Dr. Fungisai Gwanzura Ottemöller außerordentliche Professorin an der Universität Bergen
Kommunale Gesellschaften als Ressource junger Menschen IJAB: Wie nehmen Sie diese unterschiedlichen Bedingungen für junge Menschen in Simbabwe und in Norwegen wahr? Fungisai Gwanzura Ottemöller: Norwegen ist ein wohl- habendes Land, und ich bin mir sicher, dass es auch in Deutschland so ist. Es wird viel über die Krise der psychi- schen Gesundheit junger Menschen und insbesondere von jungen Frauen und Mädchen gesprochen. Das ist keine psychische Krise, sondern eine normale Reaktion auf eine Welt in der Krise. Wir müssen den Zustand der Welt betrachten, statt zu sagen, dass diese jungen Menschen eine Krise haben. Sie reagieren ganz normal auf Bedrohungen. Wie können wir ihnen nun helfen, damit umzugehen und zu erkennen, dass es nicht um sie als Individuum geht, sondern um eine globale Situation? In Simbabwe zum Beispiel ist etwas anderes der Fall: Dort haben junge Menschen aufgrund der politischen und finanziellen Situation zu kämpfen. Manchmal bekom - men sie keine Ausbildung, und wenn sie eine Ausbildung bekommen, finden sie keinen Job.
IJAB: Je weiter die globalen Krisen voranschreiten, desto lauter werden die Stimmen junger Menschen. Sie fordern mehr Beteiligung an Entscheidungsfindung. Wie können wir das Ihrer Meinung nach angehen? Fungisai Gwanzura Ottemöller: Ich finde das sehr er - mutigend und kann sehen, dass man viel von ihnen lernen kann. Sie sagen: Ihr macht den Planeten kaputt, wir können nicht warten, ihr müsst auf uns hören, denn wir sehen die Dinge klarer. Ich denke, das kann für uns hilfreich sein, die wir zu viele Grautöne sehen und fast gelähmt sind. Wir können keine Entscheidungen treffen, weil wir dies und jenes abwägen müssen. Und manchmal brauchen wir diese Einstellung: Wir müssen die Kohlen- dioxidemissionen reduzieren, wir müssen diese Entschei- dungen treffen und nicht hin und her wechseln. Interessant finde ich auch, dass es sich bei jungen Menschen natürlich um eine sehr heterogene Gruppe handelt. Wenn wir über junge Menschen im Globalen Norden sprechen, dann haben sie natürlich viele ver- schiedene Ansichten. Ich bin hier in Norwegen, einer wohlhabenden Gesellschaft, und die Dinge scheinen vielleicht nicht so dringend zu sein, weil sie noch sehr bequem sind. Aber wenn man zum Beispiel auf den Glo- balen Süden schaut, gibt es dort ganz andere Probleme. Ich denke, dass es wichtig ist, bei der Betrachtung der Jugend zu erkennen, dass es sich um eine sehr hetero- gene Gruppe handelt und dass es in den verschiedenen Ländern unterschiedliche Herausforderungen gibt.
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