IM FOKUS – Schutz und Prävention
Zwischen Prävention, Teilhabe und interkultu rellem Lernen
Christoph Bruners
Schutzkonzepte in der Internationalen Jugendarbeit Die Internationale Jugendarbeit bietet jungen Menschen die Möglichkeit, interkulturelle Begeg nungen und wertvolle Lernerfahrungen über Landesgrenzen hinweg zu erleben. Gleichzeitig birgt sie besondere Herausforderungen, insbesondere im Hinblick auf den Schutz vor sexualisierter Gewalt. Angesichts der Vielfalt der Angebote – von Workcamps über Jugendbegegnungen bis hin zu Freiwilligendiensten – ist die Entwicklung wirksamer Schutzkonzepte von zentraler Bedeutung, um ein sicheres Umfeld für alle Teilnehmenden zu gewährleisten.
Breite Fassung der Schutzkonzept debatte: Mehr als Prävention sexuali sierter Gewalt In den darauffolgenden Jahrzehnten wurde Jugend - schutz und damit Prävention sexualisierter Gewalt zunehmend als Bestandteil der Qualitätsentwicklung und Bildungsarbeit verstanden. 3 Initiativen beschäf- tigten sich damit, präventive Maßnahmen nachhaltig in Strukturen und Angebote zu verankern. Träger und Organisationen entwickelten praxisnahe Ansätze, um Fachkräfte zu qualifizieren. Auch für die Internationale Jugendarbeit führte dies zur Erstellung von Materialien und Schulungen, die auf die besonderen Anforderun- gen internationaler Begegnungen zugeschnitten waren.
Bis in die späten 1970er Jahre wurde sexualisierte Gewalt in vielen gesellschaftlichen Kontexten tabuisiert. Präven- tive Ansätze in der Jugendarbeit waren oft durch eine kontrollierende Perspektive geprägt, die darauf abziel- te, Risiken zu minimieren, ohne die zugrunde liegenden Dynamiken zu hinterfragen. In den 1980er Jahren führ- ten gesellschaftliche Entwicklungen zu einer veränder- ten Wahrnehmung. 1 Diese Veränderungen schufen ein öffentliches Bewusstsein und förderten systematischere sowie emanzipatorische Ansätze, die Schutz und Teilha- be gleichermaßen in den Mittelpunkt rückten. 2
1 Gemeint ist hier bspw. die feministische Bewegung, die verstärkte öffentliche Debatte um sexualisierte Gewalt und die AIDS-Krise. 2 Vgl. Henningsen, A. & Sielert, U. (Hrsg.). (2023). Praxishandbuch Sexuelle Bildung, Prävention sexualisierter Gewalt und Antidiskriminierungsar- beit: wertvoll, divers, inklusiv. 3 Die gesetzliche Grundlage für Prävention sexualisierter Gewalt wurde erstmals im Kinder- und Jugendhilfegesetz (SGB VIII) von 1990 geschaffen und mit dem Bundeskinderschutzgesetz 2012 konkretisiert. Letzteres verpflichtete Organisationen der Kinder- und Jugendhilfe zur Entwicklung systematischer Schutzkonzepte und präventiver Maßnahmen.
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