AMERIKAS
ARGENTINIEN Bauwirtschaft als Stabilitätsanker
Argentiniens Bausektor hat sich in den vergangenen Jahren als weitgehend krisenfest erwiesen. Vom pandemiebedingten Einbruch hat sich die Branche rascher erholt als andere. Inzwischen sind die gesamt- wirtschaftlichen Bauinvestitionen real fast ein Drittel höher als vor Ausbruch der Coronakrise. Vor allem die Flucht in Sachwerte durch private Investoren, aber auch öffentliche Bauaufträge haben das starke Wachstum der letzten eineinhalb Jahre angetrieben. Im privaten Wohnungs- und Gewerbebau bleibt die Flucht in Sachwerte vor der galoppierenden Inflation (2022 etwa 100 Prozent) eine bedeutende Tendenz. Da Unter- nehmen kaum Gewinne ins Ausland überweisen dürfen und auch der Zu- gang zu Devisen für Importe immer stärker beschränkt wird, bieten sich Investitionen in Büro- und Industrie- gebäude oder Logistikinfrastruktur geradezu an. Rückenwind hat auch der Fremden- verkehr samt Ausbau der entspre- chenden Infrastruktur. Auslandsrei-
sen sind für viele Argentinier kaum noch erschwinglich. Stattdessen blüht der Inlandstourismus. Auch der Fremdenverkehr floriert, zumal ausländische Touristen aufgrund des schwachen Pesos im Andenstaat günstig Urlaub machen können. Allerdings ist die Finanzierung von Bauprojekten schwierig. Argentiniens Länderrisiko ist mit einem Aufschlag von rund 26 Prozentpunkten in den Renditen argentinischer Staatsan- leihen im Vergleich zu US-amerika- nischen Staatstiteln prohibitiv hoch. Die beschränkten Mittel argentini- scher Banken werden zum großen Teil vom Staat absorbiert. Private Kredite stehen kaum zur Verfügung. Inländische Kredite an den Privat- sektor liegen mit knapp 7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts auf einem Tiefstand. Nach dem Abschluss eines neuen Abkommens mit dem Inter- nationalen Währungsfonds (IWF) im März 2022 und der Restrukturie- rung der Rückstände gegenüber dem Pariser Club sind immerhin bi- und multilaterale Finanzierungen durch offizielle Geber möglich. GTAI/IHK
Mit Betongold hoch hinaus: Argentiniens Baubranche boomt. Neben der öffentlichen Hand legen vor allem Private ihr Geld in Sach - werten an.
BRASILIEN Rückenwind für Offshore-Anlagen
An den öffentlichen Konsultationen nahmen auch Energiekonzerne wie ENGIE und TotalEnergies aus Frankreich, Equinor aus Norwegen, Shell aus Großbri- tannien sowie Neoenergia, eine Tochter der spanischen Iberdrola-Gruppe, teil. Es besteht kein Zweifel, dass auch die künftige Re- gierung unter Präsident Luiz Inácio Lula da Silva die Offshore-Windenergie unterstützen wird. Es bleibt aber abzuwarten, ob sie noch maßgebliche Änderungen einbringt. Brasilien steht seit einigen Jahren als auf- strebender Markt im Fokus der weltweiten Offshore- Wind-Branche. Großes Potenzial erkennen Experten dabei langfristig zudem in der Produktion von grünem Wasserstoff. GTAI/IHK
Die gerade abgewählte Regierung hat noch im Oktober 2022 zwei neue Verordnungen zur Offshore- Windenergie erlassen. Diese regeln die Genehmigung sowie die Vergabe der Flächen für Windparks auf dem Meer. Sie konkretisieren damit ein Dekret des damaligen Präsidenten Jair Bolsonaro von Anfang 2022. Es sind Ausschreibungen von vorentwickelten Flächen vorgese- hen, die von den Behörden vorab bestimmt werden. Darüber hinaus können Projektentwickler selbst Aus- schreibungen anstoßen. Zugleich wird bereits bestehenden Vorhaben Rechnung getragen, die insgesamt weit über 100 Gigawatt Nennleistung umfassen. Der gesamte Prozess soll zentral und rein digital in einem neuen System abgewickelt werden.
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IHK Global Business 01/2023
ihk.de/rhein-neckar
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