GRENZEN überwinden –
Hudson Taylor verbrachte 163 Tage auf dem Schi, bis er 1865 in Shanghai zum ers- ten Mal chinesischen Boden betrat. Während der Überfahrt hatte er viel Zeit, sich auf seine Langzeitmission vorzubereiten. Die meisten Missionare lösten damals keine Retourkarte. Die Ausreise kam einer Lebensentscheidung gleich. Alles oder nichts war die Devise. Heute ist das anders. Ein Kurzzeitmitarbeiter braucht für dieselbe Strecke knappe 12 Stunden. In einem bequemen Sessel sitzend, geniesst er ein feines Essen und guckt sich einen Film nach Wahl an. Per WhatsApp noch ein Update aus der Heimat – und schon geht’s los ins Abenteuer! Fromme Safari oder Leben mit Vision? Tatsächlich könnte man den Eindruck gewinnen, dass Kurzzeiteinsätze eher eine fromme Safari sind als eine seriöse Berufung. Man ist bereit, aus dem gewohnten Umfeld auszubre- chen und sich auf unbekanntes Terrain zu wagen – aber längerfristige Opferbereitschaft, der Wille, einen einfachen Lebensstil über mehrere Jahre hinweg zu akzeptieren, Vision für ein Langzeitengagement und anhaltendes Gebet sind Aspekte, die bei der „Generation Maybe“ („Generation vielleicht“) oft nicht vorkommen. Für viele ist das Thema Auslandein- satz nach der Rückkehr in die Schweiz abgehakt. Hier allerdings unter „Mission beendet“ bei Kurzzeiteinsätzen ein Kreuzchen zu machen, wäre falsch. Was Kurzzeitmitarbeitende erlebt und gesehen haben, lässt sie meistens nicht kalt. Sie kommen mit vielen Eindrücken und einem brennenden Herzen nach Hause. Sie wollen ihren Freunden und in ihren Gemeinden von dem erzählen, was Gott in anderen Ländern tut und was er in ihrem eigenen Leben bewirkt hat. Bekommen sie in den Gemein- den die Plattform dafür? In der Kürze liegt sehr wohl Würze Als Serve Asia-Koordinator der ÜMG durfte ich während acht Jahren über 250 Kurzzeitmit- arbeitende im Vorbereitungsprozess und nach ihrer Rückkehr begleiten. Ich erhielt Einblick in das Leben von jungen Menschen, aber auch von Familien mit Kindern, Ehepaaren und älteren Personen, von Studierenden, Berufstätigen und Pensionierten. Die vielfältigen „Be- rufungsgeschichten“ und die Bereitschaft, sich herausfordern zu lassen, begeisterten mich. Nicht allein der Einsatz vor Ort, sondern auch der ganze Vorbereitungsprozess hinterliess Spuren im Leben der Teilnehmenden. Spätestens beim Auswertungsgespräch nach dem Ein- satz stellte ich fest, dass in der Kürze sehr wohl Würze spürbar ist. Grenzen überwinden und sich dem Willen Gottes unterstellen ist zentral und hat immer Auswirkungen. Nachhaltigkeit im Blick Wie nachhaltig sind diese Erfahrungen? Wie investieren sich Organisationen und Gemein- den im weiteren Begleiten dieser Menschen? Die junge Generation braucht in der Fülle der Möglichkeiten Menschen, die sie beraten und unterstützen. Sie braucht Raum, wo sie ihre Erfahrungen in den Gemeinden einbringen und eine Vision für ihre Berufung nden kann. PERSPEKTIVEN gewinnen
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