Imposante Zahlen zeichnen die Mallet-Type H-6 der einstigen Chesapeake & Ohio Railroad aus: rund 30 Meter lang, fast 300 Tonnen schwer (Lok und Tender), 28 Tonnen Achslast (Treibachsen) sowie 16 Tonnen Kohle und 45 000 Liter Wasser im Tender.
W ir schreiben den 31. De- zember 2020. Nach nahe- zu sieben nervenaufrei- benden Jahren steht eine der größten jemals gebauten Mallet-Lokomotiven wieder unter Dampf. H-6 1309 heißt der Koloss, der im Jahre 1949 als letz- te dort gebaute Dampflok die be- rühmte US-amerikanische Lokfabrik Baldwin verlassen hatte. Besteller war die damalige Chesapeake & Ohio Railroad (C&O), die im Nord- osten der USA ein rund 10000 Kilo- meter langes Streckennetz betrieb. Im Bundesstaat West Virginia bediente die C&O zahlreiche große Kohlemi- nen, das schwarze Gold musste mit langen und schweren Zügen in schwie- rigem Terrain abgefahren werden. Dafür hatte die C&O bereits im Jahre 1911 bei der bekannten Lokfabrik ALCO eine für damalige Verhältnisse riesige Mallet bestellt, die zwei drei- achsige Triebwerke und jeweils eine Vor- und Nachlaufachse besaß (US- Erinnerungen an die Einsätze der 1309 bei der Chesapeake & Ohio Railroad (C&O), wo sie schwere Kohlenzüge auf schwierigen Stre- cken in West Virginia beförderte ā sowohl als Zug- als auch als Schub- lokomotive (Holden, Juni 1953).
In den USA entwickelte man ab 1910 erste Gelenklokomotiven ā allerdings meist riesige Maschinen für die Be- förderung schwerer Züge auf stei- gungsreichen Strecken. Die meisten Bahnen verzichteten auf das von Mal- let vorgesehene Verbund-Prinzip der doppelten Dampfdehnung in Hoch- und Niederdruckzylindern, das einen höheren Wirkungsgrad versprach. Damit verbunden waren erheblich höhere Unterhaltungskosten, so dass sich schließlich in den USA das war- tungsärmere System der einfachen Dampfdehnung durchsetzte. Die Big
Achsfolge 2-6-6-2, deutsche Typisie- rung (1āC) Cā1). Diese Gelenklokkonstruktion mit einem festen und einem beweglichen Triebwerk geht auf den Schweizer Ingenieur Anatole Mallet zurück, der damit leistungsfähige Loks mit guter Kurvenläufigkeit ermöglichen wollte. ZWEI TRIEBWERKE Mallet-Loks kamen in Europa fast nur auf Klein- und Schmalspurbahn- en zum Einsatz. Das berühmteste Beispiel ist die ER-Titellok 99 633, die heute beim Öchsle zu Hause ist.
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