04-2015 D

Mini-Einsatz

in SRI LANKA

Im Sommer 2014 habe ich meine Lehre als Schreinerin abgeschlossen. Ein paar Monate später sass ich im Flug- zeug Richtung Sri Lanka. Während dreier Monate habe ich dort in der Handwerkerschule mitgearbeitet. Das sogenannte CCS (College for Construction Skills) bietet jungen Sri Lankern eine zweijährige Ausbildung zum Bauhandwerker an. Bald war ich in den CCS-Alltag eingetaucht: Um halb sechs Uhr morgens läutete die Glocke, damit wir alle wach wurden. Nach einem gemeinsamen Gebet arbeiteten wir bis zum Früh- stück um acht Uhr auf der Baustelle und dann nochmals bis zum Mittagessen. Danach war Duschen oder Ausruhen angesagt – und in mei- nem Fall Vorbereiten des Theorieunterrichts, der dann von drei bis fünf Uhr stattfand. Nach dem Abendessen sah das Während meinem Einsatz war ich für die Schreinerwerkstatt zuständig. Am Morgen habe ich jeweils mit ein bis zwei Lehr- lingen Tische, Stühle, Türrahmen, Erste-Hilfe-Boxen und ande- res geschreinert. Meine Aufgabe war es, sie anzuleiten, damit sie die Arbeit später selber machen können. Am Nachmittag gab ich Schulunterricht. Fünf junge Männer haben bereits die zweijährige Maurerausbildung am CCS ab- geschlossen. Sie unterrichtete ich in Mathematik, Fachkunde und Fachzeichnen. Ausserdem gab ich ihnen einen Holzbau- kurs, in welchem wir jeweils an zwei Nachmittagen pro Woche einen Nachttisch schreinerten. Programm je nach Tag anders aus. Fachwissen ist gefragt!

Erfahrungsschätze, die bleiben Höhepunkte meines Einsatzes waren unter anderem, dass ich einen Elefanten gesehen habe, der die Strasse entlang spazier- te, oder ein Chamäleon beobachten konnte, welches die Farbe wechselte. Jeden Tag sah ich das Meer von meinem Zimmer aus und bei der Arbeit. Ich genoss das sri-lankische Essen – mit den Händen! Ausserdem habe ich nun viele Freunde am anderen Ende der Welt. Wertvolle Erfahrungen habe ich auch dadurch gesammelt, dass ich gelernt habe, dass Gott bei mir ist, egal wo ich bin, und dass er für mich sorgt. Manchmal erlebte ich Tage, an denen nichts gelang, ich müde war oder einfach keine Geduld hatte. Und je- des Mal folgte darauf ein super Tag mit einem Erfolgserlebnis bei der Arbeit, mit einem tollen Gespräch mit einem der Lehr- linge oder an dem ich ein spezielles Tier sehen durfte. Dafür bin ich Gott dankbar. Die sri-lankische Kultur ist komplett anders als die Schweizer Kultur. Man braucht in Sri Lanka sehr viel Geduld, welche ich noch nicht hatte, als ich dort ankam. Aber nach und nach habe ich gelernt, geduldig zu sein. Ich sehe nun viele Situationen in der Schweiz aus einer anderen Perspektive und reagiere besser als vorher. Da ich mein eigener Chef war, habe ich zudem ge- lernt, noch selbsständiger zu arbeiten. Ich könnte mir vorstellen, wieder einmal einen Einsatz zu ma- chen, da ich meine Fähigkeiten gern für Gott einsetzen möchte. Ich habe nun ein grösseres Interesse an anderen Ländern – vor allem natürlich an Sri Lanka.

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Fabienne MESSERLI: ehemalige Kurzzeiterin in Sri Laka

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