den Jesusfilm an. Wir hoffen und beten, dass der Film und die Begegnungen mit den Mitarbeitenden in ihrem Herz etwas bewegen und ver- ändern dürfen. Fatime ist eines von 21 frühgeborenen Babys, die wir in den letzten drei Monaten bei uns aufgenommen haben. Bei sieben von ihnen kam leider jede Hilfe zu spät. Doch die anderen konnten nachmehr oder weniger langer Zeit nach Hause zurückkehren. Es ist jedes Mal ein Geschenk, wenn uns ein so kleines Baby gesund verlassen kann und eine Chance auf das Leben erhält.

Lin* ist eine erfahrene Pastorin einer grossen Kirchge- meinde in Sichuan. Ich lernte sie vor acht Jahren als dy- namische Leiterin kennen. Auch inmitten aller Heraus- forderungen, denen sie und ihr Mann, ebenfalls Pastor, begegnen, ist sie eine sehr fröhliche Person geblieben. Zum dritten Mal besuchte sie nun unsere Pastorenretrai- te. Diesmal half sie im Team mit und leitete eine Klein- gruppe. In der Auswertungsrunde berichtete sie: «Hören auf Gott und sein Wort in der Stille – das ist wirklich ein Lernprozess. In China sind wir es uns gewohnt, einen Bi- beltext in erster Linie kognitiv, verstandesmässig aufzu- nehmen. Ihn tiefer sinken und auf sich wirken zu lassen, das war für mich völlig neu. Ich brauchte mehrere Retrai- ten, bis ich langsam aber sicher anfing zu begreifen, was es bedeutet, auf Gott zu hören, und zu lernen, wie ich darin wachsen kann. Stille ist in der chinesischen Kul- tur eigentlich überhaupt nicht fremd – aber wir haben nicht gelernt, sie mit dem Hören auf Gott zu verbinden. Wir haben hier durchaus Zugang zu verschiedensten Schulungsinhalten, aber die Förderung unserer ganz persönlichen Beziehung zu Gott und die Ausrichtung auf ihn in der Stille, das ist ein grosser, neu entdeckter Schatz. Aus ihm fliesst so viel Energie und Freude. Die Aufgaben müssen nicht aus eigener Kraft und unter dem Erwartungsdruck von Menschen bewältigt werden. Im- mer wieder erhalte ich dank der Retraiten Orientierung in der Ausrichtung auf Jesus. Genau das brauchen wir in unserer manchmal anspruchsvollen Situation in China. Wir haben in unserer Gemeinde nun begonnen, in Grup- pen in dieser hörendenWeise die Bibel zu lesen, denn ich möchte diesen wertvollen Schatz teilen. » *Name geändert

Als Lehrerin habe ich die Erfahrung gemacht, dass es in jeder Klasse immer einen bis zwei Schüler gibt, de- ren Namen man sich sofort merken kann. Sie stechen durch irgendein Merkmal aus der Masse heraus. Genau so erging es mir auch mit unserer letzten Gruppe von Lehrlingen. Schon vom ersten Tag an wusste ich, wie der «Rasta-Mann» hiess. Es ist hier sehr ungewöhnlich, dass Männer lange Haare tragen. Uns wurde rasch klar, dass der junge Mann tatsächlich ins Klischee passte: Er rauchte – und zwar nicht nur Zigaretten – und hatte nicht die besten Voraussetzungen für eine erfolgreiche Lehre. Nach wenigen Monaten meldete er sich aber bei mir mit dem Wunsch, mehr über Jesus zu hören. Wir begannen, zusammen in der Bibel zu lesen, und ich betete auf sein Ersuchen für seine Familie. Voller Freude erzählte er mir kurz darauf, dass es in seiner Familie viel besser laufe, und er war motiviert, mehr über Jesus zu erfahren. Bald nahm er an der wöchentlichen Bibelgruppe bei guineischen Freunden von uns teil und brachte sogar noch einen Kol- legen, einen anderen Lehrling, mit. Immer wieder unterhielt er uns mit Geschichten von frü- her, über die wir nur staunen konnten. Zum Beispiel er- zählte er uns, dass er einmal mit Freunden an einem See sass und sie sich einen Joint nach dem anderen gönnten, als plötzlich völlig unerwartet eine Schlange vom Baum fiel, genau in die Mitte der Gruppe. Sie wirkte ziemlich benommen – wahrscheinlich hatte der Qualm sogar das Reptil high gemacht … Die jungen Männer sprangen schnell auf und rannten weg. Wir alle lachten Tränen über diese Geschichte. Doch vor allem freuten wir uns, als unser Rasta-Mann uns berichtete, dass sich durch das Bibellesen einiges in seinem Leben verändert habe und er zum Beispiel keine Joints mehr rauche. Vor einigen Monaten liess er sich dann taufen.

Anne-Marie Aellig, Bakan Assalam, Tschad

Sandra, ActionVIVRE Süd, Guinea

Martin Baumann, ProSERTÃO, Brasilien

Martin Voegelin, Supportgruppe China

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