36 STANDPUNKT
Sind Ihre Unternehmen innovativ genug, sich diesen Herausforderun- gen zu stellen? Freiberg: Absolut! Denken Sie dabei nur an die Ergebnisse beim Wettbe- werb, wie seinerzeit schnell angemesse- ner Wohnraum für Flüchtlinge geschaf- fen werden könnte. Da hat es viele wirklich innovative Ansätze gegeben. Gibt es dazu aus Sicht Ihres Verbandes Wünsche an den Gesetz- geber? Schareck: Da stehen wir Seite an Seite auch mit Haus & Grund. Die Landesbau- ordnung ist ja während der Flüchtlings- krise bereits vereinfacht worden. Das betraf Stockwerkshöhe, Außenanlagen, Stellplätze etc. Es gäbe aber noch eine Menge von Vorschriften, die man aus dem Pflichtbe eich mehr in die Freiwil- ligkeit hinaus verlagern könnte. Muss alles uniform und gleichmäßig gebaut werden? Kann nicht der Auftraggeber, also der Bauherr bestimmen, wie und in welcher Qualität er sein Haus errichtet? Aufstockung ist da ein Thema, in dem man von den Baufluchtvorschriften abweicht. Die Signale der Landesregie- rung, dies tun zu wollen, ermutigen uns. In Verdichtungsräumen sind die Handlungsoptionen allerdings nicht sehr groß. Entweder man geht in die Höhe oder macht eine Lückenfüllung. Das funktioniert bei schmalen Grundstücken wirklich hervorragend. Man muss es nur wollen. Und man sollte in jedem Falle das gesamte Ballungsgebiet betrachten, dazu gehören auch die Umlandge- meinden. Puls : Wir haben Ideen, wir haben Gesetze, wir haben Architekten. Aber dann kommt der Bauunternehmer. Sofort beginnen die Probleme. Der Baulärm stört, dass Bauvorhaben überhaupt. Wir haben massiv Prob- leme durch Einzelinteressen einiger Anwohner und kommen nicht weiter. Die Akzeptanz und Toleranz unserer
hinaus den Abschluss einer Gewähr- leistungsversicherung. Tauchen dann nach dem Testat des Sachverständigen Mängel auf, zahlt die Versicherung, und zwar ohne Rechtsstreit. Diese Versiche- rung gibt es aber nur bei verbandsan- gehörigen Bauunternehmen, was schon mal darauf hindeutet, dass hier das Risiko eines Baumangels eher gering einzuschätzen ist. Lebensräume gestalten, also das Motto dieses Magazins umzusetzen, gelingt zumindest in den Städten nur durch Verdichtung. Gibt es von ihrem Verband Ansätze, dieses Ziel durch innovative Vorgehensweisen zu erreichen? Freiberg: Ja! Das haben wir über das Holzbauzentrum Nord geschafft. Über die Holzrahmenbauweise kann man sehr gut Aufstockungen auf Bestands- immobilien vornehmen. Das ist eine echte Möglichkeit, durch Nachverdich- tung weiteren Wohnraum zu schaffen.
Vorsitzender Thorsten Freiberg
Vorstandsmitglied Thomas Puls
Praxistipp
von Thorsten Freiberg:
Bei jedem Umbau , jeder Sanierung ist die Voranalyse ganz wichtig. Verdeckte Bauteile zumindest pro- beweise öffnen, um festzustellen was dahinter steckt. Mit offenen Karten spielen und nur saubere Kalkulationen abliefern. Nicht einfach irgendeinen Betrieb anrufen und sagen „Macht mal“, sondern auch eine zweite, neutrale Meinung einholen.
Vorstandsmitglied Broder Ingwersen
Unter den Augen des Geschäftsführers (hinten): Der Baugewerbeverbandsvorstand steht Rede und Antwort.
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