„Wenn ihr noch mitwollt, dann aber zackig!“ Fahrt in die Ferien! Auf an die Ostsee!
An die See fuhr man mit der Bahn, von Berlin nach Stralsund dominierte die Nulldrei-Zehn
auf dem Bahnsteig durchaus Hektik auslöst; die bei wolkenlosem Him- mel strahlende Sonne trägt jedenfalls kaum zur Beruhigung der Gemüter bei. An dem Sturm auf den 14 Wa- gen starken Zug beteilige ich mich nicht. Ich habe anderes im Sinn, als mir einen bequemen Sitzplatz zu er- kämpfen. Vorne setzt gerade die 132 vom Zug ab und das heimlich von mir Erhoffte geschieht: Die zuvor im Gleisvorfeld gesichtete Dampflok be- wegt sich langsam auf uns zu: 03 0074 lese ich am Tender! Nicht nur mich erfasst Faszination: Zwei Jungen, etwa zehn Jahre alt, die das Herannahen der Maschine vom ersten Wagen aus beobachtet haben dürften, kommen nach vorn, lauschen dem Dröhnen der Ölfeuerung, starren ergriffen in
19. Juli 1978: Für meine Fahrt nach Stralsund habe ich mir den D 552 ausgesucht, der in Berlin-Lichtenberg um 12 Uhr ankommen und um 12:15 Uhr abfahren soll. Das Gedränge um kurz vor zwölf auf dem Lichtenberger Bahnsteig lässt keine Langeweile be- fürchten. Es hat den Anschein, als sei halb Berlin auf den Beinen, vor allem Eltern mit Kindern. Ihr Feriengepäck und aufgeregtes Palavern lassen er- kennen, dass man auf dem Sprung in die schönste Zeit des Jahres ist. DRÖHNENDE ÖLFEUERUNG Der Zug kommt von Erfurt, ganz pünktlich ist er nicht: Geführt von einer Diesellok Baureihe 132 rollt er mit zehn Minuten Verspätung ein, was beim fröhlichen Völkchen
das ölglänzende Triebwerk mit seinen Zweimeterrädern und schielen zum Lokführer, der gerade mit dem Zug- führer den Betriebsleistungszettel ge- gen den Bremszettel tauscht. Wir sind dem Zugführer nicht ganz verborgen geblieben: „Wenn ihr noch mitwollt, dann aber zackig!“. Er meint uns … DURCH BERLIN! Auf den ersten Eindruck etwas müh- sam setzt 03 0074 um 12:26 Uhr unseren langen Zug in Bewegung. Nachdem aber das laute Zischen der Zylinderentwässerungsventile aufge- hört hat, ist immer klarer, lauter und akzentuierter der unvergleichliche Takt der hart arbeitenden konsequent beschleunigenden Dreizylinderlok zu vernehmen. „Volles Rohr“ geht
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