Außerdem ist es unabdingbar, das Schutzkonzept an die Bedürfnisse der Gruppe anzupassen. Es muss geklärt werden, welche sozialen, gesellschaftlichen und gesetz- lichen Bedingungen das Reiseziel stellt und wie man darauf reagiert und informiert. Ein gutes Konzept bezieht alle ein IJAB: Das betrifft jetzt alles sexualisierte Gewalt von Erwachsenen gegen Kinder und Jugendliche. Wie sieht es bei Peer-Gewalt aus? Isabella Maier: Die sehen wir natürlich auch – auch wenn wir eher von Gewalt durch Kinder und Jugendliche allgemein sprechen. Wir erleben Mobbing – auch mit me- dialer Unterstützung – oder Erpressung. Auch das Thema der Bystander*innen wird vermehrt fokussiert, also die jungen Menschen und Strukturen die „nichts“ tun, um Taten zu vermeiden oder diese gar indirekt fördern. Da gibt es leider ziemlich viel.
den ist und im Bett bleiben muss? Wie gehen wir mit Fotos und Videos von Kindern und Jugendlichen um? Haben wir eine Social-Media-Guideline? Jeder Verein hat inzwischen eine Chat-Gruppe. Was für Regeln gelten dort? Es braucht ein funktionierendes Beschwerdemanagement
IJAB: Und wie erreicht dann das Konzept die Menschen?
Isabella Maier: Schulung, Schulung, Schulung! Das be- trifft junge Menschen und wie sie Grenzen ziehen können und sprechfähig werden können, wenn sie sich in einer Situation unwohl oder bedrängt fühlen. Im Jugendchor können zum Beispiel die Stühle zu eng stehen und dann sitzt jemand eingekeilt zwischen zwei Personen, die auch noch die Beine spreizen. Wir alle kennen solche Situati- onen aus der U-Bahn. Es geht aber auch um Eltern, mit denen man zum Beispiel auch über Medienkompetenz sprechen kann. Es betrifft Jugendleiter*innen, es betrifft den ganzen Verein. Sogenannte „Beauftragte“ für sexua- lisierte Gewalt sind gut, aber alle müssen mitziehen. Es braucht ein funktionierendes Beschwerdemanagement mit Vertrauenspersonen, an die sich junge Menschen wenden können. Manchmal kann es auch nötig sein, dass sie sich anonym melden können oder auch im Nachgang zu einer Veranstaltung, bei der sie sich unwohl gefühlt haben. Dafür kann man eine spezielle E-Mail-Adresse einrichten, die von den ausgebildeten Vertrauensleuten gepflegt wird und auch den Teilnehmenden bekannt ist. Es gibt eine ganze Reihe cooler Methoden, die auch Spaß machen können. Wichtig ist es, am Ball zu bleiben und weiterzumachen.
IJAB: Was leistet ein gutes Schutz- oder Präventions konzept?
Isabella Maier: Ich würde grundsätzlich immer von einem Schutzprozess reden. Es mangelt nicht an Konzepten, aber häufig werden sie nicht gelebt oder strategisch eingeführt. Ein guter Prozess bezieht alle ein. Alle müssen von ihm wissen und regelmäßig geschult werden – von der Lei- tung bis zum*r Hausmeister*in. Grundlage hierfür ist eine Analyse von Schutz- und Risikofaktoren, die z. B. spezifi - sche Gefährdungsfaktoren benennen. Dabei sollte nichts verschwiegen oder in Watte gepackt werden. Ein solcher Prozess muss partizipativ gestaltet werden und junge Menschen einbeziehen. Am Ende müssen praxisnahe, ver- ständliche Vereinbarungen, Leitfäden und Regeln stehen. Nehmen wir Kinder auf den Schoß? Wie halten wir es mit Umarmungen? Unterhaltungen sollten nicht auf dem Bett stattfinden. Wie gehen wir mit 1:1-Situationen um? Wie be - treuen wir eine Person, die auf der Freizeit krank gewor-
Kontakt Isabella Maier Deutscher Bundesjugendring Referentin für Prävention sexualisierter Gewalt Mail: isabella.maier@dbjr.de
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