1/2019
. ..ganz persönlich:
EDITORIAL
History Makers
Geschichte schreiben – abseits der Geschichtsbücher Die Anfänge von SAM global lassen sich auf 1889 zurückdatieren – das sind jetzt 130 Jahre! Zum Ver- gleich: 1889 ist gerade der Eiffelturm eingeweiht worden, der damals von einem grossen Teil der Bevölkerung als «Schandfleck» angesehen wurde. Auf der Weltkarte finden sich noch Staaten und Regionen wie «Deutsch-Südwestafrika», «Kaiser- Wilhelm-Land» und «Goldküste». Die Schallplatte, die Glühbirne, das Auto und Coca-Cola sind gerade erst erfunden worden, den Zeppelin, den Teddybär, die Zündkerze und die Zahnpasta gibt es aber noch nicht. Auch bis zum ersten Motorflugzeug dauert es noch ein paar Jahre – und vermutlich kann sich zu diesem Zeitpunkt kaum jemand vorstellen, dass Fliegen dereinst für viele etwas Selbstverständliches sein wird. Mehrere Jahrzehnte entfernt sind wir na- türlich auch noch von Computer und Internet. Die Welt hat 1889 definitiv anders ausgesehen. Was damals war, ist heute Geschichte. Die Leute, die damals mit SAM global im Einsatz waren, leben nicht mehr. Die meisten von ihnen sind nicht in die offizi- ellen Geschichtsbücher eingegangen. Aber sie und alle anderen, die sich in den letzten 130 Jahren in un- seren Einsatzländern investiert haben, haben defini- tiv Geschichte geschrieben! In den Leben der Men- schen um sie herum, in ihrem Dorf, in ihrer Region, manchmal im ganzen Land. Vielleicht wären einige von ihnen gar nie ausgereist, wenn sie gewusst hät- ten, was Gott alles durch sie bewirken würde … aber sie haben den Schritt im Vertrauen gemacht und es hat sich gelohnt! History Makers, Geschichtsschreiber, gibt es nicht nur in der Vergangenheit. Gerade heute sind unsere Mitarbeitenden in den zehn Einsatzländern dabei, Geschichte zu schreiben. Ein paar von ihnen kom- men in diesem Focus zu Wort. Sie stehen stellvertre- tend für die vielen engagierten Mitarbeitenden, die in den letzten 130 Jahre mit uns im Einsatz waren, und die unzähligen wundersamen Geschichten, die wir erleben durften. Es gäbe noch so viel mehr zu er- zählen, als in diesem Focus Platz hat! Unsere ehemaligen und aktuellen Mitarbeitenden würden sich wohl alle selber nicht als History Ma- kers bezeichnen. Aber im Wissen, dass Gott unsere Bereitschaft nutzt, um Grosses zu bewegen, können wir mit Zuversicht sagen: Sie alle haben Geschichte geschrieben. History Makers – damals und heute
Begegnung im Café Kürzlich sass ich in meinem Lieblingscafé und ging einigen administrativen Arbeiten nach. Da ich nun schon eineWei- le in Kambodscha lebe und gerne auf Menschen zugehe, kennen mich die Angestellten des Cafés inzwischen bes- tens und helfen mir bei meinen Besuchen jeweils, meine Sprachkenntnisse in Khmer, der lokalen Sprache hier, zu verbessern. Die Sprache als Türöffner An diesem Tag sass ein Vater mit seiner ungefähr 7-jäh- rigen Tochter am Tisch neben mir. Er beobachtete mich, während ich mich mit den Angestellten unterhielt, und nach einerWeile fragte er mich schüchtern, wieso ich denn so gut Khmer sprechen könne. So kamen wir ins Gespräch. Ich erfuhr, dass sein Spitzname Dembo ist und er aus einer benachbarten Provinz kommt. Auf die Frage, was er denn in Battambang mache, antwortete er mir, dass seine Frau es geliebt hatte, dieses Café zu besuchen. Sie war jedoch leider vor einer Woche verstorben und er war nun herge- kommen, um sich an die gemeinsamen Zeiten zu erinnern. Zeit verschenken Ich hatte an diesem Morgen eigentlich noch einen Termin, aber ich entschied, dass dieses Gespräch jetzt wichtiger war und alles andere warten musste. Ich setzte mich zu Dembo hin und er erzählte mir dann, wie einsam er sich ohne seine Frau fühlte und dass er nicht wusste, wie er die gemeinsame Tochter alleine grossziehen sollte. Ich hätte ihm gerne irgendwie geholfen, aber in diesem Moment gab es nicht viel, was ich hätte tun oder sagen können – und so hörte ich ihm einfach weiter zu. Als ich mich über eine Stunde später verabschiedete, bedankte er sich gefühlte hundert Mal bei mir. Ich glaube, es hat ihm sehr gutgetan, einfach einmal darüber zu sprechen, wie es ihm wirklich ging – das ist in Kambodscha sonst eher untypisch. Lieber Dembo, du bist ein herzensguter, toller Vater, und auch wenn ich dir ausser meiner Zeit nichts geben konnte, so hoffe ich, dass wir uns eines Tages wiedersehen und un- sere Geschichte noch weitergeht!
Elias GERBER, Lighthouse Battambang, Kambodscha
Nachtrag: Vor kurzem habe ich hier in Battambang mit mei- nem Studium in sozialer Arbeit angefangen – und wen treffe ich dort am ersten Tag? Dembo! Er ist Lehrer an meiner Uni- versität. Es war ein sehr herzliches Wiedersehen und ich freue mich darauf, ihm in Zukunft öfter zu begegnen!
Sarah BRÜHWILER, Kommunikation
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