beyond 02|2024

Forschung

„Unabhängig und besorgt“

Ergebnisse der Jugendstudie Südosteuropa 2024

Elena Avramovska

Die Jugendstudie Südosteuropa (SOE) 2024, durchgeführt von der Friedrich-Ebert-Stiftung (FES), bietet wertvolle Einblicke in die Erfahrungen und Perspektiven junger Menschen im Alter von 14 bis 29 Jahren in zwölf Ländern Südosteuropas. Basierend auf den Antworten von fast 9.000 Teil­ nehmer*innen untersucht die Studie unter anderem die Sorgen, Werte und Wünsche junger Menschen in Bezug auf Bildung, Beschäftigung, Korruption und Regierungsführung. Aufbauend auf früheren FES-Studien aus den Jahren 2011 bis 2015 und 2018 beleuchtet diese neueste Erhebung die Ansichten junger Menschen zu Demokratie, gesellschaftlichen Themen und ihren Zukunfts­ erwartungen. Die folgenden Abschnitte stellen die wichtigsten Ergebnisse zu diesen Themen vor.

Sozioökonomische Unsicherheiten prägen das Leben junger Menschen Die Studienergebnisse zeigen, dass wirtschaftliche Ungleichheiten die Erfahrungen junger Menschen in der Region erheblich beeinflussen. Etwa ein Drittel der Jugendlichen hat aufgrund finanzieller Hürden und unzureichender Infrastruktur keinen Zugang zu Bildung oder Berufsausbildung. Darüber hinaus nehmen viele junge Menschen Korruption als weit verbreitetes Prob- lem wahr, das sich in verschiedenen Formen äußert, wie z. B. Bestechung für akademische Noten, einseitige Lehr - planentwicklung und ungleiche Ressourcenverteilung. Unsichere Beschäftigungsverhältnisse sind zudem die vorherrschende Norm für junge Menschen in der SOE- Region. Viele sind in instabilen, schlecht bezahlten Jobs gefangen, die nicht zu ihren Bildungsabschlüssen und Fähigkeiten passen. Mehr als 50 Prozent der überqua- lifizierten Jugendlichen in der Region sind in prekären Arbeitsverhältnissen tätig, darunter Teilzeitstellen mit

unbefristeten Verträgen, befristete Positionen (sowohl in Vollzeit als auch in Teilzeit), und Gelegenheitsjobs. Nahezu sieben von zehn Befragten arbeiten nicht in dem Bereich, für den sie ausgebildet wurden. Korruption und Klientelismus prägen weiterhin die Erfahrungen junger Menschen in Südosteuropa. Im Ein- klang mit der Umfrage von 2018 in der Region werden Parteimitgliedschaften und politische Verbindungen nach wie vor als entscheidende Faktoren dafür wahr- genommen, eine Anstellung zu finden, insbesondere in den untersuchten Nicht-EU-Ländern. Für 62 Prozent der Befragten ist Korruption das größte Problem, mit dem ihre Länder in den nächsten zehn Jahren konfrontiert sein werden, gefolgt von Arbeitslosigkeit, der Abwan- derung qualifizierter Personen („Brain Drain“) und der Qualität öffentlicher Dienstleistungen. Anders als ihre Altersgenoss*innen in Westeuropa sind junge Men- schen in SOE weniger besorgt über den Klimawandel, obwohl die Region bereits sichtbare Auswirkungen des Klimawandels erlebt.

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