beyond 02|2024

Forschung

INTERVIEW

Psychische Gesundheit junger Menschen: ein stärkenorientierter Ansatz

Natali Petala-Weber

Interview mit Dr. Fungisai Gwanzura Ottemöller

Die psychische Gesundheit junger Menschen hat seit der Covid-19-Pandemie, durch die politischen Kri- sen und die Klimakrise an Bedeutung in der Jugend- arbeit gewonnen. IJAB traf Dr. Fungisai Gwanzura Ottemöller – außerordentliche Professorin an der Univer- sität Bergen – auf der wissenschaftlichen Jahrestagung des Deutschen Jugendinstituts und sprach mit ihr über einen stärkenorientierten Ansatz zur psychischen Gesundheit sowie über ihre internationalen Erfahrungen in der Arbeit mit jungen Menschen in Simbabwe und Norwegen.

heit nicht nur um körperliche Gesundheit, sondern auch um geistige, soziale und spirituelle Aspekte – alle Aspekte des Lebens und des Wohlbefindens. Obwohl es ein Klischee ist, zu sagen, dass junge Menschen die Zukunft sind, denke ich, dass wir das ernster nehmen sollten und dass es wirklich wichtig ist, ihnen zuzuhören. IJAB: Was sind Ihrer Meinung nach die wichtigsten Faktoren zur Stärkung der psychischen Gesundheit junger Menschen? Fungisai Gwanzura Ottemöller: Nach meiner Erfah- rung und meinen Forschungen mit jüngeren Kindern in Simbabwe geht es darum, den jungen Menschen zu- zuhören. Als Erwachsene neigen wir zu der Vorstellung, dass wir es am besten wissen. Dies anders zu machen, ist heute eine Arbeitsweise geworden, nicht nur in der Forschung, sondern auch in der Praxis. Man muss sich die Zeit nehmen, zuzuhören, welche Probleme junge Men- schen bewegen und welche Lösungen sie bereithalten.

IJAB: Was ist Ihnen bei Ihrer Arbeit zur Gesundheits­ förderung junger Menschen wichtig?

Fungisai Gwanzura Ottemöller: Nun, ich halte Partizi- pation, die Einbeziehung der Menschen in unsere Arbeit, die Einbeziehung der Menschen in Fragen, die ihr Leben betreffen, und soziale Integration für wichtig. Alle Unter - suchungen zeigen, dass das Gefühl der Zugehörigkeit für die psychische Gesundheit wichtig ist. Mein Hintergrund liegt in der Gesundheitsförderung, bei der es darum geht, Menschen zu befähigen, die Kontrolle über ihre Gesund- heit zu übernehmen. Und natürlich geht es bei der ganz- heitlichen Sichtweise der WHO-Definition 1 von Gesund-

1 https://www.who.int/data/gho/data/major-themes/health-and-well-being#:~:text=The%20WHO%20constitution%20states%3A%20 %22Health,of%20mental%20disorders%20or%20disabilities .

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