IM FOKUS – Schutz und Prävention
Was sagen die Träger?
Tom Fixemer und Elisabeth Tuider
Befragung zu Schutzkonzepten in der Internationalen Jugendarbeit
IJAB und die Universität Kassel haben im Projekt SchutzJu zwei Jahre lang gemeinsam mit 40 Orga nisationen der Internationalen Jugendarbeit Schutzprojekte gegen sexualisierte Gewalt entwickelt und zusammengetragen. Ein wichtiges Ergebnis der Befragung von Trägern der Internationalen Jugendarbeit ist: Wirksame Schutzkonzepte sollten partizipativ gedacht werden.
Internationale Jugendarbeit findet in Deutschland nicht nur im Rahmen der Kinder- und Jugendhilfe statt, son- dern umfasst neben und in Verschränkung mit Schule außerhalb des Unterrichts (z. B. internationale Klassen- oder Schüler*innenaustausche) alle Bereiche von orga- nisierter Bildung. Oft ist es gut, externe Partner ins Boot zu holen Dies sollte und kann auch Anknüpfungspunkt für die partizipative Entwicklung von Schutzkonzepten in der Internationalen Jugendarbeit sein. Denn bislang ist die Mitbestimmung junger Menschen und die Einbeziehung von deren Sichtweisen auf Schutz, Gewalt und Sexuali- tät 1 bei der Entwicklung von Schutzkonzepten als Orga- nisationsentwicklungsprozess noch eher randständig 2 . In der Online-Befragung „SchutzJu“ des gleichnamigen Forschungsprojektes (Laufzeit 2021–2024, gefördert vom BMBF) geben 47 % der befragten Mitarbeitenden der Internationalen Jugendarbeit an (n = 74), „ein Schutz- konzept liegt noch nicht vor“, aber es ist in Planung. 15 %
der Befragten wissen nicht, ob ein Schutzkonzept für die Internationale Jugendarbeit vorliegt. Und nur zu 18,5 % werden junge Menschen bei der Schutzkonzep - tentwicklung bislang beteiligt. Wenn Beteiligung in der Internationalen Jugendarbeit umgesetzt wird, dann eher bei Alltagsfragen (77,5 %, n = 80), und kaum bei strukturellen Entscheidungen der Internationalen Jugendarbeit (7,5 %, n = 80). Schutzkonzepte werden verstanden als langfristig angelegte partizipative Organisationsentwicklungspro- zesse zum Schutz vor sexualisierter Gewalt, durch die Verwirklichung und Stärkung der höchst persönlichen Rechte junger Menschen sowie zur Sicherung sexu- eller und geschlechtlicher Selbstbestimmung. Diese Implementierung und Umsetzung von Schutzkonzep- ten stellt einen Organisationsprozess unter Berück- sichtigung jugendlicher Lebenswelten dar und bedarf sowohl top-down- als auch bottom-up-Mechanismen, die ineinandergreifen müssen. Die organisationale Schutzkonzeptentwicklung sieht folgende Bestandteile vor: formatspezifische Ressourcen- und Risikoanaly - sen, Präventions- bzw. Sensibilisierungsmaßnahmen,
1 Fixemer, Tom/Henningsen, Anja/Rusack, Tanja/Tuider, Elisabeth (2024): Sexualität und Gewalt: Normalitätskonstruktionen junger Menschen. Zeitschrift für Sexualforschung 37(01), S. 17–28. DOI: 10.1055/a-2181-0447 2 Henningsen, Anja/Herz, Andreas/Fixemer, Tom/Kampert, Meike/Lips, Anna/Riedl, Sonja/Rusack, Tanja/Schilling, Carina/Schmitz, Alina Marlebe/ Schröer, Wolfgang/ Tuider, Elisabeth/Winter, Veronika und Wolff, Mechthild (2021). Qualitätsstandards für Schutzkonzepte in der Kinder- und Jugendarbeit. DOI: https://doi.org/10.25528/071
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