IHK-Magazin Ausgabe 2/2024

TIPPS

ÖKOLOGISCHE TRANSFORMATION Wie Unternehmen CO 2 einsparen können Kooperation beim Klimaschutz: Oft unterschätzt, wie Frieder Schnabel vom Fraunhofer IAO verrät.

Strom über den Privatbedarf hinaus produziert wird, wird dieser an das Unternehmen geliefert. Das Unter- nehmen erhält so regional erzeugten Ökostrom für seinen Bilanzkreis und zahlt den Mitarbeitern im Gegenzug einen etwas höheren Preis für diese Einspeisung, als sie an Einspeisever- gütung bekommen würden. Stichwort Finanzierung: Können sich KMU Klimaschutz überhaupt leisten? Schnabel: Wenn sie nicht in Klima- schutz-Maßnahmen investieren, könnte es in Zukunft deutlich teurer werden. Denn es ist davon auszuge- hen, dass die CO2-Bepreisung in den kommenden Jahren sicherlich deutlich steigen wird. Das Credo lautet also: Lieber jetzt gleich anfangen! Auch weil sich viele der Maßnahmen bereits in wenigen Jahren amortisieren.

Das Fraunhofer-Institut für Arbeits- wirtschaft und Organisation (IAO) entwickelt Lösungen für Transforma- tionsprozesse. Wie verläuft die Ko- operation zwischen dem Fraunhofer IAO und einem Unternehmen? Schnabel: Es gibt zum einen bilate- rale Projekte, in denen Unternehmen auf uns zukommen mit ganz konkre- ten Fragestellungen. Zum anderen arbeiten wir aber auch in unserem Netzwerk „Klimaneutrale Unter- nehmen“ mit mehreren Unterneh- men gemeinsam, die alle ähnlichen Themen und Herausforderungen haben. So lösen wir die Fragestellun- gen synergetisch und kostengünstig. Außerdem können sich die Unter- nehmen gleich untereinander ver- netzen. Eine dritte Möglichkeit der Kooperation ist, dass wir gemeinsam ein Forschungsprojekt starten. Dabei bewerben wir uns gemeinsam mit einem Unternehmen als Konsortium auf eine Ausschreibung, EU- oder bundesweit.

UMWELT & ENERGIE

Frieder Schnabel ist beim Fraunhofer- Institut für Arbeitswirtschaft und Organisa- tion (IAO) für den Bereich Energy Innova - tion zuständig.

Auf dem Weg hin zum grünen Unter- nehmen? Dann sind andere Maßnahmen gefragt als viele Pflanzen in Büros.

Was sind die gängigsten Klima- schutz-Maßnahmen für KMU? Schnabel: Es gibt einerseits die technischen Infrastruktur- Maßnahmen, etwa die Gebäu- desanierung, die Umstellung des Fuhrparks oder auch bei der Energieversorgung auf Eigenerzeugung zu setzen – zum Beispiel mit Photovoltaik (PV). Man kann das natürlich etwas aufwendiger gestalten, indem man neben PV-An- lagen auch beispielsweise Wärmerückgewinnung und andere Maßnahmen nutzt. Viele Unternehmen haben ihren Fuhrpark elektrifiziert. Es gibt aber auch die soge- nannten „low hanging fruits“, die wenig Aufwand und wenig Kosten verursachen, wie etwa doppelseitiges Drucken oder auch – Stichwort Nudging – am Aufzug augenzwinkernd darauf hinweisen, wie viele Kalorien man verbrauchen würde, wenn man die Treppe nähme. Neben strategischen Maßnahmen, zum Beispiel nachhaltige Lieferketten oder Einführung eines Energie- managementsystems, sind auch qualitative Maßnahmen wichtig. Wie die Mitarbei- ter-Sensibilisierung, etwa im Hinblick auf den Arbeitsweg oder auch die Speisenauswahl in der Kantine.

Welche Unternehmensbeispiele sind besonders erwähnenswert? Schnabel: Ein bemerkenswertes Beispiel ist ein Unternehmen, das mangels eigener Flächen die Ins- tallation, Wartung und Betrieb von Photovoltaik-Anlagen auf den Privat- wohnungen der Mitarbeiter übernom- men hat. Wenn dort überschüssiger

Mehr zur Arbeit des IAO unter www.iao.fraunhofer.de

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Herr Schnabel, was sollten die ersten Schritte eines Unter- nehmens in Sachen Klima- schutz sein? Frieder Schnabel: Neben den konkreten Maßnahmen für Klimaschutz geht es erst ein- mal darum, den Ist-Stand zu analysieren und eine Strategie zu entwickeln, was die Ziele des Unternehmens sind, um anschließend Strukturen auf- zusetzen und Prozesse zu de- finieren. Dann erst geht es um die Maßnahmen zur Minde- rung von Treibhausgasen und schließlich ums Monitoring. Zuletzt folgen die Kommunika- tion und Berichterstattung.

Was ist die Grundvoraus- setzung, damit der gesamte Prozess erfolgreich wird? Schnabel: Es ist sehr wichtig, dass die grundsätzlichen Um- weltziele von der Geschäfts- führung vorgegeben und auch selbst gelebt werden, denn ohne Personal- und Finanzres- sourcen funktioniert es nicht. Dann muss klar sein, wer ver- antwortlich ist für den ganzen Prozess. Die größeren Unter- nehmen haben oftmals Nach- haltigkeitsmanager eingestellt, aber gerade bei den kleineren Unternehmen ist oft im ersten Schritt niemand außerhalb der Geschäftsführung zuständig.

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