Weitwinkel – internationale Perspektiven
Die Rolle der MUCF und der Gewaltprävention
Blick in die Zukunft IJAB: Wenn wir einen Blick in die Zukunft werfen, was ist Ihrer Meinung nach notwendig, insbesondere für die Jugendarbeit, damit die Kriminalitätsstatistiken unter Jugendlichen wieder sinken und junge Menschen eine Chance auf eine geregeltere Zukunft haben? Lena Nyberg: Die Verwundbarkeit von Kindern und Ju- gendlichen in kriminellen Netzwerken ist groß. Auch ihre Familien leben mit der Gefahr, Drohungen und Gewalt ausgesetzt zu sein. Ich möchte wirklich betonen, dass es unsere gemeinsame Verantwortung ist, Kinder zu schüt- zen, und dass ein breites Spektrum an verschiedenen Maßnahmen erforderlich ist, um kriminelle Netzwerke daran zu hindern, Kinder und Jugendliche auszubeuten. Es ist eine der dringlichsten Aufgaben der Gesellschaft zu verhindern, dass Kinder und Jugendliche in die Ban- denkriminalität hineingezogen werden. Der Zugang zu si- cheren und sinnvollen Freizeitaktivitäten, z. B. im Bereich des Sports oder der Kultur, sollte gewährleistet sein, da diese wichtige Schutzfaktoren darstellen können. Neben organisierten Aktivitäten können offene Freizeit - angebote für Jugendliche in Jugendzentren und anderen Treffpunkten für Jugendliche dem Gefühl der Ausgrenzung entgegenwirken und es durch ein Gefühl der Zugehörigkeit und des Interesses der Gesellschaft an ihnen ersetzen. Die Zivilgesellschaft steht dabei immer im Mittelpunkt. Die Agentur (MUCF) vergibt staatliche Fördermittel an Organisationen. Die internationalen Kooperationen ge- ben jungen Menschen die Möglichkeit, in einem anderen europäischen Land einen Freiwilligendienst zu leisten, zu studieren oder ein Praktikum zu absolvieren. Dies setzt allerdings voraus, dass diese Treffpunkte nicht von Jungen und jungen Männern mit problematischem Verhalten dominiert werden. Offene Freizeitzentren müssen vielmehr eine gemischte Gruppe von Jugendli- chen mit unterschiedlichen Hintergründen und Interes- sen ansprechen und erreichen.
IJAB: Welche Rolle spielt Ihre Organisation MUCF bei der Unterstützung der Jugendarbeit im Bereich der Gewaltprävention?
Lena Nyberg: Die Rolle der MUCF bei der Unterstützung der Jugendarbeit ist durch einen Regierungsauftrag ge- regelt. Dieser stellt sicher, dass junge Menschen Zugang zu sinnvollen und charakterfördernden Freizeitaktivitä- ten haben. Die Agentur bietet unter anderem Schulungs- und Fortbildungsinitiativen für Jugendbetreuer*innen an. Dies geschieht durch digitale Schulungskurse, Handbü- cher und Online-Seminare. Eine wichtige Voraussetzung dafür, dass Jugendarbeit positive Wirkungen zeigt, ist die aktive Gewaltprävention. Proaktive und methodische Gespräche über Normen und Verhaltensweisen mit jungen Menschen sowie das aktive Einschreiten und Unterbinden jeglicher Form von Gewalt tragen zu einem sicheren Umfeld für junge Menschen bei. Die MUCF wurde von der Regierung beauftragt, Wis- sen und Arbeitsmethoden mit Schwerpunkt auf der Gewaltprävention zu erarbeiten und zu verbreiten. Hauptzielgruppen sind Jugendbetreuer*innen und Sportleiter*innen. Im Rahmen dieser Aufgabe bietet die MUCF Materialien und Anleitungen für die Durchfüh- rung eines Workshops an. Darin werden Informationen über Gewaltformen und gefährdete Zielgruppen vorge- stellt. Ebenso enthalten sind Konzepte für die Gewaltprä- vention sowie Praxisbeispiele, die sich an realistischen Situationen orientieren, die bei der Arbeit in der offenen Jugendarbeit zum Beispiel auftreten können. Darüber hinaus beteiligt sich die MUCF an der Zusammen- arbeit zwischen den Akteuren auf nationaler Ebene, wenn es um gefährdete junge Menschen und Jugendkriminalität geht. Die beiden gängigsten Formen zur Verhinderung von Straftaten bei Kindern und Jugendlichen sind die Zusam- menarbeit zwischen Schule, Sozialdiensten, Polizei und Freizeit (SSPF) und soziale Interventionsgruppen (SIG). An diesen beiden Kooperationen sind die Polizeibehörde, das Nationale Amt für Gesundheit und Wohlfahrt, der Schwe- dische Nationale Rat für Kriminalitätsprävention, die Na- tionale Bildungsbehörde, der Schwedische Verband der lokalen Behörden und Regionen und die MUCF beteiligt.
IJAB: Vielen Dank für das Interview.
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