Durch den Moosacher Wald fährt die Nürnber ger 194 050 am 25. Mai 1979 mit einem Güter zug aus Regensburg. Foto: Wolfgang Bügel, Slg. Eisenbahnstiftung
Die „Friedensausführung“ der Baureihe E 94 Die Ursprungs-194
SBS 38 bezeichnete. Trotz dieser Unter- schiede wurden alle Loks hinsichtlich der Druckluftleitungen und der Grundplatte für den Drehisolatorantrieb identisch ausgeführt, damit im Betrieb immer bei- de Typen einsetzbar waren. Der Vorteil dieses Stromabnehmers war vor allem, dass die zunächst noch 2100 mm breite und vertikal gefederte Wippe als separa- tes Bauteil leicht gegen die 1950 mm breite „Reichswippe“ getauscht werden konnte, welche nach der Annexion von Österreich entwickelt worden war. Da sich die vertikal gefederte Wippe nicht bewährte, wurde der Stromabneh- mer zum SBS 39 mit Pendelwippe weiter- entwickelt; er sollte nach dem Krieg in Verbindung mit dem Drehisolatorantrieb bei der DB zum Standard werden. Den Auftrag zur Entwicklung der E 94 bekam die AEG 1937. Trotz einer weitge- henden Schweißkonstruktion gehörte die Verwendung von Nieten zu den bewähr- ten Konstruktionsgrundsätzen – insbe- sondere an Stellen, an denen Baugrup- pen oder Bauteile bei Bedarf vom Lok- kasten getrennt werden konnten. Dies betraf beispielsweise Deckleisten oder Rahmen von Lüftungsgittern und Fens- tern. Dort wurden allerdings Senkniete verwendet, um eine glatte Oberfläche zu erzielen. In dieser Ausführung wurden die ers- ten 80 Loks geliefert. Kurz nach Kriegs- beginn wurde dann aber versucht, an unkritischen Stellen die Konstruktion zu „entfeinern“. Eine dieser Maßnahmen war die Verwendung von normalen Rundkopfnieten statt Senknieten, was bei den von AEG ab 1943 gelieferten Loks E 94 081 ff. umgesetzt wurde.
Die Baureihe 194 wurde erstmals 1940 auf die Räder gestellt. Er- gänzend zu unseren Beiträgen in MIBA 3/2017 und 5/2022 erläutert Bernd Zöllner, was die Bauserie – zu der auch das Märklin-Vorbild 194 050 zählt – konstruktiv von den späteren Maschinen mit Heim- stoffverwendung und den DB-Nachbauloks unterscheidet.
D ie E 94 ist eine konsequente Weiter- entwicklung der E 93, die ebenfalls bei der AEG entstanden ist. Die gestiege- nen Leistungsanforderungen in den spä- ten 1930er-Jahren und die nicht mehr zeitgemäße Höchstgeschwindigkeit der E 93 von 70 km/h führten zu einer um- fassenden Weiterentwicklung des an sich bewährten Konzepts. Leistungsstärkere Motoren und ein stärkerer Trafo forder- ten ihren Tribut, auch der Einbau einer elektrischen Widerstandsbremse hatte Auswirkungen auf das Fahrzeugkonzept. Im Vergleich zur E 93 (2214 kW) konn- te die Nennleistung der E 94 auf 3090 kW gesteigert werden, die Höchstgeschwin- digkeit wurde auf 90 km/ angehoben. Die höhere Geschwindigkeit war notwendig, um auf den elektrifizierten Strecken den Durchsatz zu erhöhen. Bei den Fahrmotoren konnte die AEG auf den bei der E 44 506 – 509 erprobten Typ EKB 725 zurückgreifen, der leis- tungsstärkere Trafo wurde von der E 18 übernommen. So entstand eine Neukon- struktion, die mit bewährten Baugruppen zum Erfolg führen sollte. Diese Vorge-
hensweise wurde auch vom Reichsver- kehrsministerium als Auftraggeber ver- folgt, denn konzeptionelle Änderungs vorschläge von Siemens als weiterem Lieferanten der E 94 wurden grundsätz- lich abgelehnt. Im Ablieferungszustand gab es den- noch kleinere Zugeständnisse an die bei- den Lieferanten der E 94. So erhielten die E 94 von der AEG den bei der E 18 be- währten Druckgasschalter APB 104, während Siemens seinen Expansions- schalter R 628 verwenden konnte. Da- durch gab es geringe Unterschiede in der Dachleitung: Beim Expansionsschalter erfolgte der Anschluss des Trafos inner- halb des Maschinenraums. Der Stromabnehmer war eine Gemein- schaftsentwicklung von AEG und Sie- mens unter dem Dach der Arbeitsge- meinschaft WASSEG. Sie unterschieden sich jedoch im Antrieb. Die AEG verbaute diesen Stromabnehmer als HISE 7 mit dem vom HISE 2 der E 18 bekannten Kol- benfederantrieb, während Siemens den neu entwickelten Drehisolatorantrieb verwendete und den Stromabnehmer als
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MIBA-Miniaturbahnen 7/2022
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