Eisenbahn Romantik

D er Vierwaldstättersee – fast jeder kennt ihn, die roman- tischen Zahnradbahnen auf den Rigi und die nostalgischen Dampfschiffe. Doch wer sagt eigent- lich, dass Eisenbahnromantiker sich ausschließlich für Nostalgieverkehr begeistern dürfen? Schließen mo- derne Technik und Bahnromantik einander zwingend aus? In der Zen- tralschweiz haben wir für Sie Berg- bahnen mit herausragenden techni- schen Besonderheiten bereist und wollen sehen, ob uns auch moderne Technik begeistern kann. AUF DEN PILATUS! Wir beginnen unsere Reise mit einer Fahrt auf den Pilatus, den 2.128 Me- ter hohen Hausberg von Luzern. Der Ingenieur Eduard Locher hatte im 19. Jahrhundert die Idee, eine Zahnradbahn auf den Pilatus zu bauen. Der Bau stellte wegen der extremen Steilheit eine besondere Herausforderung dar, da bei den bisherigen Zahnradsystemen das Risiko des Aufsteigens der Triebzäh- ne bestand. Locher entwickelte eine ausgeklügelte Konstruktion mit zwei sich horizontal drehenden Zahnrä- dern mit Sicherungsscheiben unter den Zahnrädern. 1889 wurde die 4,6 Kilometer lange Strecke von Alp- nachstad bis Pilatus Kulm eröffnet. Sie ist mit einer maximalen Steigung von 48 Prozent bis heute die steilste Zahnradbahn der Welt. Und damit haben wir den ersten Superlativ. Bis 1937 – seither ist die Strecke elektrifiziert – kämpften sich Dampf- triebwagen in 70 bis 80 Minuten 1.600 Meter hoch bis auf den Berg. Der Kessel war quer zur Fahrtrich- tung gelagert. Zwei Exemplare blie- ben erhalten und können im Ver- kehrshaus der Schweiz in Luzern und im Deutschen Museum in Mün- chen bewundert werden. Könnten wir diese Dampftriebwagen doch noch in Aktion erleben! Ein wenig romantische Sehnsucht sei erlaubt.

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