IHK-Magazin Ausgabe 04/2023

TITELTHEMA | GRÜNDUNG

W as die Rolle der Frau in der Wirt- schaft angeht, klaf- fen Anspruch und Wirklichkeit weit auseinander. Vom Ziel gleicher Karrierechancen für Frauen und Männer sind Deutschland, aber auch viele andere Länder in der Europäischen Union, noch weit entfernt. Dabei ha- ben sich die Startpositionen für Mädchen und Frauen in den vergangenen Jahren deutlich verbessert: So machen mehr Frauen als Männer Abitur, und der Frauenanteil unter den Studenten an den Hochschulen in Deutschland liegt bei über 50 Prozent. Doch es bleiben strukturelle Ungleichheiten. Bei der beruf- lichen Ausbildung sind Frauen nach wie vor in der Minderheit, laut statistischem Bundesamt werden rund zwei Drittel der neuen Ausbildungsverträge von Männern abgeschlossen. Er- schwerend hinzu kommt, dass Frauen aus einem begrenzten Portfolio an – später weniger gut bezahlen – Berufen wählen. Das traditionelle Rollenver- ständnis setzt sich im Berufs- leben fort. So sind es in erster Linie Frauen, die wegen famili- ärer Verpflichtungen – seien es eigene Kinder oder die Pflege von Angehörigen – ihre Er-

FRAUEN HOLEN AUF Anteil von Gründerinnen und Gründer im Zeitverlauf

Gründer Gründerinnen Gründerinnenanteil

965

350

496

257

2002

2005

2010

2015

‘20‘21

34 %

Ø 39 %

42 %

QUELLE: KFW-GRÜNDUNGSMONITOR 2022

Unternehmen erfüllen müssen. In der Start-up-Szene hat sich die positive Dynamik der ver- gangenen Jahre ebenfalls fortge- setzt, aktuell liegt der Anteil der Frauen unter deutschen Start- up-Gründern bei 20 Prozent. Frauen in Führungspositio- nen sichtbar zu machen, ist eine wichtige Aufgabe, um die Entwicklung weiter zu be- schleunigen. Denn sie durch- brechen gängige Vorstellungen von Führung und dienen so als Vorbilder – für Frauen und für Männer. Im Folgenden berich- ten fünf Frauen über ihren Weg auf den Chefinnensessel. Stefanie Ball

werbsarbeit einschränken und deutlich mehr Teilzeit arbeiten als Männer. Das hat Auswir- kungen auf Karrierechancen und Lebenseinkommen. Doch ein Wandel hat eingesetzt. So entscheiden sich heutzu- tage viele junge Mädchen für Berufe, die früher von Männern dominiert waren. Auch der Frauenanteil in den Führungs- gremien deutscher Unterneh- men wächst, 17 Prozent der Vorstandsmitglieder in DAX-, MDAX- und SDAX-Unterneh- men sind weiblich. Befördert wurde diese Entwicklung durch gesetzlich festgelegte Geschlechterquoten, die große

27.251 GRÜNDUNGEN von Einzelunter- nehmen durch Frauen in Baden- Württemberg 2022 QUELLE: BÜRGSCHAFTS- BANK UND MBG BADEN- WÜRTTEMBERG

kann so auch erst einmal erkundet werden, nach einer Testphase lässt sich das Business weiter ausbauen. um soziale und gesellschaftliche Ideen zu verwirklichen; Frauen suchen bei ihrer Geschäftsidee (fast immer) nach Sinnhaftigkeit. Markt und Branche, haben sich mit ihrer Zielgruppe vertraut gemacht und wissen, was sie selbst an Fähigkeiten mitbringen und welche sie noch brauchen, um ihre Idee umzusetzen. sehr gewissenhaft; Frauen glänzen mit Detailwissen zu

mit weniger Kapital als Männer; die Investitions -

Frauen gründen (noch) deutlich seltener als Männer, der Frauenanteil bei Start-up-Gründungen beläuft sich auf 20 Prozent. oft im Nebenerwerb; die Familienvereinbarkeit spielt für viele Frauen noch immer eine große Rolle, beziehungsweise sind sie de facto dafür zuständig. Da bietet es Vorteile, klein und für einige Stunden in der Woche zu starten. Der Markt

summen weiblicher Start-ups sind wesentlicher geringer als die von Start-up-Unternehmern. Das liegt zum einen an einer vorsichtigeren Finanzplanung von Frauen. Zum anderen liegt dies aber auch wesentlich darin begründet, dass Gründerinnen bei der Kapitalsuche vor größeren Herausforderungen stehen als Männer, weil unbewus - ste oder bewusste Vorurteile gegenüber Unternehmerinnen bestehen.

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