04-2015 D

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Bereicherung und

Herausforderung zugleich

... aber nicht alles Realistischerweise muss man an dieser Stelle an- merken, dass es ein paar Jahre braucht, um ver- trauensvolle Beziehungen zu Einheimischen auf- zubauen. Dazu sind Sprachkenntnisse und ein gewachsenes Verständnis der Gastkultur uner- lässlich. Meistens ist jedoch der Einsatz bereits zu Ende, wenn ein/e Kurzzeiter/in soweit wäre. Für das Team vor Ort bedeuten Kurzzeiteinsätze, eine gute Betreuung zu gewährleisten, welche Zeit und Energie beansprucht sowie die Ange- wöhnung an wechselnde Personen erfordert. Dieser Aufwand lohnt sich, wenn die Kurzzeit- Mitarbeitenden exibel, lernwillig und bereit sind, nach Gottes Willen zu fragen. Wenn es nur darum geht, eine exotische Erfahrung zu machen oder ein Abenteuer zu erleben, dann kann die dennoch notwendige Investition das Team von seinen ei- gentlichen Aufgaben ablenken. Lang- und Kurzzeiteinsätze sollen sich ergänzen. Wenn bei allen Beteiligten die persönliche Hal- tung stimmt, hat dies ermutigende Auswirkungen und bringt Gottes Reich vorwärts.

Früher musste man teilweise Monate in Kauf nehmen, bis man seine Arbeit im Ausland aufnehmen konnte, oder die Mitarbeitenden blieben mehrere Jahre vor Ort, bis ein Auf- enthalt in der Heimat möglich war. Die heute üblichen Kurzzeiteinsätze wurden erst mit der gesamten Entwicklung und den viel tie- feren Reisekosten möglich. Vieles ist möglich … Ich lebe zwar schon viele Jahre im Tschad, doch meine Berufung für eine Arbeit hier hat sich da- mals während einem Kurzeinsatz vor Ort konkre- tisiert. Ich bin vom Nutzen solcher Engagements überzeugt, weil ich einerseits selber davon pro- tieren konnte. Andererseits habe ich durch das Begleiten verschiedener Kurzzeiter/innen festge- stellt, • dass der Kurzzeiteinsatz die Person beeinusst. Die Mehrheit der Einsatzleistenden empndet es als eine sehr prägende Zeit und als eine wichti- ge Etappe im persönlichen Reifeprozess, auch im Glaubensleben. Man wird mit einer fremden Kultur, Religion, Sprache, einer anderen Art, den Glauben zu leben, unbekannten Lebensumstän- den oder Armut konfrontiert. Das ist herausfor- dernd und bereichernd zugleich. Manche merken so, dass sie sich für längere Zeit vor Ort engagie- ren wollen oder setzen sich nach der Rückkehr im Heimatland als Freiwillige ein. • dass die Mehrheit der Langzeit-Mitarbeitenden zuvor einen Kurzzeiteinsatz geleistet hat. Da- durch haben sie einerseits gewisse Illusionen ver- loren, andererseits die Einsicht gewonnen, dass ein Langzeiteinsatz gut vorbereitet und die Sen- deorganisation mit Bedacht gewählt werden will. • dass die Kurzzeit-Mitarbeitenden eine grosse Hilfe für ein Team sein können. Entweder über- nehmen sie gewisse laufende Aktivitäten oder er- möglichen es, dass Anlässe durchgeführt werden können, für welche dem Team sonst die Kapazität fehlt (z. B. spezielle Kindertage). • dass Kurzzeit-Mitarbeitende häug frischen Wind in ein Team bringen, neue Ideen haben und Fragen stellen, die uns Langzeit-Mitarbeitende herausfordern, uns und unsere Arbeit immer wie- der zu reektieren. • dass ein Kurzeinsatz auch Einuss auf die Part- nerkirche im Tschad haben kann: Junge Frauen, die eine Berufung haben und sich engagieren, lassen die einheimischen Christen darüber nach- denken, welchen Platz sie ihrerseits den jungen Frauen in ihren Kirchen geben.

Agathe BURRUS: Mitarbeiterin im ProRADJA`, Tschad

Der/die ideale Kurzzeiter/in … • ist lernbereit, • will die Gastkultur entdecken, ohne zu urteilen, • ist bereit, gewisse Auagen zu akzeptieren (Klei- dung, Unterschiede in der Beziehung Mann- Frau, kein ständiger Internetzugri), • hat eine persönliche Beziehung zu Gott und will darin wachsen, • ist exibel, • ist bereit, die neue Sprache zu erlernen, • möchte durch das Einsetzen seiner/ihrer Fähig- keiten eine Stütze für das Team vor Ort sein, • traut sich, auf Menschen zuzugehen, • möchte sich auf neue Beziehungen einlassen, • akzeptiert einen einfachen Lebensstil (nicht im- mer iessendes Wasser oder Strom vorhanden), • kann alleine zurechtkommen – oder möchte es lernen (kochen, Wäsche waschen etc.), • möchte ihren/seinen Glauben in die Tat umset- zen.

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